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Flugplatz-Anwohnerin: Angst vor dem nächsten Absturz


Autor: Jürgen Gärtner

Kulmbach, Montag, 05. Januar 2015

Warum wird weiter über bewohntes Gebiet geflogen? Warum sind die Platzrunden nach dem Unglück im August immer noch nicht geändert worden? Das fragt sich Flugplatz-Anwohnerin Barbara Friedrich.
Ein Ultraleicht-Flugzeug war im August beim Landeanflug am Kulmbacher Flugplatz abgestürzt. Foto: Archiv/Jürgen Gärtner


"Man lebt weiter und versucht, das irgendwie zu verdrängen." Doch das gelingt Barbara Friedrich nicht immer. Den Absturz des Ultraleicht-Flugzeugs im August hat sie oft im Hinterkopf. Vor allem dann, wenn wieder ein Flieger ihr Anwesen überquert. Nicht weit von ihrem Haus im Ortsteil Neufang war das Flugzeug im Landeanflug auf den Kulmbacher Flugplatz abgestürzt und in Flammen aufgegangen. Der Pilot kam ums Leben.

Im Sommer - im Winter ist es ruhig - kommt es häufig vor, dass Ultraleicht-Flugzeuge über ihr Haus und die Ställe für die Pferde fliegen. Schon kurz nach dem Absturz hatten sie und ihr Nachbar Ralf Michel deshalb den Wunsch geäußert, die Routen so zu ändern, dass sie nicht mehr über die Gebäude führen. Damit kein Flugzeug in ihr Haus stürzen kann.

"Es muss ja nicht sein, dass die über bewohntes Gebiet fliegen", sagt sie.

Hoffnung gemacht

Dass die Flugrouten geändert werden können, das hatte damals Flugleiter Richard Leh meier in Aussicht gestellt. Ein Antrag auf Änderung der Platzrunden sei bereits vorbereitet, nur wolle man noch die Fertigstellung des neuen Rollwegs zur Halle der Luftsportvereinigung Stadtsteinach abwarten, um dem Luftfahrtamt Nordbayern dann gleich aktuelle Pläne vorlegen zu können. Der Rollweg ist inzwischen fertig.

Dennoch herrscht nach den Worten von Barbara Friedrich Funkstille. Bis auf eine E-Mail von Flugplatz-Geschäftsführer Klaus Heiß habe sie nichts mehr gehört. "Das war mehr eine Hinhalte-Mail", bewertet die Neufangerin die elektronische Post und hofft nach wie vor auf bessere Informationen seitens der Flugplatz-Leitung.

Flugleiter Richard Lehmeier versteht den Wunsch der Neufangerin auf Änderung der Platzrunden, er verweist aber darauf, dass es sich "leider Gottes um ein langwieriges Verfahren handelt", weil der neue Rollweg vermessen werden musste und sogar eine eigene Flurnummer bekommen habe. Auch der Flugplatz habe das Ziel, die Platzrunden - nicht nur für die Ultraleicht-Flieger - weiter nach Norden zu verlegen, so dass sie nicht mehr über bewohntes Gebiet verlaufen.

Der Antrag sei bei ihm bereits auf dem Rechner gespeichert, man warte jetzt noch auf Unterlagen vom Stadtbauamt. Dann werde der Antrag auf Änderung der Runden beim Luftamt Nordbayern gestellt. "Sicher ist es für die Anlieger nicht angenehm, dass sich die Sache so lange - vermutlich noch bis ins Frühjahr - hinzieht", erklärt Lehmeier. Das Luftrecht sei aber eine komplizierte Materie.

Richard Lehmeier verweist auch darauf, dass er in seiner Eigenschaft als Flugleiter die Piloten immer darauf aufmerksam macht, bewohnte Gebiete möglichst nicht zu überfliegen. Viele würden sich daran halten.

Runden bestehen seit 60 Jahren

Flugplatz-Geschäftsführer Klaus Heiß bestätigt das langwierige Verfahren. "Frau Friedrich stellt es sich etwas zu einfach vor. Die Platzrunden bestehen seit 60 Jahren. Die sind nicht mit zwei Anrufen geändert." Bis alle Unterlagen komplett seien, mache es keinen Sinn, den Antrag beim Luftamt zustellen. "Da muss das Gesamtkonzept stehen", betont Heiß. Zudem verweist er darauf, dass der Flugplatz nach der Antragstellung keinen Einfluss auf die Dauer der Prüfung durch das Luftamt habe. "Die müssen das ausführen und haben viel zu tun."