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Forstamt Stadtsteinach steht seit 100 Jahren


Autor: Siegfried Sesselmann

Stadtsteinach, Freitag, 22. Juli 2016

Heute ist es still geworden in den Wäldern um die Stadt. Früher war hier für viele Menschen der Broterwerb gesichert.
Ein seltenes Foto von Forstarbeitern vor etwa 100 Jahren. Mit Axt und Säge verrichteten sie körperlich Schwerstarbeit. In den Forsthäusern in der Umgebung fanden sie Platz zum Essen und dort teilte der Rottmeister ihre Arbeit ein.


StadtsteinachDie Ehrentage einzelner Gebäude werden oft vergessen. Den 100. Jahrestag des Forstamts in Stadtsteinach sollte man aber zum Anlass nehmen, sich die geschichtlichen Zusammenhänge in Erinnerung zu rufen.

Von 1862 bis zum 30. Juni 1972 war e Stadtsteinach Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises Stadtsteinach und Sitz des früheren Bezirksamtes. Zwar erhielt Stadtsteinach 4,9 Millionen DM Ausgleichszahlung, um in Schulgebäude oder Freischwimmbad zu investieren, aber die Arbeitskräfte auf dem Dienstleistungssektor waren verschwunden. Das Forstamt Stadtsteinach ist bis heute die einzige staatliche Hauptstelle, die nach der Gebietsreform in der Stadt, in der Forstamtstraße 4, verblieben ist.

Ihre Zuständigkeit wurde sogar noch erheblich erweitert.

So ist das Bayerische Forstamt, besser gesagt das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Unterbehörde Bereich Forsten für die acht Reviere zuständig, die von Ludwigstadt im Norden bis Wonsees in Süden, von Schneckenlohe im Westen bis Marktleugast im Osten reichen.


Lange Historie

An der Stelle des 100-jährigen Gebäudes stand schon nachweislich 1323 ein Burghut, in der ein Burgmann vom Geschlecht der von Waldenfest beauftragt war, diese zu bewachen. Dann wechselten die Eigentümer munter, bis 1830 das Königreich Bayern einen Revierförster Moribeck in diese neu geschaffene Forstamtverwaltung setzte.
Der Neubau 1916 erfolgte unter der Leitung des königlichen Forstmeisters Georg Pausch. Mit der Forstreform in Bayern 2004 wurden alle 128 bayerischen Forstämter mit den vier Forstdirektionen aufgelöst und in die Landwirtschaftsämter eingegliedert.

Mit der Verschlankung der Forstverwaltung sollen insgesamt 1000 Forstbeschäftigte eingespart werden. Die Aufgaben der Forstämter übernahmen die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Dieses Amt für unseren Bereich befindet sich in der Villa des Textilfabrikanten Eduard Trendel am Fuße des Rehbergs in der Trendelstraße in Kulmbach.

Der stellvertretende Behördenleiter Michael Schneider ist seit 2004 der Bereichsleiter Forsten im Gebäude des ehemaligen Forstamtes in Stadtsteinach. Trotz dieser komplizierten Struktur wird das Gebäude in Stadtsteinach weiterhin für die Stanicher das Forstamt bleiben.

Neben dem Forstamt in Stadtsteinach gab es früher auch noch Forsthäuser, die Forstärar genannt wurden, also dem Staat gehörten. Neben Enchenreuth, Marienweiher, Marktleugast und Steinbach gab es in der Nähe weitere Sitze von Forstmeistern. Der älteste ist in Vorderreuth, das schon 1733 viele königliche Forstwarte oder Waldaufseher beherbergte. Alle diese Außenstellen sind verschwunden und auch die Leiter der Holzfällergruppen, die einem Rottmeister unterstanden. Letzter Chef der Waldarbeiter war der staatliche Rottmeister Johann Martin.



Lebensgrundlage

In Stadtsteinach lebten viele Familien vom Wald, der vielfältige Erwerbsmöglichkeiten bot. So gab es Holzhauer, die auch Waldwege anlegten und fünf Sägewerke (Schneidmühlen) in Stadtsteinach, die das Holz mit Wasserkraft sägten. Neben Holzschnitzern gab es zweitweise sieben Schreinereien, drei Zimmereien, zwei Wagner und einen Büttner.

Heute ist es still in den Wäldern geworden. Man redet von Renaturierung, Mischwald, Naturbiotopen und möchte die Holznutzung und deren Verkauf nicht mehr als die Haupteinnahmequelle nutzen. Es gilt vielmehr, den Wald zu hegen und zu pflegen und ihn als wichtigen Lebensraum für Mensch und Zier zu erhalten.
Die "Forstämter" heute setzen andere Prioritäten. So zu lesen auf der Seite der AELF Kulmbach: "Unser Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kulmbach ist Ansprechpartner für alle Bürgerinnen und Bürger sowie land- und forstwirtschaftliche Unternehmen. Wir beraten, qualifizieren und informieren in den Landkreisen Kulmbach und Kronach."


Im Mittelpunkt

Als 1952 die Idee eines "Tag des Baumes" von Amerika nach Deutschland kam, standen alle Mitarbeiter des Forstamtes bereit, um mit einzelnen Klassen einen Tag im Wald zu verbringen.
Hier wurde Unterricht von Fachleuten im Lebensraum "Wald" gehalten und viel blieb den Kindern in Erinnerung. Vielleicht kommt diese Einrichtung ja auch wieder in die Schulen zurück. red