Ex-Partnerin spricht von vielen peinlichen Situationen
Autor: Alexander Hartmann
Kulmbach, Mittwoch, 14. Oktober 2015
Im Vergewaltigungsprozess vor dem Bayreuther Schwurgericht beschreibt auch eine frühere Lebensgefährtin den 71-jährigen Angeklagten als einen sexbesessenen Menschen. Sie habe viele peinliche Situationen erlebt, sagt die Frau.
Ist er der Sexbesessene, der auch vor seiner Ex-Frau, seiner Tochter und seine beiden Enkelinnen nicht Halt gemacht hat? Oder ist der 71-Jährige, der sich wegen Vergewaltigung und sexuellen Missbrauchs vor dem Bayreuther Schwurgericht verantworten muss, selbst ein Opfer, gegen das Familienangehörige einen Komplott geschmiedet haben?
Sex war immer ein Thema
Die Ex-Frau, die Tochter und eine der beiden Enkelinnen haben den Angeklagten an den ersten Prozesstagen schwer belastet. Gestern sagte nun eine langjährige Lebensgefährtin aus. Sie erklärte, dass für den heute 71-Jährigen Sexualität immer ein Thema gewesen sei. "Die Schublade, in die er gegriffen hat, konnte nicht tief genug sein", so die Zeugin.Sie berichtete davon, dass der Beschuldigte schon mal unbekleidet aus dem Zimmer seiner Tochter herausgekommen sei.
Im Urlaub habe er im Aufzug das Oberteil seiner Enkelin herunterzogen und deren Brüste entblößt. Als sie ihm sagte, dass er aufhören solle, habe der Angeklagte erklärt, dass sie die Koffer packen könne, wenn ihr so etwas peinlich sei.
Die Bilderserie
Peinliche Situationen habe sie viele erlebt. So erinnerte sich die Zeugin an eine Veranstaltung, die sie und der Angeklagte gemeinsam mit einem Geschäftskollegen und dessen Freundin besucht hätten. Unter dem Tisch sei es da zu sexuellen Handlungen zwischen ihrem Partner und der anderen Frau gekommen. Eine Bilderserie, die im Tresor des Angeklagten aufgefunden wurde und die auch nackte Frauen zeigt, habe ihr Lebensgefährte als "Trophäensammlung" gesehen. Er habe sehr viele Frauen erobert. Auch als der Angeklagte längst ein anderes Verhältnis mit seiner heutigen Partnerin hatte, habe sie ihn nicht verlieren wollen. Bei der Trennung spielte dann offenbar ein bundesweit bekannter Kabarettist eine Rolle. Sie habe mit diesem erotische Mails ausgetauscht, sagte die Zeugin. Der Angeklagte habe die Nachrichten entdeckt und ihr dann den Laufpass gegeben.
Die Tochter des Angeklagten, die in dem Prozess die Hauptbelastungszeugin ist, hat ihre Erlebnisse offenbar in einer "Schreibwerkstatt" aufgearbeitet. Das Seminar, das in dem Hotel durchgeführt wurde, in dem die Familie auch Urlaub gemacht hat, war von einer Lektorin aus Oberbayern geleitet worden. Sie sei erschrocken gewesen, als sie die Texte der Tochter gelesen habe, sagte die 56-Jährige vor Gericht. Diese habe geschildert, wie sie als 13-Jährige von ihrem Vater missbraucht worden sei. Die Frau habe in dem Seminar davon gesprochen, dass der Angeklagte mit seinem Geld Macht ausgeübt habe.
Es geht um viele Millionen
Geld spielt in der Familie eine große Rolle.
Auch im Scheidungsverfahren, das derzeit zwischen der Tochter und ihrem Mann läuft. Wie ein Rechtsanwalt erläuterte, der die Frau vertritt, geht es bei der Übergabe von Firmenanteilen sowie dem Trennungs- und nachehelichen Unterhalt um viele Millionen Euro. Ein Angebot von 3,8 Millionen Euro, das der Mann gemacht habe, habe man abgelehnt. Nach Einschätzung des Juristen stehen seiner Mandantin über acht Millionen Euro zu.Bei dem Streit zwischen den Ehepartnern geht es nicht nur ums Geld. Die Frau hatte auch ihren Noch-Mann der Vergewaltigung bezichtigt. Die Staatsanwaltschaft hat dieses Verfahren allerdings eingestellt.
Der Prozess gegen den 71-Jährigen wird in der kommenden Woche fortgesetzt.