Druckartikel: Feuerwehrübung im Kinderzentrum

Feuerwehrübung im Kinderzentrum


Autor: Jochen Nützel

Kulmbach, Freitag, 26. April 2013

Was wäre, wenn es im Kinderzentrum der Geschwister-Gummi-Stiftung am Schießgraben brennt? 41 Feuerwehrleute probten den Ernstfall mit Atemschutzausrüstung und "retteten" mehrere Eingeschlossene aus den Häusern.
41 Einsatzkräfte der Feuerwehr sowie Notfallselsorger und BRK-Helfer waren im Einsatz bei der Übung auf dem Gelände des Kinderzentrums der Geschwister-Gummi-Stiftung im Schießgraben. Fotos: Jochen Nützel


Schweres Atmen auf der Treppe, Knacken im Funk, Kauderwelsch über Antenne. Drinnen rücken die Helfer Stühle, schieben Tische, gucken unter Bänke und hinter Schränke. Draußen zählen sie kurz durch: 19, 20, 21. Drei Kinder fehlen noch, dazu eine Betreuerin. Wo sind sie bloß abgeblieben? Eng sind die Zimmer im Kinderzentrum, verwinkelt, aber auch heimelig. Es soll sein wie in einem richtigen Zuhause. Was im Alltag ein Segen ist für die kleinen Bewohner, kann zum Fluch werden für die Feuerwehr.

Auf 24 Kinder kommen fast doppelt so viele Einsatzkräfte an diesem Donnerstagabend. Das Gelände der Geschwister-Gummi-Stiftung im Schießgraben wird um 19.15 Uhr zur roten Wagenburg. Zehn Fahrzeuge der Feuerwehr Kulmbach nehmen das Areal von zwei Seiten in die Zange. Binnen weniger Minuten steht die Schlauchleitung. Es heißt, in Wohngruppe 3 brennt es, Menschen sind eingeschlossen.

Der Alarmton ist schrill, treibt Jungs und Mädchen aus den Häusern; sie sammeln sich beim Bolzplatz, weit weg von der Gefahrenzone.

"Vorbildlich", lobt Einsatzleiter Michael Weich. "Wie einstudiert." Stimmt, die Brand -Erzieher waren erst vor kurzem bei den Kindern zu Gast. "Es ist wichtig, ihnen die Angst zu nehmen, wenn plötzlich Menschen mit Helm und Masken auftauchen." Die Helfer sollen als solche erkannt werden und bei den Kindern nicht zusätzlich Panik auslösen - was sie in Verstecke treiben könnte, die im Brandfall zur tödlichen Falle werden.

Während sich im Vorderhaus die Feuerwehr in Zwei-Mann-Trupps mit Atemschutz ins Innere des Hauses vorkämpft, steigen hinten Einsatzkräfte per Steckleiter über einen Balkon ein. Die Rettung gilt auch einem braunen Teddy, der aber Glück hat und weder abgeseilt noch wieder belebt werden muss.

Die Kinder nehmen die Action in ihrem Zuhause erstaunlich gelassen. Allerdings gerät der achtjährige Justus aus dem Häuschen, als er in seiner Spielgruppe einen der Atemschutzträger durchs Fenster erspäht: "Darth Vader! Ich fasse es nicht: Darth Vader!" Nicht ganz, aber das Schnaufen kommt dem Film bösewicht ziemlich nahe.

Genauso wie die Übung einem realen Brandfall nahe kommt. "Zum Glück nur eine Übung", sagt Karl-Heinz Kuch, Geschäftsführer der Stiftung. Obwohl: Die Feuerwehr rücke immer mal wieder in den Schießgraben aus - der Fehlalarmteufel schlage bisweilen an.