Europa-Gelder locken Kulmbach
Autor: Jürgen Gärtner
Kulmbach, Freitag, 14. November 2014
Stadt und Landkreis wollen den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung anzapfen und damit verschiedenste Projekte finanzieren. Welche der Vorhaben aber wirklich angenommen werden, kann noch niemand abschätzen.
Zukunftsforum "Interkommunale Natur-, Kultur- und Energie-Allianz Kulmbach Stadt und Land" heißt es etwas sperrig. Hinter der bürokratisch klingenden Wortkonstruktion steckt aber bare Münze - sprich, die Möglichkeit, Fördergelder über den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) in die Region zu holen. Darüber informierten sich Freitagnachmittag nahezu alle Bürgermeister aus dem Landkreis im Landratsamt.
Denn es können Mittel für verschiedenste Vorhaben abgeschöpft werden: sei es der Ausbau von Radwegen, die Belebung von Gebäudeleerständen, die energetische Sanierung von Schulen und vieles mehr.
Was aber letztlich in die Förderung gelangt, das liegt nicht in den Händen von Stadt und Landkreis.
Landrat Klaus Peter Söllner (FW) verwies darauf, dass es sich beim aktuellen EFRE-Programm zwar um ein schwieriges, umfangreiches und neues Verfahren handelt, das der Stadt Kulmbach als federführende Kommune eine "riesige Zusatzarbeit" beschere. Andererseits lohne es sich, weil man schon überproportional viele europäische Mittel abgeschöpft habe.
Kulmbachs Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU) sprach die Hoffnung auf "eine gute Anschubfinanzierung für das eine oder andere Projekt" aus.
Die Projekte, die für das EFRE-Programm gemeldet werden, sammelt Claudia Roschlau vom Planungsbüro Baurconsult in Haßfurt. Sie stellte zusammen mit Simon Ries von der Stadt Kulmbach die Förderbereiche vor und verwies darauf, dass alle Kommunen im Landkreis - mit Ausnahme von Neudrossenfeld - an dem interkommunalen regionalen Entwicklungskonzept mitwirken.
Beispielhafte Projekte für eine Aufnahme in das EFRE-Programm wären: das Ärztehaus in Rugendorf zum Erhalt der Infrastruktur; die leer stehende und ortsbildprägende Mälzerei in Himmelkron, die man nicht dem Verfall preisgeben dürfte; das Güterbahnhofareal in Kulmbach.
Die Gemeindeoberhäupter hatten noch weitere Vorschläge mitgebracht: Thurnaus Bürgermeister Martin Bernreuther (CSU) will noch ein Konzept für die Gestaltung des ehemaligen Rathauses nachreichen; Volker Schmiechen (SPD, Untersteinach) und Siegfried Decker (NG, Neuenmarkt) sprachen den Ausbau des Radwegenetzes an, Decker zudem die energetische Sanierung der Verbandsschule Neuenmarkt-Wirsberg.
Kritik gab es an den Plänen der Diakonie Neuendettelsau, das Kloster Himmelkron zu verkaufen. OB Schramm verwies darauf, dass der Adlersaal in dem Gebäudekomplex für Millionen aufgewertet wurde und Fördermittel geflossen sind. Himmelkrons Bürgermeister Gerhard Schneider (CSU) hielt es für bedenklich, dass ein Teilverkauf möglich ist und ein Leerzug nach Verkauf erfolgen soll.
Das EFRE-Programm
EFRE Die Abkürzung EFRE steht für Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung.
Zeitraum Das aktuelle Programm läuft von 2014 bis 2020.
Ausstattung Allein für Bayern stehen 500 Millionen Euro zur Verfügung.
Aufteilung Es gibt insgesamt fünf Förderbereiche, auch Prioritätsachsen genannt: 1. Stärkung von Forschung und Innovation; 2. Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen; 3. Klimaschutz; 4. Hochwasserschutz; 5. Nachhaltige Entwicklung funktionaler Räume.
Zugehörigkeit Stadt und Landkreis Kulmbach gehören zum Bereich 5. Darauf entfallen bayernweit 60 der 500 Millionen Euro.
Schwerpunktgebiete Es gibt zusätzlich auch noch EFRE-Schwerpunktgebiete. Zu diesen Schwerpunktgebieten zählt Oberfranken.