Erntedank und ernste Worte
Autor: Sonny Adam
, Sonntag, 30. Sept. 2012
Der Kreisobmann des Bayerischen Bauerverbandes, Wilfried Löwinger, forderte bei der Kreiserntedankfeier in Elbersreuth einen Rettungsschirm für deutsche und europäische Bauern.
Das war was fürs Auge: Die Ortsbäuerinnen aus Presseck hatten sich unter der Regie der Hausherrin Tanja Goller selbst übertroffen: Zwiebeln, Kohlrabi, Bohnen, Tomaten, Äpfel in allen Farben und Größen, Birnen, Kartoffeln, Karotten, Zucchini, Kürbisse, aber auch Mais und sämtliche Gemüsearten, die der Acker hergibt, hatten die Bäuerinnen zusammengetragen und für das Kreiserntedankfest des Bayerischen Bauernverbandes in einem Leiterwagen oder einem Wagenrad dekorativ arrangiert. Im Feststadel Goller in Elbersreuth duftete es am Samstag herrlich nach den Schätzen der Natur.
Krone mäusesicher aufbewahrt
Die Blick auf sich zog natürlich auch die Erntedankkrone, gebunden aus Hafer, Weizen, Gerste und Roggen. "Aber die haben wir schon vor vier Jahren gebunden. Wir haben sie sorgfältig aufbewahrt", teilte BBV-Ortsobmann Wolfgang Goller mit. Und zwar in einer mäusesicheren Kiste, die nur ein paar klitzekleine Luftlöcher hat. Nach dem Kreiserntedankfest wird die Erntekrone nach Presseck in die dortige Kirche gebracht - denn auch dort soll sie bei der kirchlichen Erntedankfeier am kommenden Wochenende bewundert werden.
Risiko-Ausgleichsrücklage
Einfach nur Danke zu sagen für die gute Ernte in diesem Jahr, das war den Landwirten aber nicht genug. "Wir hatten extreme Trockenheit von Mitte März bis Ende Mai, dann Regen - die Natur hat sich schnell wieder erholt", sagte Kreisobmann Wilfried Löwinger. Schon Ende August seien die letzten Felder abgeerntet worden. Doch nicht zufrieden zeigte er sich mit den Preisen. Denn die seien von den globalen Märkten abhängig. "Wir reden tagtäglich von Euro-Rettungsschirmen, wir brauchen auch einen Rettungsschirm für die deutschen und europäischen Bauern: eine Risiko-Ausgleichsrücklage", forderte er. Nur so könnten die Betriebe überleben, nur so könne auf Dauer die Pflege der Kulturlandschaft sichergestellt werden.
Die Russlandkälte
Nicht ganz so zufrieden mit der Ernte zeigte sich der Präsident des oberfränkischen Verbandes, Hermann Greif. Denn er ist in Forchheim zuhause, bewirtschaftet 100 Hektar. Die tieferen Lagen hätten mit der Russlandkälte im Februar zu kämpfen gehabt, erläuterte er. "90 000 Hektar Fläche mussten neu angesägt werden - das ist ein immenser Schaden," so Greif, der versicherte, dass auch er sich für die Ausgleichszulage für die benachteiligten Gebiete ("Ganz Oberfranken gehört dazu") einsetzen werde. Eine Absage erteilte er ökologischen Forderungen nach Ausgleichsflächen. "Sieben Prozent ökologische Ausgleichsfläche können wir uns nicht mehr leisten. Wir brauchen die Flächen für Energie und Nahrungsmittel."