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FDP-Kandidat Michael Otte klagt über Bürokratiewahn


Autor: Alexander Hartmann

Kulmbach, Dienstag, 25. Sept. 2018

Auflagen über Auflagen: Michael Otte, der Landtagskandidat der FDP, will den Verwaltungsapparat straffen und den Mittelstand stärken. Der leidet unter den politischen Restriktionen, sagt der 49-jährige Unternehmer.
Michael Otte ist Geschäftsführer der Firma Richter Steuerungstechnik, die Schalt- und Steuerungsanlagen produziert. Foto: Alexander Hartamnn


"Wer den Mittelstand stärkt, stärkt das Land." Ein Slogan der FDP, den Michael Otte vollends unterschreiben kann - als Landtagskandidat der Freien Demokraten im Stimmkreis Wunsiedel-Kulmbach, aber auch als Unternehmer, der als solcher die Erfahrung gemacht hat, dass die Politik den Mittelstand nicht fördert, sondern eher bremst: durch Auflagen, "bürokratische Monster".

"Kampf gegen Windmühlen"

Seit 1998 ist der 49-Jährige zusammen mit zwei Partnern Geschäftsführer der Firma Richter Steuerungstechnik, die in Krumme Fohre Schalt- und Steuerungsanlagen produziert. Ein Unternehmen, dessen Mitarbeiterzahl von 17 Ende der 1990er Jahre auf heute 110 angestiegen ist. Mit dem Wachstum sei das Wirrwarr an Auflagen und Vorgaben größer geworden, klagt Otte. So habe man schon beim Bau des Bürogebäudes einen Kampf gegen Windmühlen geführt. "Holzhaus, fränkischer Baustil. Das passte so manchem nicht in den Kram." Gebaut wurde trotzdem, "das Genehmigungsverfahren hat aber unnötig Zeit und ganz viel Nerven gekostet ."

"Gegen die Summe der Blödheiten wehren"

Das sei nur ein kleines Beispiel für den "bürokratischen Wahnsinn", den er ausgemacht hat. Und der ihn 2000 zur FDP geführt hat. "Ich habe mich entschlossen, in die Partei einzutreten, um mich gegen die Summe der Blödheiten zu wehren." Otte, der für eine Legislaturperiode Kreisrat war, fordert, "alle Gesetze auf ihre Tauglichkeit und Auswirkungen für den Mittelstand zu überprüfen". Denn der sei das Rückgrat der Wirtschaft: "90 Prozent der Unternehmer sind Mittelständler, 90 Prozent aller Arbeitnehmer in Deutschland sind im Mittelstand beschäftigt."

Sport und Musik als Hobby

Für den 49-Jährigen, der verheiratet ist und zwei Kinder hat, ist nicht nur die Politik eine große Leidenschaft. Otte ist ein leidenschaftlicher Sportler, hat 20 Jahre für den ATS Kulmbach und den SSV Kasendorf Handball gespielt, sich zudem auch viele Jahre als Jugendtrainer engagiert. Und er macht Musik. "Seit 30 Jahren spiele ich bei ,Sebbo & The Washboardbellies' Schlagzeug", sagt der FDP-Kandidat, der sich auch für zwei weitere Aktivitäten gerne mal eine Auszeit nimmt. "Ich koche und kann gut entspannen, wenn ich mit dem Hund spazieren gehe."

Auf Listenplatz 3

Für Letzteres bleibt in diesen Wochen wenig Zeit: Denn der Spagat zwischen Beruf und Wahlkampf fordert den 49-Jährigen, der auf der Oberfranken-Liste der FDP auf Rang drei steht. Otte wünscht sich, dass der Partei der Wiedereinzug in den Landtag gelingt und er seinen Teil dazu beitragen kann. Sein Wunsch: "Der Wähler soll prüfen, welcher Kandidat inhaltlich und durch Erfahrungen und Wissen für die Heimat Oberfranken am meisten erreichen kann."

Für Bayern hofft er auf eine "Regierungskoalition der bürgerlichen Mitte". Die neu gewählten Abgeordneten müssten sich allen voran auch um die Bildungspolitik kümmern (siehe "Das fordert Michael Otte"). Das Augenmerk dürfe da nicht nur auf das Gymnasium gelegt, der Fokus müsse auch auf Mittel- und Realschule gerichtet werden. "Im Handwerk und in der Industrie ist Nachwuchs besonders gefragt." Und auch da könne man Karriere machen.

Vom Azubi zum Chef

Michael Otte ist dafür ein gutes Beispiel. Er hat an der Max-Hundt-Schule den Qualifizierenden Hauptschulabschluss gemacht, Bürokaufmann gelernt, war dann acht Jahre Zeitsoldat, ehe er nach kurzem Besuch der Beamtenfachhochschule 1994 in Krumme Fohre gelandet ist. Dort hat er als Energieelektroniker angefangen, ist nun seit 20 Jahren Chef. "Mir fehlt anders als so manchem Berufspolitiker nicht die Praxiserfahrung", sagt Otte, der davon überzeugt ist, dass er besser als alle seine Gegenkandidaten weiß, wie man den Mittelstand und damit viele Beschäftigte entlasten kann. Michael Otte sieht sich nicht nur als Fürsprecher des Mittelstandes. Er hat weitere Schwerpunkte: Bildungspolitik: Die Digitalisierung des Bildungssystems muss beschleunigt werden, so Otte. Das Ausmaß der Aufgabe verkenne die Regierung. "Die Schulen brauchen richtig fitte Lehrer und IT-Spezialisten. Die Digitalisierung dauert Jahre. Der Freistaat muss da brachial investieren." Die Bildungspolitik sei altbacken. Otte verweist auf Schweden, wo die Uhren längst anders tickten: "Da fällt bei starkem Schneefall, wenn die Kinder nicht zur Schule können, der Unterricht nicht aus. Dort nehmen die Kinder zuhause am PC an der Schulstunde teil." Infrastruktur: Im digitalen Zeitalter ist Otte zufolge der Ausbau der digitalen Infrastruktur ein Muss, wolle man dafür sorgen, "dass der Mittelstand erhalten bleibt und die Arbeitnehmer auf dem flachen Land bleiben können und nicht in die großen Zentren abwandern". Bahnhof: Sorgen macht sich Otte um den Kulmbacher Bahnhof. "Wenn die Elektrifizierung nicht kommt, ist er tot." Auch mit Blick auf die Tatsache, dass Kulmbach Unistandort wird, müsse der Bahnhof aufgewertet und barrierefrei gestaltet, die Taktung verbessert werden. "Da sehe ich die Politik in der Pflicht, Druck auf die Deutsche Bahn auszuüben." ÖPNV: Der Öffentliche Personennahverkehr sei in der Region kaum existent. Auch in Krumme Fohre sei die Busanbindung katastrophal. "Wir mussten unsere Arbeitszeit an den Busfahrplan anpassen", sagt Otte, der dringenden Nachbesserungsbedarf sieht. "Da müssen ja nicht immer gleich 40-Sitzer kommen." Rente: "Irgendwann fahren wir das System gegen die Wand", sagt Otte. Die Politik müsse die Rente gegebenenfalls durch den Aufbau einer weiteren Säule sichern. Er findet es zudem bedauerlich, dass die, die über die Rente beschließen, mit dem System überhaupt nichts zu tun haben: "Denn Politiker zahlen wie Beamte ja keinen Cent in die Rentenversicherung ein." Ein Video mit Michael Otte finden Sie auf