Druckartikel: Faschingspredigt: Ernste Worte mit Humor

Faschingspredigt: Ernste Worte mit Humor


Autor: Sonny Adam

Kulmbach, Sonntag, 26. Februar 2017

Viele Menschen kamen in die katholischen Kirchen St. Hedwig und "Unsere Liebe Frau", um Dekan Hans Roppelt in gereimter Mundart predigen zu hören.
Dekan Roppelt predigte am Faschingssonntag in Reimen. Foto: Sonny Adam


Einmal im Jahr verfasst Dekan Hans Roppelt seine Predigt in Reimform. In diesem Jahr überraschte er mit einer streng in Paarreimen abgefassten Auslegung des Bibeltextes aus dem Matthäusevangelium in fränkischer Mundart: "Jesus socht: Losst die Sorgn, kümmert euch ned so um morng. Secht die Blumma aufm Feld. Lilien, die brauchn aa ka Geld", erklärte Roppelt.

Doch mit diesem Bibelwort soll natürlich nicht die Faulenzerei gefördert werden. Jeder solle selbst sein Leben in die Hand nehmen. "Wosd selber machen konnst, sollst machen. Und die ganzn andra Sachn, des, wosd ee ned ändern könnst, selbst, wennsd dich dabei derennst, des konnst getrost Gott überlassen. Und wos der macht, des wärd scho passen", mahnte der Dekan zu mehr Gottvertrauen.


Endlich zusammenwachsen


Und für die Kirche hatte er auch so manchen frommen Wunsch: "ULF und Hedwig, ohne Faxn, müssn mehr zusammenwachsen. Ja, mä könnt vill mähra Sachen freundschaftlich mitanander machen. Manche hom des schon begriffen, andra song: Do drauf ist pfiffn. Mä sicht die eigna Kirchngmaa dann blos. Die Grenz, die is die Weiherer Stroß."

Und sogar den umstritten Trump-Slogan "America first", baute der katholische Dekan in seine Fastnachtspredigt ein: "My ULF (Hedwig) first - des ist zö wenig. Mensch, kummd endlich in die Gäng, rafft euch auf und ärbät zam, dass wir zä zweit a Zukunft ham!", lautete sein Appell an die Kulmbacher Stadtgemeinden.


Mehr Offenheit für neue Wege


Bei seinen Faschingspredigten hinterfragte Dekan Hans Roppelt auf charmant-lustige Art auch alte "Traditionen" kritisch: "Gschiedna neue Chancen gem, die Ökumene ernster leem. Unser Kärng däff ned ner klong. Sie muss a mol wos Neues wong", mahnte der Dekan zu mehr Offenheit.

Dafür holte sich sogar Schützenhilfe beim Oberhaupt der katholischen Kirche: "Der Papst, der ist do ziemlich offen, der streckt die Orm aus. Und wir hoffen, dass er sich do behauptn kann, leicht hottäs ned im Vatikan."
Wie es schon bei den Predigten schöne Tradition ist, schloss der katholische Dekan mit den Worten: "Des wor"s, ihr Kinner, Herrn und Damen: Schluss, aus, Ende, fertig. Amen!"

Die Kulmbacher zollten der Faschingspredigt der besonderen Art mit tosendem Applaus Respekt und Anerkennung.

Gleich vier Mal begeisterte Dekan Hans Roppelt am Faschingswochenende mit seiner gereimten Predigt, die selbstverständlich auch in diesem Jahr nichts mit einer Büttenrede gemein hatte. Vielmehr ging es dem katholischen Dekan darum, bei dieser Gelegenheit "a weng verweng an Fasching die Bibel auszuleng."