Druckartikel: Fingerzeig der Macht

Fingerzeig der Macht


Autor: Jochen Nützel

Kulmbach, Donnerstag, 19. Sept. 2013

Warum ist keiner der hiesigen Bundestagskandidaten drauf gekommen? Immer diese Porträtfotos wie aus dem Automaten, immer diese Brustbilder plus "Botschaft" - das ist zu viel Inhalt für uns Bürger! Weniger ist mehr, oder wie der Lateiner sagt: pars pro toto, ein Teil steht fürs Ganze.
Die Hände von Bundeskanzlerin Angela Merkel in der typischen Rautenhaltung haben fast schon Kultstatus erreicht. Foto: Jens Kalaene Foto: dpa


Bei Peer Steinbrück passt das. Ihm steht der Stinkefinger. Ist doch mal eine Kampagne für die Generation Facebook: Hauptsache ablenken vom Gesicht. Ein Kanzlerkandidat als seine eigene Peer-Group. Solche Gesten sind im öffentlichen Raum der letzte Schrei (für den Hanseaten womöglich der allerletzte).

Aber es geht noch reduzierter. Die Amtsinhaberin macht es vor. Angeflanscht an die Fassade des Hauptstadt-Bahnhofs, hängt Frau Merkel in Berlin auf Europas größtem Wall-Paper (die Mauer als Kulisse hätte vom Symbolgehalt besser gepasst). Zu erkennen gibt sie sich nicht, aber aus Einzelfotos entsteht das gesamte Bild: die zur Raute der Macht geflochtenen Hände. Wer da nur Bahnhof versteht, dem sei gesagt: Mehr braucht es nicht für diesen zentralen Fingerzeig.Über uns allen ruht Angie mit ihrer Segenshand - so ruhe auch Du, oh Souverän. Quasi eine Mutti-Suggestion... Wann plakatiert die SPD Peers Fingerchen am Funkturm?