Druckartikel: Finale mit großen Emotionen

Finale mit großen Emotionen


Autor: Stephan Stöckel

Kulmbach, Sonntag, 16. Dezember 2018

Zum letzten Mal vor der Schließung der Alten Spinnerei ließen es mehrere Bands im Jugendzentrum noch einmal so richtig krachen.
Die Kronacher Band "Angiz" mit Sänger Mario Protzeck (vorne), Gitarrist Patrick Schröter (dahinter links), Bassist André Deuerling und Schlagzeuger Lukas Stumpf heizen den Musikliebhabern mit einer Mischung aus Rap und Rock gehörig ein. Foto: Stephan Stöckel


Die Fans rissen ihre Arme nach oben, gingen in die Basketballhocke und tankten jede Menge gute Laune. Sänger Mario Protzeck von der Kronacher Band "Angiz" rutschte zur Freude der rund 100 Rock'n'Roll-Fans wie eine Robbe durch den Konzertsaal. Am Freitag- und Samstagabend herrschte Remmidemmi in der "Alten Spinnerei". Es wurde gerockt, dass sich die Balken bogen. Es fiel aber auch für eine unbestimmte Zeit der letzte Vorhang.

Wehmütiger Blick zurück

Grund der Schließung ist eine Sanierungsmaßnahme. Das Stockwerk über dem Jugendzentrum wird renoviert. Dort sollen Räume für Verbände und Vereine geschaffen werden. Während der Bauarbeiten muss die Einrichtung aus sicherheitstechnischen Gründen ihre Pforten schließen. Bei den Musikern machte sich ein Gefühl der Wehmut breit, denn viele von ihnen haben der "Alten Spinnerei" viel zu verdanken.

Bevor am Freitag die ersten Töne erklangen, lief der Leiter des Kulmbacher Jugendzentrums, Stefan Lehner, noch einmal den Gang entlang und blieb vor einem alten Plakat stehen, das von Bildern aus längst vergangenen Zeiten umrahmt wird. "Am 8. Februar 2003 fand das erste Konzert statt, das ich hier erleben durfte." Death-Metal-Bands hatten damals Station in der Bierstadt gemacht. Dort, wo heute schwarze Tücher die Bühnenwand schmücken, war damals alles kahl und weiß. "Die 60 Besucher kamen sich wie verloren in dem 600 Personen fassenden Saal vor - denn mobile Bauzäune zur Abtrennung gab es damals noch nicht", erinnerte sich Lehner.

Von einer heimeligen Atmosphäre konnte damals noch keine Rede sein. Unter den Besuchern ist auch Andreas Ellner, der erste Vorsitzende des Vereins "Kulturschule Gößmannsreuth". Er bedauerte es, dass eine zentrale Spielstätte für die florierende Kulmbacher Bandszene weggefallen sei, die vor allem für jüngere Besucher ohne Auto leicht zu erreichen gewesen sei. Auch der Probenraum im Juz kann nicht mehr genutzt werden, den sich laut Lehner rund fünf Bands geteilt haben.

Könnten diese nicht vorläufig in Gößmannsreuth untergebracht werden? "Wir sind ausgebucht. Zwischen 30 und 40 Kapellen proben derzeit in der Kulturschule", sagt Ellner.

Karrierestart im Jugendzentrum

Der Lichtenfelser Solokünstler Sandro Weich, besser bekannt als "He Told Me To", hat in der "Alten Spinnerei" vor viereinhalb Jahren seine Karriere gestartet. Wie damals strotzte sein jüngster Auftritt zwischen akustischen Schmuseballaden, Technosound und A-cappella-Gesang vor Ideenreichtum, die den Zuhörern eine musikalische Entdeckungsreise bescherte.

Die Bayreuther Formation "Waste" begeisterte die Fans mit einem Rock- und Popsound, der druckvoll und emotional daherkam, aber auch über lustige Momente verfügte. Die Kronacher Band "Angiz" brachte die Stimmung mit einer fulminanten Mischung aus Rap und Rock zum Überschäumen. Die Kulmbacher Kapellen "Mi-Fisto" und "Blind Man's Duff" begeisterten ebenfalls das Publikum.

Tags darauf ließen es mehrere Metalbands unter dem Motto "Scheppercore" lautstark krachen. Angekündigt waren die Kulmbacher Ensembles "Lions From Alaska" und "Devilizer" sowie die Gruppen "Infected Authoritah" aus Lichtenfels und "Kafkaeske" aus Nürnberg.

Während der Umbauphase wird das Juz in das Bahnhofsgebäude umquartiert, wo sich einst die Gaststätte "Bockela" befand. Dort hatten ab und an Rockbands gespielt. "Es ist angedacht, hier im kleineren Rahmen Konzerte durchzuführen", so Stefan Lehner. Eine Nachricht die Musikern und Fans gerne hören dürften.