Euro-Krise an der Bratwurstbude
Autor: Peter Müller
Kulmbach, Montag, 04. März 2013
Drei im Ganzen - für mich eine beliebte Bestellung an der Bratwurstbude, wenn es denn mittags mal ganz schnell gehen soll. Mit Semft, natürlich. Na ja, so schnell ging es beim letzten Besuch am Schnellimbiss meines Vertrauens dann doch nicht.
"Hallo Sie, kumma sa amoll widder her!", trifft mich die Frauenstimme wie ein Blitzschlag, noch bevor ich mein Auto auf der gegenüberliegenden Straßenseite erreicht habe. Ob ich wohl zu wenig bezahlt habe, will ich wissen. "Des kommer sogn", sagt die Verkäuferin und hält mir eine türkische Lira unter die Nase. Das Ding ist gut 42 Cent wert, sieht aber auf der Rückseite einer 2-Euro-Münze ähnlich.
Bevor ich mit reuiger Miene meine Betroffenheit ausdrücke, kommt mir der türkische Ministerpräsident in den Sinn, der kürzlich im Gespräch mit unserer Bundeskanzlerin erklärt hatte, sein Land sei de facto schon in der EU.
Schleust der Erdogan jetzt heimlich schon seine marode Währung ein? "Da muss mich jemand beim Herausgeben beschummelt haben", vermute ich kleinlaut, während ich die richtige Münze aus dem Portemonnaie hervorkrame.
Immerhin, den Mädels in der Bratwurstbude, die alle gleich zum Fenster kamen, um sich mein Falschgeld anzuschauen, kann ich glaubhaft versichern, nicht absichtlich gehandelt zu haben: "Ich will ja bei euch noch öfter was kaufen".
Und während ich zu meinem Auto laufe, höre ich sie alle noch lachen.