Es gibt einige hartnäckige Verweigerer
Autor: Christine Fischer
Kulmbach, Mittwoch, 24. November 2021
Die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie sorgen dafür, dass einige Eltern im Landkreis ihre Kinder quasi zum Schulschwänzen verdonnern.
Tatsächlich gibt es laut Schulamt derzeit etwa zehn Schüler im Landkreis, die nach dem Willen ihrer Eltern weder Maske tragen noch Tests machen sollen und deshalb den Schulbesuch verweigern.
Seit Beginn des Präsenzunterrichts gilt: Nur Getestete, Genesene und Geimpfte dürfen in die Schule. Einige Eltern lehnen die Tests aber ab und halten ihre Kinder mit fragwürdigen Begründungen vom Unterricht fern. Für diese Schulverweigerer gab es bis zu den Herbstferien eine Übergangsfrist, wie Schulamtsleiter Michael Hack erläutert. Seit 8. November ist sie abgelaufen. Schüler, die sich nicht testen lassen wollen und deshalb nicht am Unterricht teilnehmen, gelten als Schulschwänzer.
Bewusste Abschirmung vom System
"Die Kinder sitzen Zuhause und haben gar keine Schule. Wir sind ja im Präsenzunterricht, da können die Lehrkräfte nicht noch einen zusätzlichen Distanzunterricht anbieten", so Hack, der es sehr bedenklich findet, "dass diese Kinder von ihren Eltern bewusst vom Schulsystem abgeschirmt werden". Es sei schlimm, wenn ein Kind, das eigentlich in der zweiten Klasse wäre, weder lesen noch schreiben könne. "Ich frage mich, ob die Eltern wissen, was sie ihrem Kind damit antun."
Als Begründung für die Verweigerung bekommt man im Schulamt alles mögliche zu hören. Da gebe es hanebüchene Theorien von gefährlichen Chemikalien, die schizophren machen, oder Würmchen, die ins Gehirn wandern, und natürlich auch Reichsbürger, die die Bundesrepublik als souveränen Staat und damit auch sämtliche Verordnungen grundsätzlich nicht anerkennen. Die Schulleiter bekämen Musterschreiben aus dem Internet präsentiert, "da kann man nur mit dem Kopf schütteln, vor allem, wenn man bedenkt, wie viel Zeit das alle Beteiligten kostet".
Bußgelder statt Diskussionen
Hack hat den Schulleitern empfohlen, sich auf keine langen Diskussionen mehr einzulassen und die Verweigerer direkt dem Amt zu melden. "Wir schicken jetzt Bußgeldbescheide raus", so der Schulamtsleiter.
Dafür ist Kathrin Limmer, Juristin am Landratsamt, zuständig. Ihren Worten zufolge handelt es sich bei den zehn Kindern um Grundschüler und zwei Mittelschüler verschiedener Schulen im Landkreis. Zum Teil seien es Geschwister. Da gibt es zum Beispiel eine Familie, deren drei Kinder seit dem Homeschooling im vergangenen Schuljahr kein Schulgebäude mehr von innen gesehen haben; oder ein Kind, das seit Wochen fortlaufend krank geschrieben wird. Limmers krassester Fall ist ein Abc-Schütze, der nicht einmal für die erste Klasse angemeldet war. Nach einer Fristsetzung durch das Landratsamt, verbunden mit der Androhung einer Geldstrafe, wurde dieses Kind zwar nun für die Schule angemeldet, in den Unterricht gekommen ist es bislang trotzdem nicht.
Aus der Reichsbürgerszene
Welche Beweggründe haben solche Eltern? "Das geht schon ein bisschen in Reichsbürgerrichtung, manche haben sich erst in den vergangenen Wochen dahin entwickelt", weiß Kathrin Limmer. Andere seien Esoteriker oder überbeschützende Helikopter-Eltern, die Angst hätten, dass sich ihr Kind in der Schule ansteckt. "Sie wollen dann von den Schulen Lehrmaterial haben und sind der Meinung, dass sie ihr Kind zu Hause besser unterrichten können." Zum Teil würden die Kinder auch in Freilerneinrichtungen geschickt.