Festtag des Heiligen Nepomuk offenbar willkürlich gewählt
Autor: Siegfried Sesselmann
Marktleugast, Montag, 12. Mai 2014
Am 16. Mai ist der Festtag des Heiligen Nepomuk. In Marktleugast ist der Standort der Heiligenfigur offenbar willkürlich gewählt. Ein Blick in alte Karten klärt auf.
Was haben Prag und Marktleugast gemeinsam? Viele Menschen sind schon über die Karlsbrücke in der tschechischen Hauptstadt flaniert und bewunderten die Nepomukstatue, die seit 1683 die Besucher grüßt. Darunter fließt die Moldau, in der Nepomuk, der Schutzpatron von Böhmen und Schutzheilige der Flößer, ein grausames Ende fand.
Auch in Marktleugast steht mitten im Ort an der Marktstraße eine 150 Zentimeter große Nepomukstatue. Doch wo ist ein Fluss, ein Bach oder eine Brücke, in deren Nähe der Heilige normalerweise zu finden ist?
In Oberfranken kennt man etwa 120 bildliche Darstellungen von Nepomuk in allen Größen, er ist die am meisten aufgestellte Freifigur. Die älteste datierte Figur steht seit 1713 in Kronach in der Mangerstraße. In Marktleugast ist auf dem Sockel der Statue die Jahreszahl 1768 eingemeißelt.
In Böhmen geboren
Johannes Welfin, so sein bürgerlicher Name, wurde zwischen 1340 und 1350 in Pomuk bei Pilsen in Böhmen geboren. Seine Ausbildung erhielt er im nahen Zisterzienserkloster, sein kirchlicher Werdegang war herausragend: Um 1370 bereits erste kirchliche Weihen, dann Notar, Priester und um 1390 Generalvikar der Erzbistums Prag.
Doch im Jahre 1393 kam es zu einem Machtkampf zwischen König Wenzel IV. und der Kirche. Im dessen Verlauf wurde Nepomuk verhaftet, gefoltert und schließlich von der Karlsbrücke aus in der Moldau ertränkt. Als der Leichnam im Wasser trieb, so die Legende, soll er von fünf Flammen umsäumt gewesen sein.
Die weitere Legende stellt nicht den Machtkampf als die Ursache seines Todes dar, sondern die Weigerung, sein Beichtgeheimnis zu brechen. König Wenzel bezichtigte seine Frau der Untreue. Und da er meinte, sie habe dem Priester Nepomuk ihren Fehltritt gebeichtet, forderte er vom Beichtvater Auskunft. Doch der blieb bis in den Tod stumm.
Als man 1719 sein Grab öffnete, glaubte man, die nicht verweste Zunge Nepomuks entdeckt zu haben, was auch Ärzte bestätigten. Das Wunder der unverwesten Zunge hat dem Kult einen neuen und ganz ungeahnten Aufschwung gegeben.
Weitere Wunder an seinem Grab waren 1721 Anlass zur Seligsprechung und 1729 zur Heiligsprechung. Der Festtag des Heiligen Johannes Nepomuk ist der 16. Mai. Er ist der Patron der Flößer, Schiffer, Müller, Brücken, der Beichtväter und der Priester. Er wird in vielerlei Nöten angerufen, insbesondere in Wassernot, in Verteidigung des guten Rufes und für eine selige Sterbestunde.
Brücken mitten in Marktleugast
Doch zurück nach Marktleugast: Auf einer Landkarte aus dem Jahre 1830 sieht die Marktstraße anders aus als heute. Man erkennt, dass von Oberleugast aus der Fluss Leugast mitten durch den Ort floss, Brücken sind eingezeichnet. Der Bach endet bei einem Teich am Ortsende Richtung Marienweiher. Und so stand der heilige Nepomuk damals richtig an einer Stelle, an der er üblicherweise zu finden ist. Die Leugast war noch in den 1930-er Jahren unverrohrt.
Woran man die Identität der Figur erkennt? Oft trägt Nepomuk einen langen, schwarzen Leibrock (Soutane), ein weißes Chorhemd (Rochett) und einen Hermelin-Schulterumhang. Als Attribute hält er ein Kruzifix und einen Palmzweig im Arm. Sein Kopf umgibt zuweilen ein Sternreif als Symbol für die fünf Flammen, die am Leichnam in der Moldau gesichtet worden sind. Auch zeigt er manchmal mit dem Finger auf den Mund, oder eine symbolische Zunge ist zu erkennen.
Im ehemaligen Landkreis Stadtsteinach findet man noch weitere Statuen oder Bildstöcke. So in der Friedhofstraße in Stadtsteinach. In Unterzaubach Nummer 1 befindet sich im Bildstock eine eingearbeitete Relieffigur von 1740. Weiterhin findet man den Nepomuk in Oberzaubach am Haus Nummer 3, bei der Daigmühle hinter Wartenfels (seit 1797) und bei der Spitalkirche in Kupferberg (seit 1802). Dort, wo die Spitalgasse von der Kulmbacher Straße abzweigt, steht auf der früheren Arnitzbrücke eine 190 Zentimeter große Figur.
Spiegel der Frömmigkeit
Wenn man durch die Heimat wandert oder fährt, sollte man öfter bei Figuren innehalten. Auch wenn man weniger seinen Glauben pflegt, verraten doch viele Figuren etwas aus ihrer Geschichte und spiegeln eine große Frömmigkeit vergangener Generationen wider, deren Fürbitten oft von Ungewissheit und großer Not oder auch von Dankbarkeit zeugen.