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Experten: Kulmbach kann vom VGN-Beitritt Nutzen ziehen


Autor: Katharina Müller-Sanke

Kulmbach, Mittwoch, 13. April 2016

Zwei Experten stellten auf Einladung der SPD die Vorzüge eines Beitritts des Landkreises Kulmbach in den Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) vor.
Roths Landrat Herbert Eckstein, SPD-Kreistagsfraktionvorsitzender Simon Moeitz und Professor Willi Eckstein (von links) im Gespräch über einen möglichen Anschluss Kulmbachs an den VGN Foto: Katharina Müller-Sanke


Seit zehn Jahren wird im Landkreis Kulmbach über einen möglichen Anschluss an den Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) diskutiert. Am Dienstagabend nun fand erstmals eine öffentliche Veranstaltung zu diesem Thema Stadt. Eine Tatsache, über die sich der Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion, Simon Moritz, schon stolz zeigte.

Mit Professor Willi Weißkopf hatte die SPD einen ausgewiesenen Experten eingeladen. Weißkopf war viele Jahre lang Geschäftsführer des VGN und auch an dessen Gründung maßgeblich beteiligt. Er hob im Mönchhof-Bräuhaus den Nutzen eines einheitlichen Tarifkonzeptes für Pendler zum Beispiel nach Bayreuth oder Bamberg hervor.


Großer Nutzen für die Randgebiete


Andersherum gebe es aber auch einen großen Nutzen für die Randgebiete in spe wie Kulmbach, da Menschen aus Nürnberg zur
Freizeitgestaltung leichter in den Landkreis kommen könnten. Weißkopf erklärte außerdem, wofür die Kosten für den Anschluss an den VGN eigentlich verwendet werden. Nicht jedem Besucher war das vorher klar. Durch das einheitliche Tarifsystem entstünden den Verkehrsunternehmen Defizite. Diese würden durch die Beiträge der Gebietskörperschaften ausgeglichen. Für Kulmbach bedeute das jährlich nach aktuellen Schätzungen rund 400 000 Euro.

Nach einer EU-Verordnung, die 2019 endgültig in Kraft treten soll, sind Weißkopf zufolge derartige Subventionierungen jedoch nicht mehr erlaubt. Schrittweise solle daher dieser Betrag verringert werden. "Im ersten Jahr belaufen sich die Kosten auf 980 000 Euro. Darin sind aber auch Umstellungskosten, neue Fahrpläne und so weiter enthalten."


Grenzen werden unsichtbar


Als zweite Experte war Herbert Eckstein zu Gast. Er ist Landrat in Roth und betonte, dass durch den VGN-Beitritt die Landkreisgrenzen unsichtbarer werden. "Das bildet auch die Lebenswirklichkeit ab."

Auf lange Sicht könnten durch das einheitliche Tarifsystem und durch weitere Vorteile der gemeinsamen Organisation mehr Menschen für den ÖPNV begeistert werden. Derzeit sei die Region noch sehr durch den Individualverkehr geprägt, das könnte sich durch einen guten Service für den Fahrgast leichter ändern.

Simon Moritz selbst zeigte sich nach wie vor vom Nutzen des VGN überzeugt. Ob der einzelne profitiere, hänge vom individuellen Nutzerverhalten ab.

Weißkopf und Eckstein sind vom System des VGN überzeugt, wollen einen Beitritt Kulmbachs aber nur, wenn der Kreis wirklich möchte und aus Überzeugung dabei ist. "Uns entstehen ja auch Kosten, das wird oft vergessen", so Eckstein.