Farbenpracht - aber nicht überall : Wo sich Bienen ergötzen und wo es wenig zu holen gibt
Autor: Jochen Nützel
Kulmbach, Freitag, 30. August 2019
Das Volksbegehren zur Artenvielfalt gab den Ausschlag für Blühprojekte der Stadt. Zeit, sich die Areale anzuschauen. Wo ging der Plan auf, wo noch nicht?
Das grüne Band der Sympathie ist nicht leicht auszumachen - jedenfalls aus dem fahrenden Auto auf der B289. Erst wer gemächlicher entlang des Radwegs nach Seidenhof und weiter in Richtung Mainleus schlendert, erkennt den sanft mäandernden Streifen. Ein paar Kornblumen lugen hervor, dazwischen das orangefarbene Habichtskraut und eine Kamille mit dem charakteristischen Eigelb-Hut, die aber schon die beste (Blüh-)Zeit hinter sich hat. Ein Schild verweist auf den "Bienen-Highway", der hier vor rund vier Monaten von Verkehrsminister Hans Reichhart und mit Unterstützung vieler Politiker vor Ort gesät wurde. Die 1,4 Kilometer waren die ersten dieser Art in Bayern.
Stadt investierte hohe Summe
Im Nachgang des Volksbegehrens "Rettet die Bienen" im Freistaat im Februar verging gefühlt kein Tag, an dem nicht irgendwo Blühendes gepflanzt oder gesät wurde - mal mit, mal ohne Brimborium. Allein die Stadt Kulmbach investierte rund 50000 Euro in die Erhaltung der Artenvielfalt und legte mehrere Blühwiesen an. Wie OB Henry Schramm bekundete, seien bereits in den Vorjahren in der Stadt solche leuchtenden Areale entstanden, um die Artenvielfalt zu fördern, unter anderem beim Haus des Handwerks in der Bayreuther Straße.
In diesem Jahr kamen fünf weitere mit rund 7000 Quadratmetern im Stadtgebiet dazu: An der Bundesstraße B85 (Einmündung der Ziegelhüttenerstraße), im Pörbitscher Weg), am Schwedensteg, im Kemmetweg und im Stadtpark nahe dem Hallenbad wurden entsprechende Blühmischungen ausgebracht.
Was aber wurde aus den hehren Zielen? Wo haben Biene, Hummel und Schwebfliege neue Refugien gefunden? Die Fläche am Stadtpark hat sich gut entwickelt, ebenso die im Kemmetweg. Am Schwedensteg hingegen sieht es kümmerlich aus.
Unterschiedliche Entwicklung
Warum das so ist, erläutert Johannes Goldfuß aus dem Büro des Oberbürgermeisters. "Die hier verwendete Wildsaatmischung aus 60 verschiedenen Arten enthält teilweise hartschaliges Saatgut wie beispielsweise Malven oder Klee. Solche Einsaaten aus Wildpflanzen entwickeln sich in den ersten Monaten höchst unterschiedlich. Zögerliches Keimen und langsames Wachstum ist besonders bei Mischungen ohne Schnellbegrünung in den ersten drei Monaten typisch und für viele ein Grund, an der erfolgreichen Aussaat zu zweifeln. Dies ist aber teilweise unbegründet."
Eine Blumenwiese könne zwar auf gut durchfeuchtetem Lehmboden bereits im Sommer nach einer Herbstansaat beträchtliche Blühaspekte zeigen, auf mageren Böden kann aber eine Entwicklung in einem trockenen Sommer nach einer Frühjahrsansaat auch extrem verzögert ablaufen, so Goldfuß. "Selbst im Herbst können solche Flächen noch wenig Bedeckung zeigen und sie benötigen den Winter für die Keimung weiterer Arten. Die zögerliche Entwicklung wird durch hohe Beständigkeit der Wildpflanzenmischungen in den Folgejahren bestenfalls ausgeglichen. Sie sind besser als alle anderen Mischungen an wechselnde Witterung angepasst und können Stressphasen oder Rückschläge gut ausgleichen, respektive wieder aufholen."
Mitarbeiter gießen
Auch die Baugenossenschaft hat gehandelt: Eine Firma aus Kronach bereitete eine Fläche in der Georg-Hagen-Straße vor und säte sie Anfang Juni ein. Die Mitarbeiter der Baugenossenschaft haben das Gießen übernommen, bis die ersten zarten Triebe zu sehen waren. Die Saat ist eine Mischung mit Pflanzen, die erst später im Jahr blühen. Deswegen steht der Streifen auch aktuell noch in voller Blüte.