"Er war der geborene Journalist"
Autor: Dietmar Hofmann, Alexander Hartmann, Dagmar Besand, Christine Fischer
Kulmbach, Montag, 29. November 2021
Thomas Lange, der über viele Jahre die Redaktion der Bayerischen Rundschau geleitet hat, ist gestorben. Langjährige Weggefährten erinnern sich.
Für die einen war er ein treuer Freund und Wegbegleiter, für die anderen ein toller Kollege und auch Vorgesetzter: Thomas Lange, der langjährige Redaktionsleiter der Bayerischen Rundschau, der am Samstag im Alter von 68 Jahren gestorben ist.
Erschüttert von Tom Langes Tod zeigte sich Ottmar Schmidt, langjähriger Redaktionsleiter der Bayerischen Rundschau und Vorgänger Langes: "Er war der Beste - als Kollege, als Freund und als Mensch." Intelligent und kompetent habe er Themen aufgearbeitet, sich in der Kommunalpolitik und speziell in kommunalem Haushaltsrecht ausgekannt wie nur wenige Journalisten. "Er hatte eine seltene Begabung für das Kommentieren, war sehr sprachgewandt und konnte Dinge präzise auf den Punkt bringen." Ottmar Schmidt kannte Lange von Jugend an, seit der Schüler Tom mit Schmidts Sohn Rainer das MGF-Gymnasium besucht hatte. "Er hat einmal zu mir gesagt, sein größtes Ziel sei es, mein Nachfolger als Redaktionsleiter der Bayerischen Rundschau zu werden. Das hat er erreicht."
Stellvertretender mgo-Chefredakteur Christian Holhut war unter Thomas Lange Volontär, ab 2008 dann ebenfalls fünf Jahre lang BR-Redaktionsleiter. "Der Lokaljournalismus verliert mit Lange einen meinungsstarken Blattmacher, und Kulmbach einen bekannten charismatischen Kopf", sagt Holhut. Es sei schon traurig, den langjährigen Kollegen plötzlich nicht mehr bei seinen morgendlichen Spaziergängen mit Hund zwischen Siedlung und Melkendorf anzutreffen.
Einen "sehr guten Freund" hat Hans-Jürgen Päsler verloren. Thomas Lange sei der "geborene Journalist" gewesen, über Jahrzehnte das prägende Gesicht der Bayerischen Rundschau. Er habe mit seinem Schreibstil brilliert, sei in seiner journalistschen Tätigkeit auch nie einem Konflikt aus dem Weg gegangen. "Auf seine Kommentare war ich immer gespannt." Was man bei allem nie vergessen dürfe: "Tom hat sich immer für Kulmbach eingesetzt und für die Stadt als Journalist auch viel bewirkt."
Lange ("Er hat gewusst, wie man das Leben genießt") sei auch einer der Männer gewesen, die mit ihm die Kommunbräu aus der Taufe gehoben haben. "Er war einer der Initiatoren, hat lange Zeit als Aufsichtsratsvorsitzender Verantwortung übernommen. In einer nicht immer einfachen Zeit, in der es auch juristische Auseinandersetzungen gab, war Tom ein Fels in der Brandung", sagt Päsler, der selbst das Amt des Vorstands innehatte. Er, so Päsler, habe auch Thomas Langes Lebenswillen bewundert. "Tom hat sich trotz seiner Erkrankung in den letzten Jahren nie unterkriegen lassen und seinen Stammtisch auch in einer schweren Zeit weiterhin besucht."
Der Tod von Thomas Lange reißt auch in die "Zunftstuben"-Familie eine Lücke, die nicht zu schließen ist. In dem Wirtshaus in der Oberen Stadt war er schon als Schüler regelmäßig Gast, um die eine oder andere Freistunde am benachbarten MGF mit einer Kart-Runde zu überbrücken. In all den Jahren wurde ihm die "Zunftstube" zum zweiten Wohnzimmer, in dem er regelmäßig zu Mittag oder Abend aß und sich jeden Freitag mit seinem Stammtisch zum Karten traf. "Tom war ein Freund der ersten Stunde", sagt Wirtin Rita Hofmann. Sie und ihr Mann hatten es nicht leicht, als sie vor 23 Jahren die Traditionswirtschaft übernommen haben. "Tom gab uns Zuversicht und viele Ratschläge, er hat uns immer unterstützt. Er war ein guter Mensch, der immer für alle da war." Ihr "Familienmitglied" hat die "Zunftstuben"-Familie am Freitag zum letzten Mal gesehen. Da saß Thomas Lange an seinem Platz am Stammtisch, genoss ein fränkisches Abendessen, spielte wie immer eine Runde Schafkopf und verabschiedete sich mit den Worten "Wir sehen uns morgen." Sein Platz ist nun leer - er fehlt.
Kollege, Vorgesetzter, Freund