Försterin in Kulmbach: Der Wald muss gepflegt werden
Autor: Dagmar Besand
Kulmbach, Freitag, 19. Sept. 2014
Carmen Hombach ist Försterin mit Leib und Seele. Sie kümmert sich in Kulmbach um 550 Hektar Baumbestand und sorgt dafür, dass das Gleichgewicht stimmt. Das wirkt sich auch positiv auf die Qualität unseres Trinkwassers aus. Was der Wald mit sauberem Wasser zu tun hat, erklärt sie im Video-Interview.
Carmen Hombach hat ihren absoluten Traumberuf gefunden: Die 46-Jährige ist die Kulmbacher Stadtförsterin. Die Diplom-Forstingenieurin stammt aus Marktleugast und kümmert sich seit 2008 um die städtischen Waldgebiete. Zuvor war sie beim Forstamt Stadtsteinach tätig. Mit infranken.de spricht Carmen Hombach über die Rolle des Waldes für sauberes Trinkwasser und darüber, wie man Kinder und Erwachsene für einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Natur begeistert.
Warum haben Sie sich gewünscht, Försterin zu werden?
Carmen Hombach: Nach der Mittleren Reife habe ich zunächst eine Ausbildung als Einzelhandelskauffrau gemacht, wünschte mir aber eigentlich schon immer einen Arbeitsplatz in der Natur. Viel draußen zu sein und eigenständig arbeiten zu können, das war meine Idealvorstellung. Nach einem Praktikum bei Albin Schmidt im Forstamt Stadtsteinach war für mich klar: Das ist es, was ich gerne machen möchte.
Früher war das ja ein klassischer Männerberuf. Hat sich das geändert?
Während meines Studiums in Weihenstephan lag der Frauenanteil unter den Studenten tatsächlich nur bei zehn Prozent. Heute sind es deutlich mehr.
Ist es schwer, sich als Frau in diesem Aufgabengebiet zu behaupten?
Ich hatte da nie Probleme, weder im Studium noch als Chefin unserer Waldarbeiter. Man muss seine Arbeit mögen, fachlich gut sein und nicht aus Zucker - aber das ist man sowieso nicht, wenn man sich für diesen Beruf entscheidet.
Für welche Waldgebiete sind Sie zuständig?
Ich kümmere mich um den Waldbesitz der Stadt, der Stadtwerke und der Bürgerhospitalstiftung - insgesamt rund 550 Hektar. Die Flächen der Stadtwerke liegen im Wasserschutzgebiet Marktschorgast und gehören zur Kulmbacher Wasserversorgung. Der Bürgerhospitalstiftung gehören Flächen am Rehberg und am Trimm-Dich-Pfad, die Stadt ist Eigentümerin einiger kleinerer Waldstücke.
Was ist Ihre Aufgabe als Försterin?
Ich bin zuständig für den Bewirtschaftungs- und Betriebsplan. Dazu gehört auch der Holzschlag, denn jedes Jahr wachsen sechs bis neun Festmeter pro Hektar zu. Dieses Holz wird geerntet und verkauft. Die Einnahmen investieren wir wieder in den Wald.
Warum muss der Wald bewirtschaftet werden?
Es müssen immer wieder Bäume entnommen werden, damit die Stabilität im Bestand erhalten bleibt. Stabile Bäume brauchen eine große grüne Krone und ausreichend Platz, um diese zu entwickeln. Wir arbeiten stetig an der Verjüngung des Waldes, indem wir dafür sorgen, dass sich die jungen Bäume gut entwickeln können. Das ist ein dynamischer Prozess, in dessen Verlauf wir auch die Baumarten-Zusammensetzung ändern können.
Sie bauen den Fichtenwald zu einem Laub- und Mischwald um - warum?
Ein wichtiger Grund ist die Klima-Erwärmung. Die Fichte ist bei uns am Rand ihres optimalen Verbreitungsgebiets. An Südhängen und trockenen Kuppen ist sie schon nicht mehr überlebensfähig. Wir müssen deshalb Bäume pflanzen, die besser mit den veränderten Klimabedingungen zurecht kommen.
Welche Baumarten sind für unsere Wälder geeignet?
Erste Wahl sind Buche und Eiche, an manchen Standorten auch Ahorn. Bei den Nadelhölzern sind Douglasien, zum Teil auch Kiefer und Tanne geeignet, die mit Trockenheit besser zurecht kommen als die Fichte, weil sie wesentlich tiefer wurzeln. Im Quellgebiet in Marktschorgast haben wir 2009 ein großes Umbauprogramm gestartet. Dort gibt es reine Fichtenbestände, in die wir nach und nach Laubhölzer einbringen. Unser Ziel sind Mischbestände je zur Hälfte aus Nadel- und Laubwald. Das ist jedoch eine langfristige Aufgabe: Was wir heute entscheiden, wirkt sich für die nächsten 80 bis 100 Jahre aus.
Welche Bedeutung hat der Wald für unser Trinkwasser?
In Waldgebieten haben wir eine wesentlich bessere Trinkwasser-Qualität als in landwirtschaftlichen Gebieten. Das liegt zum einen daran, dass kein Dünger eingebracht wird und keine Bodenbearbeitung stattfindet. Zum anderen hat der Waldboden eine besonders gute Filterwirkung, die sich noch weiter verbessert, wenn es ein Laubdach gibt, durch das viel Wasser auf den Boden gelangt. Bei Nadelbäumen bleibt dagegen der Niederschlag ganzjährig in der Krone hängen; viel verdunstet.
Im Wald wächst Holz. Wie wird das verwertet und vermarktet?
Das Holz wird geerntet und als Bau- und Brennholz verkauft. Die Bäume, die raus müssen, kennzeichne ich. Reste des Holzeinschlags teilen wir Selbstwerbern zu, die ihr Brennholz selbst machen möchten.
Unter welchen Voraussetzungen können Privatpersonen die Erlaubnis bekommen, sich Holz aus dem Stadtwald zu holen?
Man kann sich bei uns darum bewerben. Die Warteliste ist mit rund 80 Bewerbern allerdings recht lang. Es kann also schon eineinhalb Jahre dauern, bis man zum Zug kommt. Grundsätzliche Bedingung ist der Nachweis eines Motorsägen-Lehrgangs.
Sie haben früher im Walderlebniszentrum Tennenlohe auch umweltpädagogische Erfahrungen gesammelt und in die Neugestaltung des Naturlehrpfads am Rehberg eingebracht. Worauf haben sie bei der Konzeption Wert gelegt?
Um Kinder für die Natur zu begeistern, muss man wissen, welche Bedürfnisse sie haben, was bei ihnen gut ankommt. Wir haben viele Sachen gebaut, die Kinder und Erwachsene zum Ausprobieren und Entdecken einladen. Und ich freue mich, dass das gut angenommen wird. Die Wege und Stationen werden fleißig genutzt.