Druckartikel: Erinnerung an zwei Männer, die passiven Widerstand gegen die Nazis übten

Erinnerung an zwei Männer, die passiven Widerstand gegen die Nazis übten


Autor: Klaus Klaschka

Stadtsteinach, Montag, 12. Juni 2017

Der Heiß-Schnabrich-Gedenkweg soll mehr als eine Wanderroute sein. Gut 30 Wanderer sind den fast sieben Kilometer langen Weg zum ersten Mal gegangen.
Bei der Erstbegehung des Heiß-Schnabrich-Gedenkwegs am Ausgangspunkt in Stadtsteinach (v. links): Die Stadträte Knud Espich und Harald Hempfling; Sepp Madl, der den Weg eingerichtet hat; Landrat Klaus Peter Söllner und Bürgermeister Roland Wolfrum; Vinzenz Pyka, der die Vita von Schnabrich ausgegraben und die Erinnerung an Heiß und Schnabrich angeregt hat, und Alwin Geyer, der sich um die Erinnerung an Alfred Heiß in Triebenreuth kümmert.


Der Heiß-Schnabrich-Gedenkweg soll mehr als eine Wanderroute sein. Gut 30 Wanderer sind den fast sieben Kilometer langen Weg am Sonntagnachmittag zum ersten Mal gegangen. Er führt vom Platz vor St. Michael in Stadtsteinach hoch in den Stadtteil Triebenreuth zur dortigen Kapelle. Etwa zwei Stunden brauchte die erste Wandergruppe. Der Weg erinnert an zwei Stadtsteinacher, die sich durch passiven Widerstand ausdrücklich nicht an den Machenschaften des nationalsozialistischen Regimes beteiligt hatten und deswegen zu Tode kamen.


Hitler-Gruß verweigert

Der in Stadtsteinach geborene Sozialdemokrat und Gewerkschafter Michael Schnabrich war als Reichstagsabgeordneter nicht bereit, für das Ermächtigungsgesetz und damit für Hitlers Allmacht zu stimmen und wurde im KZ Sachsenhausen ermordet. Der in Triebenreuth geborene Bauernsohn, spätere Justizangestellte und Mitglied der konservativen Zentrumspartei Alfred Heiß verweigerte als Soldat den sogenannten Deutschen Gruß und auch das Tragen einer Uniform mit Hakenkreuz, da die nationalsozialistische Ideologie seiner tiefen Überzeugung als katholischer Christ widersprach. Er wurde wegen "Wehrkraftzersetzung" zum Tod verurteilt und erschossen.
Jeweils eine Tafel mit der Lebensbeschreibung befindet sich am Ausgangs- und am Zielpunkt des Weges. Für Michael Schnabrich am Kirchplatz in Stadtsteinach, für Alfred Heiß neben der Kapelle in Triebenreuth. Bürgermeister Roland Wolfrum erläuterte die Vita der beiden Männer und wies darauf hin, dass durch den Weg an die Standhaftigkeit der beiden erinnert werden und gleichzeitig deren gemeinsame Zielrichtung gewürdigt werden soll. Landrat Klaus Peter Söllner wies darauf hin, dass es gerade heute darauf ankomme, an solche Männer zu erinnern.
Den Lebensweg von Alfred Heiß hatte Alwin Reindl erforscht und für das Erzbistum Bamberg dokumentiert. Den von Michael Schnabrich der Unterzaubacher Vinzenz Pyka für eine Seminararbeit in der 13. Klasse der Fachoberschule (FOS) Kulmbach. Pyka hatte dann dem Stadtrat vorgeschlagen, an die beiden Widerstandskämpfer zu erinnern - durch Straßenbenennung oder auf andere Weise. Schließlich kam man zum Schluss, einen Gedenkweg zwischen den Geburtsorten von Schnabrich und Heiß einzurichten. Den hat dann Sepp Madl ausgesucht, eingerichtet und entsprechend beschildert.
Er führt ab St. Michael in Stadtsteinach und der Gedenktafel für Michael Schnabrich über den Marktplatz und neben dem alten Schulhaus die "Staffel" hinunter in die Wehrstraße, am dortigen Geburtshaus (Wehrstraße 5) von Michael Schnabrich vorbei, dann über die Steinachbrücke und am Radweg bis zu den Bahngleisen am Freibad. Neben dem Campingplatz führt der Pfad dann bergauf auf den Hainberg zur Opferstätte. Durch lichte Wälder geht es dann bis zu einer großen Sandsteinmarter, dort einige Meter weiter auf der regulären Straße und schließlich über einen Waldweg, der kurz vor Triebenreuth auf die Ortsverbindungsstraße zur Ortschaft führt. Der Weg endet an der Christkönigskapelle am Ortsanfang, neben der nun die Gedenktafel für Alfred Heiß steht.
Bei der Erstbegehung des Wegs wurden die Wanderer von Pastoralreferent Klaus Oberkofler mit dem Geläut der Kapelle empfangen. Er weihte nach einem Gottesdienst und einem Konzert mit der restaurierten kleinen Truhenorgel die Tafel für Heiß und den gesamten Weg. Nach einer Brotzeit vor der Kapelle, die Alwin Geyer organisiert hatte, machten sich die Wanderer per Pkw auf den Rückweg.