Familie in Höferänger hat Sorge um ihr Haus
Autor: Stephan Tiroch
Höferänger, Mittwoch, 08. März 2017
Thomas Lindner bringt Bedenken gegen das kleine Baugebiet der Baufirma Vogel vor. Im ganzen Dorf überwiegt nach wie vor die Ablehnung.
Wie geht diese unendliche Geschichte aus? Über ein Neubaugebiet am Anger im Stadtteil Höferänger wird seit mehr als 25 Jahren diskutiert. Vor einem Jahr hat die Baufirma Vogel, Unterzettlitz, das Thema wieder aus der Versenkung geholt.
Am Dienstagabend informierte die Stadt Kulmbach die Bürger über die neueste Planung, und wieder war der Saal voll im Hotel "Dobrachtal". Es soll ein kleines Baugebiet mit sechs Einfamilienhäusern werden - Zufahrt über die enge Straße am oberen Anger. Für Thomas Lindner ein Déjà-vu: Er hat Sorge um sein 200 Jahre altes Bauernhaus und befürchtet, dass es den Baustellenverkehr nicht übersteht.
1. Das Projekt in Höferänger hat eine lange Vorgeschichte. Um was geht es?
Schon Anfang der neunziger Jahre plante der Investor am nördlichen Ortsrand von Höferänger ein Neubaugebiet. Es gab Bürgerproteste, und das Projekt wurde vorerst zu den Akten gelegt. Seither ruhten die Pläne und wurden immer mal wieder aufgenommen - so auch im vergangenen Jahr. Das Vorhaben, 22 Häuser zu bauen, scheiterte aber am massiven Bürgerprotest. Jetzt ist eine kleine Lösung angedacht.
2. Wie sieht die aktuelle Planung des Investors aus?
Laut Stadtbaudirektor Gerd Belke soll eine Fläche von 4200 Quadratmetern bebaut werden: sechs Grundstücke mit Einfamilienhäusern. Für eine Teilfläche - vier Parzellen - besteht bereits ein Baurecht. Firmenchefin Heike Vogel, die für die CSU auch im Stadtrat sitzt, berichtete von einigen Kaufinteressenten und stellte das abgespeckte Projekt vor: "Diese Größe ist noch halbwegs wirtschaftlich. Wir würden das Projekt gerne mal zum Abschluss bringen." Sie hoffte, dass die kleine Lösung für alle Beteiligten tragbar ist.
3. Warum macht sich Thomas Lindner Sorgen?
Der Baustellenverkehr und die Erschließung des Baugebiets sollen über den oberen Anger erfolgen. Dort steht das 200 Jahre alte Bauernhaus von Thomas Lindner und seiner Familie. Ihnen liegt ein Gutachten vor, dass für das Gebäude ohne Fundament durch den Baustellenverkehr und durch den Kanalbau irreparable Schäden zu erwarten sind. Im Vorgespräch mit der Firma Vogel habe man "nichts Konkretes" gehört, sondern nur die allgemeine Zusage, ein Beweissicherungsverfahren durchzuführen und Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. Dazu Heike Vogel: "Es ist niemals unser Ansinnen, jemand anderem Schaden zufügen zu wollen."
4. Was denken die Einwohner von Höferänger?
Die Bürger befürchten, dass es durch den Baustellenverkehr auf der engen Dorfstraße Richtung Rosengrund zu brenzligen Situa tionen kommt. Außerdem werde der Straßenbelag wohl endgültig ruiniert. Klaus Bornschlegel empfahl die Trennung von Straße und Entwässerung. Durch die Drainage im Bauge biet, wo Lehmboden vorherrscht, erwartet Corinna Sengpiel weitere Risse und Setzungen im Mauer werk ihres Hauses. Es steht eben falls an der Engstelle, wo die Lastwagen vorbeifahren: "Die Lindners und wir haben die Karte mit dem großen A gezogen." Sie möchte Klarheit, "dass wir keinerlei Kosten haben".
6. Welche Position bezieht die Stadt Kulmbach?
"Wir sind völlig offen", stellte OB Henry Schramm (CSU) fest. Man müsse sich mit den berechtigen Interessen des Investors beschäftigen. Die Stadt höre sich aber auch die Einwände der Bürger an - besonders die Sorgen der Familie Lindner. "Alle Bedenken fließen in die Entscheidung mit ein", versicherte er.
6. Wie geht es nun weiter?
"Ich nehme mit: Begeistert sind Sie nicht", so OB Schramms Fazit. Er will die Angelegenheit nicht auf die lange Bank schieben: "Hopp oder top, damit alle Bescheid wissen." Eventuell fällt der Stadtrat in der Sitzung am 30. März eine Entscheidung oder aber am 11. Mai.