Fränzösische Beziehungskomödie am Schlosstheater Thurnau
Autor: Katharina Müller-Sanke
Thurnau, Donnerstag, 09. März 2017
"Anderthalb Stunden zu spät" heißt die Komödie von Gérald Sibleyras und Jean Dell. Am Samstag, 18. März, ist Premiere am Schlosstheater Thurnau.
Sie foppen sich ein bisschen, manchmal streiten sie richtig. Sie reißen alte Wunden auf und tauschen neue Befindlichkeiten aus. Natürlich nur auf der Bühne. Angelique Verdel und Wolfgang Krebs proben derzeit ihr neues Stück im Schlosstheater Thurnau.
Aus dem Leben gegriffen
Die Geschichte ist mitten aus dem Leben gegriffen: Pierre und Laurence sind seit über 20 Jahren verheiratet und zum Abendessen bei Freunden eingeladen. Pierre wartet schon seit einer Viertelstunde darauf, dass seine Frau endlich fertig wird.
Doch im letzten Moment beschließt sie, dass sie keine Lust mehr hat, mitzukommen. Denn sie will endlich mal reden: über sich, über ihn, über ihre Kinder, über ihre Beziehung. Und sie hat keine Lust auf Small Talk, sondern will ernsthaft reden. Tacheles. Genauer gesagt: Sie will ihm so einiges aufs Brot schmieren, ihm die Leviten lesen.
Aber vor allem möchte Laurence über die vielen gemeinsamen Jahre reden und das, was am Horizont droht - der Ruhestand!
Nicht gesucht, trotzdem gefunden
Angelique Verdel und Wolfgang Krebs arbeiten in "Anderthalb Stunden zu spät" perfekt miteinander. "Wir haben uns nicht gesucht und trotzdem gefunden", sagen sie. Beide harmonieren auf der Bühne hervorragend. Und haben auch die Regiearbeit gemeinsam übernommen. Immer wieder wird diskutiert bei den Proben und hin und her überlegt. Meistens sind sich beide aber schnell einig. Die Schauspiel-Chemie stimmt.
Das ist auch wichtig, denn die Probenzeit war relativ knapp. Wolfgang Krebs ist derzeit noch mit seinem Solostück "Was Don Quichotte gerne verschwieg" auf der Bühne zu sehen. Angelique Verdel war die letzten Monate mit ihrem Lebensgefährten für ein Projekt auf Sri Lanka und hat den Text dort gelernt.
Zwei echte Profis
Zum Glück sind beide echte Profis und nutzen die Zeit bis zur Premiere intensiv und effektiv. Die beiden Hauptdarsteller mimen ein alterndes Ehepaar. An einem Scheideweg im Leben: er kurz vor der Rente, sie nach jahrzehntelanger Aufopferung für die Familie auf dem Weg - ja, wohin eigentlich?
In der französischen Komödie ganz im beliebten Schlosstheater-Stil geht es diesmal nicht um die großen und außergewöhnlichen Themen. Sondern um das, was die meisten Menschen früher oder später umtreibt: lustig, wahr, ernst und liebevoll, eben mitten aus dem Leben.