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Frankenwaldtheater in Stadtsteinach: Ein skurriler Spaß über Glamour und Gloria


Autor: Klaus Klaschka

Stadtsteinach, Samstag, 04. Juli 2015

Wie es mit Noah nach dem Archenbau und mit Dornröschen nach dem Wachgeküsst-Werden weitergeht, erzählte Wolfgang Martins Frankenwaldtheater bei der Vorstellung in Stadtsteinach aktionsreich und amüsant.
Nach 100 Jahren Schlaf leidet Dornröschen jetzt unter Schlaflosigkeit. Foto: Klaus Klaschka


"Comeback für und Noah" und "Was macht eigentlich Dornröschen?" heißen die Stücke, die erzählen, dass berühmte Leute auch so ihre ganz alltäglichen Probleme haben.

Wir kennen Noah, der einen riesigen schwimmenden Kasten gebaut hatte. Er verfrachtete dort seine komplette Familie und von allen Tieren jeweils ein Paar hinein und rettete sie vor dem größten aller Unwetter, der Sintflut - im Auftrag der großen Stimme, die ihm genau das geheißen hatte.

Doch wir kennen nur diese 40 Tage aus Noahs Leben. Nun sitzt er aber wieder als Winzer wie eh und je da, panscht ein wenig Wasser in den Wein und lebt sein übliches Leben - mit Müll raustragen und von der Ehefrau genervt sein.

Ab und zu zieht er sich in seinen Kellerraum zurück, wo er dieses und jenes zusammenbastelt - unter anderem ein Modell seiner glorreichen Arche.

Beim nächsten Mal will Noah nur noch Gendaten mitnehmen

Und er träumt von seiner Bedeutung als Held - damals, denn er "weiß jetzt, dass es noch ein anderes Leben gibt..." - und geht wehmütig mit seinem Arche-Modell in die Badewanne. Aber insgeheim wartet Noah auf den neuen Auftrag "Bau mir wieder eine Arche...".

Er plant schon mal vor: Anstelle der vielen Lebewesen würde er dann eine riesige Gen-Datenbank mit an Bord nehmen, die nur noch ein Prozent der Arche einnähme. Und der Rest des Schiffes? Mit riesen Klamauk trainiert Noah (Martin Schülke außer Rand und Band) schon mal in seinem Keller, die Arche dann touristisch (an das Publikum) zu vermarkten, als Fun-Erlebnis inklusive Klim-Bimm-Unterhaltungs-Schows. - Die Zeiten ändern sich halt: Hatte Noah mit der Ur-Arche nur Arbeit und blieb auf den Kosten sitzen, so würde er mit einer zweiten Arche dann auch noch als Event-Manager groß herauskommen.

Die Chancen sind gut für Noah: Der abermalige Untergang der Welt bahnt sich ja an: Klimawandel, Überflutungen machen Hoffnung. Und Noah hat zur Beschleunigung des ganzen einen Klimawandler konstruiert - aus einfachen Teilen, die es in jedem Baumarkt gibt. - Und der Herr sprach... bisher nicht noch einmal zu Noah.

Der Prinz bringt Dornröschens Vermögen durch

Dornröschen kennen wir auch: Wegen einer beleidigten Fee wurde sie erst in einen hundertjährigen Schlaf versetzt, dann wieder von einem jungen Prinzen wachgeküßt. "Und sie lebten glücklich bis..." Nein, nicht bis an ihr Lebensende, wie die Brüder Grimm lügen. Denn der Prinz stellte sich nicht als Erstgeborener und Thronfolger und angehender König heraus. Aber als ihr Ehemann bekam er Kontovollmacht und brachte das Vermögen der Prinzessin durch. Nun hat sie ihn rausgeworfen und die Scheidung läuft. Mit zwei Kindern sitzt sie jetzt in einer schlechten Zwei-Zimmer-Wohnung. Sie will ihrem Sohn das Dornröschen-Märchen als Gute-Nacht-Geschichte erzählen. Doch der mag das nicht: Er mag lieber elektronische Spiele mit viel Schießereien.

Für den Lebensunterhalt (als Prinzessin hat sie ja nichts Vernünftiges gelernt) verkauft sie jetzt Matratzen in einem Möbelhaus. Und sie hat noch ein Problem: Nach hundert Jahren Schlaf leidet sie jetzt an Schlaflosigkeit. Da helfen auch keine Hausmittel sondern nur die chemische Industrie.

Die Märchen-Prinzessin will ihre Memoiren schreiben

Doch die Hoffnung stirbt zuletzt: Sie hat eine Idee. Sie wird ihre Memoiren schreiben - Eine Prinzessin packt aus (Viktoria Lewowsky bekommt nun glänzende Augen). Sie wird darin mit all dem abrechnen, was sie in den Ruin getrieben hat - schonungslos. Das Buch wird sich hervorragend verkaufen und sie wird auf ihren Lesereisen wieder groß herauskommen, Interviews geben und man wird dann viel über sie berichten - phantasiert sie schon einmal. Jetzt ist sie "im Ranking der beliebtesten Märchen-Prinzessinen" ja nicht einmal unter den ersten Zehn. Gleich setzt sie sich an den Laptop und beginnt zu schreiben. Doch zunächst wirken die Schlaftropfen, die sie vorher eingenommen hat. Wenigstes eines ihrer Probleme ist vorübergehend lösbar.

Martin Schülke und Viktoria Lewowsky (beide aus München) boten trotz brütender Hitze eine aktionsreiche Vorstellung, die das Publikum merkbar amüsieren konnte. Wolfgang Martin schafft mit seiner launigen Einführung und mit seinem Umgang mit seinen Gästen eine familiäre Atmosphäre im Stadtsteinacher Frankenwaldtheater.