Fränkische Traktorfreunde gestehen: Sammeln ist wie eine Sucht
Autor: Redaktion
Gelbsreuth, Montag, 27. Mai 2019
Wohnwagen oder Wienerla-Wärmer - beim Schleppertreffen in Gelbsreuth konnte auch manche Kuriosität bestaunt werden. Die Besucher genossen das besondere Ambiente.
Zufall oder nicht, den ersten Platz beim Schlepperturnier in Gelbsreuth holte sich einer der jüngsten Fahrer mit einem der ältesten Traktoren. Der 27-jährige Sebastian Neuner aus Treunitz bei Königsfeld schaffte es, seinen Röhr 15R, Baujahr 1951, mit verbundenen Augen bis auf 16 Zentimeter an ein Hindernis zu manövrieren und zielgenau rückwärts einzuparken - letzteres sogar mit einer historischen Futterschneidmaschine aus den 1930er Jahren im Schlepptau.
Auf die Frage, wie man so viel Geschicklichkeit mit dem Schlepper entwickle, antwortete er nur: "Wir üben daheim immer." Denn sein alter Röhr sei regelmäßig auf dem heimischen Biohof im Einsatz.
Den zweiten Platz holte der 68-jährige Willi Gaßner aus Stegaurach bei Bamberg. Sein 901er Hanomag, Baujahr 1968, muss zwar auch arbeiten, aber nicht mehr in der Landwirtschaft. Gaßner nutzt ihn als Zugmaschine für einen Wohnwagen der besonderen Art.
Fahrbare Blockhütte gezimmert
Der ehemalige Bankkaufmann hat in Eigenarbeit eine fahrbare Blockhütte gezimmert - mit Wohn-, Schlaf- und Kochbereich. Der Untersatz für die urige Behausung ist ein alter Ladewagen. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Gundi Fößel besucht Gaßner Campingplätze und immer wieder auch Schleppertreffen. Er sagte: "So ein Traktortreffen ist wie ein Wanderurlaub. Das Ziel ist dahinzugehen, wo man noch nie war." Daher waren die beiden schon zwei Tage früher angereist, um auf Wanderungen "die fränkische Natur und ihre Menschen ganz anders kennenzulernen".
Den dritten Platz schaffte der 68-jährige Gottfried Riedel aus Altenplos auf einem MAN B18A. Er hatte 2012 bei der Schlepper-WM am Großglockner in Österreich den Weltmeistertitel in seiner Klasse geholt. Die Frage, wie man solche Fähigkeiten erlange, beantwortete er so: "Durch die landwirtschaftliche Tätigkeit. Wir haben unsere Schlepper ja nicht nur zum Spielen."
Leuchtende Kinderaugen
Insgesamt waren rund 140 Traktoren auf dem Festplatz ausgestellt. Über den Tag verteilt bewirteten die Gelbsreuther um die tausend Besucher. Einer davon war der zweijährige Johannes Dykast aus Hirschaid. Eigens für das Schleppertreffen ließ er seinen Mittagsschlaf ausfallen - keine Spur von Müdigkeit, dafür aber leuchtende Augen, als er auf einem 14er Bautz sitzen durfte. Auch seine achtjährige Schwester Fiona ist ein begeisterter Schlepperfan. Ein Lieblingsexemplar hat sie sich schon ausgesucht, einen 1977er IHC 1046 mit Regendach, "weil er so schön glänzt".