Erst Fasten, dann ein Fest
Autor: Katrin Geyer
Kulmbach, Donnerstag, 25. Juli 2013
Die Türkische Gemeinde machte ihre Gäste mit einer alten Tradition vertraut. Das Fastenbrechen wurde zu einem großen Fest für annähernd 400 Menschen - und zu einer Demonstration türkischer Kultur.
Wenn Ibrahim Kefci, der Imam der Türkischen Gemeinde Kulmbach, aus der "Sure der Erbarmung" des Korans zitiert und den Text für seine Gäste ins Deutsche übersetzt, hören Christen allerlei heraus, was ihnen bekannt vorkommt. Kein Zweifel: Der Islam und das Christentum sind einander gar nicht so fremd, wie es bisweilen scheint.
Das herauszustellen, Gemeinsamkeiten zu betonen, war Ziel einer Aktion, wie sie in Kulmbach in dieser Form noch nicht stattgefunden hat: Zum traditionellen Fastenbrechen im Ramadan hatte die Türkische Gemeinde Kulmbach mit ihrem Vorsitzenden Serkan Uzun in die Dr.-Stammberger-Halle eingeladen. Die Veranstaltung wurde zu einer Art Familientreffen - und zu einer eindrucksvollen Demonstration türkischer Kultur mit Musik und Tanzvorführungen und türkischer Gastfreundschaft.
Die Mitglieder der Türkischen Gemeinde praktizieren zum großen Teil das traditionelle Fasten im Ramadan: Zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang verzichten sie auf Speisen und Getränke. Abends trifft man sich - häufig im großen Kreis - zum so genannten Fastenbrechen. In der Minute des Sonnenuntergangs ruft der Imam zum Gebet. Danach darf gegessen werden.
Ein Fest, wie die türkischen Gastgeber eindrucksvoll zeigten: In eigener Regie hatten die Mitglieder der Gemeinde fast 400 Mahlzeiten vorbereitet: Kalte Bohnensuppe mit Minze, gefüllte Weinblätter, grüne Bohnen in Tomatensoße, Reis - und als Abschluss Baklava, eine verführerisch süße Spezialität.
Als Gast saß an der langen Tafel unter anderem Oberbürgermeister Henry Schramm, der betonte, dass Kulmbach ohne seine türkischen Mitbürger, die sich in vielen Bereichen in der Stadt engagierten, um einiges ärmer wäre.
Ethan Dinar, Vorsitzender des Landesverbandes Nordbayern der Ditib, dem Dachverband der islamischen Gemeinden, die in Franken lebenden Türken fühlten sich als Deutsche, Bayern und Franken. "Und die Kirchen und Moscheen in diesem Land sind unser aller Kirchen und Moscheen."