Energiesparen mit kluger Technik
Autor: Dagmar Besand
Kulmbach, Donnerstag, 22. Oktober 2015
Florian Pronold, parlamentarischer Staatssekretär im Bundesumweltministerium, war gestern zu Gast bei der Firma Glen Dimplex, um sich über innovative Ideen aus der Praxis zu informieren. Vor allem die neue Generation der strombetriebenen Speicheröfen interessierte ihn.
Wie lassen sich neue Technologien zur Nutzung regenerativer Energien stärker ins öffentliche Bewusstsein bringen? Diese Frage diskutierte der parlamentarische Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Florian Pronold (SPD), bei einem Besuch im Kulmbacher Unternehmen Glen Dimplex mit dessen Geschäftsführer Jochen Engelke. Engelke möchte gern das Image der thermischen Speicherheizungen verbessern. Moderne Systeme seien nicht mehr mit den Nachtspeicheröfen von früher zu vergleichen.
Sanierungsquote ist zu gering
Florian Pronold (42) ist seit 2002 Mitglied des Deutschen Bundestags. Seit 2009 ist er Vorsitzender der SPD in Bayern und seit Dezember parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit mit der Zuständigkeit für Bau und Stadtentwicklung.
Deutschland wolle stets Vorreiter in Sachen Klimaschutz sein, doch die Sanierungsquote im Gebäudebestand sei noch viel zu gering, meint er.
Grund dafür sei, dass entsprechende Investitionen oft nicht wirtschaftlich seien. "Für mich ist deshalb die entscheidende Frage: Wie finden wir intelligente Lösungen, um CO 2 einzusparen? Das hängt nicht nur vom Gebäude ab, sondern auch von der darin verbauten Technik."
In Begleitung von Landtagsvizepräsidentin Inge Aures (SPD) und den SPD-Kreisräten Helmuth Breitenfelder und Hermann Anselstetter wollte sich Pronold gestern beim Kulmbacher Weltmarktführer darüber informieren, wie die Praktiker das Problem sehen und welche Lösungsansätze sie entwickeln und anbieten. "Wir sind auf diesem Gebiet noch immer zu wenig im Gespräch."
Weltweit größter Hersteller
Firmenchef Engelke stellte das Kulmbacher Unternehmen als Teil der international agierenden Glen Dimplex Group vor. Mit weltweit 10 000 Mitarbeitern und rund zwei Milliarden Euro Jahresumsatz arbeite sie als weltweit größter Hersteller von elektrischen Heizgeräten daran, dass Energieeffizienz mit grünem, CO 2 -neutralem Strom Realität werden könne. Glen Dimplex Deutschland habe 850 Mitarbeiter, davon 680 am Standort Kulmbach. "Wir suchen kontinuierlich nach neuen Möglichkeiten, Energie effizienter zu nutzen, um damit wertvolle Ressourcen zu schonen."
Das Dimplex-Lösungsangebot reiche von steckerfertigen Heizgeräten für flexiblen Einsatz bis hin zu Systemen, die speziell auf die Nutzung erneuerbarer Energien ausgerichtet sind. Dazu gehören Lüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung, Heizungs- und Warmwasser-Wärmepumpen sowie eine neue Generation intelligenter Speicherheizungen.
"Wir haben uns der alten Technologie der Nachtspeicheröfen angenommen und sie den modernen Anforderungen angepasst, so Engelke. Leider sei die Idee des Heizens mit Strom mit vielen Vorurteilen behaftet. "Aber gerade bei der Sanierung von Wohnhäusern haben moderne Speicherheizgeräte große Vorteile. Sie bieten immer noch die beste Möglichkeit, schnell und kostengünstig zu modernisieren. Für eine 80 Quadratmeter große Wohnung kostet die Ausstattung mit neuen Geräten 5000 bis 6000 Euro. Diese Investition kommt durch die Einsparungen schnell wieder rein." Kaminsanierung und aufwendige Verrohrungen bleiben einem erspart. Gegenüber dem alten System könne man mit Energieeinsparungen in einer Größenordnung zwischen 20 und 30 Prozent rechnen.
Zwei große Hürden
Zwei große Hürden müssten überwunden werden, um die neue Technik im großen Stil zu etablieren, so Engelke: "Erstens ist sie noch immer kaum bekannt und taucht in den Förderprogrammen nicht als Alternative auf. Die zweite Hürde sind lastvariable Tarife. Günstigen Strom sollte es nicht nur nachts geben. Technisch ist eine Ladung zu jeder Tages- und Nachtzeit möglich, ebenso eine Kopplung an die Wettervorhersage übers Internet."
"Wir drehen an unterschiedlichen Stellschrauben und diskutieren auch darüber, ob wir mit der Energieeinsparverordnung auf dem richtigen Weg sind, so Pronold. Im Gebäudebestand rechneten die Investoren genau und wollten kein Geld ausgeben, wenn es sich nicht rentiere.
Pronold wünscht sich, dass jeder investierte Euro maximalen Nutzen bringt. "Wir müssen uns ein Stück weit offener gegenüber allen Technologien machen und wollen versuchen, zu einer anderen Förderlogik zu kommen. Es ist nicht unbedingt sinnvoll, Bestandsgebäude nachträglich auf ein möglichst hohes Niveau heben zu wollen."
Pronold war außerdem zu Gast bei der Firma Franken Maxit in Azendorf, beim Mainleuser SPD-Bürgermeisterkandidaten Jürgen Karg und bei einem Ortstermin auf dem Gelände des ATS Stadtsteinach.