Er ist Katholik und links: Oswald Greim kandidiert für den Stimmkreis Wunsiedel-Kulmbach
Autor: Jochen Nützel
Kulmbach, Donnerstag, 27. Sept. 2018
Der ehemalige katholische Betriebsseelsorger Oswald Greim will sich auch als Politiker für die Rechte von Arbeitnehmern starkmachen.
Er legt privat gern die Axt an - und zwar immer dann, wenn er sich aufmacht in seine fünf Tagwerk Wald, um Holz zu schlagen für den die Zentralheizung daheim. "Das entspannt mich", sagt Oswald Greim, und der Marktleugaster unterstreicht das Gesagte mit einem Lächeln sowie vor dem Bauch verschränkten Armen. Naturverbunden nennt er mit als erstes, wenn er sich selber beschreiben soll.
Wehe aber, die Politik legt die Axt an Sozialleistungen oder die Wirtschaft an Arbeitsplätze: Dann erwacht der Furor im gläubigen Katholiken. Zu häufig hat er das schon erleben müssen. Oftmals nicht kampf-, aber letztlich doch machtlos gegen die Macht des Kapitals. Als Linker fühlt man sich da nicht selten gelinkt in dieser Republik.
Und als Katholik: Kann man da noch an das Gute im Menschen glauben? Das fiel ihm häufig schwer angesichts eiskalter Manager, die mit einem Federstrich Unternehmenskarrieren beendeten und mit ihnen die soziale Absicherung Tausender Angestellter dem Götzen Shareholder Value opferten. Sein Glaube hingegen war immer mit ihm, wenn er - passender Weise mit einer Kirchenglocke zum Wachrütteln im Schlepptau - vor einem bestreikten Betrieb Position bezogen und Flagge gezeigt hatte für die Beschäftigten und deren Zukunft. 33 Jahre tat er das als katholischer Betriebsseelsorger in Nürnberg.
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"Puh, da macht man eine Menge mit." Der 64-Jährige nimmt beide Hände und zählt an seinen Fingern ab, welche Firmen er alles "beerdigte". Grundig, Triumph Adler, Quelle, AEG, um nur die größten zu nennen. Oswald Greim kennt die Industrie und er kennt den Handel aus eigener Anschauung durch seine Arbeit in der Ireks. Dann der Wechsel. In Linz beginnt er eine Ausbildung bei der katholischen Arbeiterjugend als Bildungsreferent. Er wird Diözesansekretär. Sein schärfstes Schwert im Kampf gegen diverse Schieflagen im System ist seither - neben dem Betriebsverfassungsgesetz - die Bibel. Einer seiner Grundsätze lautet: "Das Kapital hat der Arbeit zu dienen." Gemeint ist der Raubtierkapitalismus; gesagt hat das Papst Johannes Paul II.
Verpflichtung als Christ
Für Oswald Greim ist es kein Widerspruch, Katholik und Linker quasi in Tateinheit zu sein. "Ich sehe es als meine christliche Verpflichtung, mich stark zu machen für den Nächsten, in diesem Fall eben den Arbeitnehmer. Mein Auftrag als Sozialsekretär war stets, parteiisch auf Seiten der Beschäftigten zu stehen. Nach dem Motto: Arbeit vor Kapital."
Dann lächelt er wieder, als er sich an die Wirkung seiner Worte bei so manchem Diskutanten erinnert. "Da traten Leute an mich heran, die sagten mir auf den Kopf zu: ,Herr Greim, Sie reden wie ein Kommunist!' Dabei zitiere ich gar nicht Marx und Engels, sondern das Zweite Vatikanische Konzil."