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Ende einer Odyssee: Post lässt neues Verteilzentrum in Kulmbach bauen


Autor: Jochen Nützel

Kulmbach, Montag, 03. Sept. 2018

Bis Ende Dezember sollen in der Hofer Straße 22 die 50 Arbeitsplätze bezugsfertig sein.
In der Hofer Straße 22 - zwischen Brauereimuseum und Spedition Schott - entsteht der neue Zustellstützpunkt der Post.Jochen Nützel


Erst waren die Bagger da und machten den Untergrund plan. Dann kamen die Betonmischer und gossen die Bodenplatte. Mittlerweile wächst eine Hülle aus Metall Stück für Stück in die Höhe. Nur einen Paketwurf entfernt vom Brauereimuseum entsteht in der Hofer Straße 22 - auf dem Areal zwischen Mönchshof und Spedition Schott - das neue Postverteilzentrum für Kulmbach. Damit kommt eine Hängepartie doch noch zum positiven Ende.

Altes Domizil verkauft

Hängepartie deshalb, weil sich die Post ursprünglich in einer ganz anderen Ecke der Stadt niederlassen wollte: in der E.-C.-Baumann-Straße nämlich, genauer gesagt auf dem Areal der einstigen Weberei Häußler. Grund für den Umzug: Das bisherige Post-Domizil in der Heinrich-von-Stephan-Straße wurde 2015 an den BRK-Kreisverband Kulmbach verkauft, der dort mittlerweile seine neue Kreisgeschäftsstelle eingerichtet hat. Insofern musste sich der "Gelbe Riese" nach einer neuen Bleibe umsehen, in der er als Mieter unterkommt.

Für den Zustellstützpunkt auf dem Häßler-Gelände lagen die Planungen eines Nürnberger Projektentwicklers vor; die Konzernzentrale der Post in Bonn hatte auch die Genehmigung auf dem Tisch, wie es von dort heißt. Der Notartermin sei bereits vereinbart gewesen.

Doch dann gab es offenbar Differenzen mit dem Grundstückseigentümer Aunde wegen des Preises. Nach BR-Informationen soll es letztlich daran gescheitert sein, dass die Deutsche Post AG zusätzlich die Kosten für den Abbruch der Industriebrache hätte übernehmen sollen - das aber nicht akzeptiert habe.

Kein Wort zum Investor

Ob das den Tatsachen entspricht, darüber schweigt sich die Post aus. Ebenso darüber, welcher Entwickler das aktuelle Projekt in der Hofer Straße unter seinen Fittichen hat. "Dazu können wir von unserer Warte aus nichts sagen", bekundet Erwin Nier von der Post-Pressestelle München auf Nachfrage. "Nur so viel: Die Post baut solche Anlagen nur noch selten selbst und ist auf einen Investor angewiesen, der das Vorhaben nach unseren Plänen umsetzt."

Das neue Zentrum soll Platz für rund 50 Mitarbeiter bieten, sagt Nier. "Wir hoffen, dass der Baufortschritt es zulässt, noch in diesem Jahr einzuziehen." Die neue Halle werde mehr als 70 Meter lang und 17 Meter breit und bekomme einen Anbau. Die Arbeitsplätze würden nach neuesten arbeitsergonomischen Gesichtspunkten eingerichtet. Es gebe zwei Ladekapazitäten für Lastwagen mit sogenannten Tiefanfahrten, sprich niedrigen Laderampen.

Stückzahlen mehr als verdoppelt

Zu Stückzahlen, die dort künftig bearbeitet werden, wollte sich Nier nicht äußern. "Wir halten uns da immer bedeckt, denn die Mitbewerber schlafen nicht." Zum Vergleich zieht er zwei Zahlen heran: Vor zehn Jahren lag das Paketaufkommen der Post bundesweit bei zwei Millionen pro Tag - nun seien es über vier, Tendenz steigend.

Für die Stadt Kulmbach ist es wichtig, dass die Arbeitsplätze vor Ort erhalten bleiben, bekundet Pressesprecherin Ulrike Michael. "Die Deutsche Post ist mit dem DHL-Verteilerzentrum bereits seit vielen Jahren ein wichtiger und etablierter Gewerbebetrieb am Wirtschaftsstandort Kulmbach. Die Stadt hat die Deutsche Post bei der Suche nach einem neuen Standort innerhalb des Stadtgebiets unterstützt, um die damit verbundenen Arbeitsplätze hier halten zu können."

"Zukunftsfähger Standort"

Für OB Henry Schramm sei das Gelände in der Hofer Straße vor allem aufgrund der Lage für den Logistikbetrieb geeignet. Es sei ein "zukunftsfähiger Standort mit Entwicklungspotenzial". Schramm freut sich, dass es gemeinsam mit allen Akteuren gelungen sei, eine gute Lösung zu finden. Zu Details bezüglich des Investors und auch der gescheiterten Bemühungen um die Fläche in der E.-C.-Baumann-Straße könne man nichts sagen, so Michael weiter. "Dies entzieht sich unserer Kenntnis. Letztendlich konnten sich die zwei Vertragsparteien nicht einigen, und es wurde dann weiter nach einer Lösung gesucht", heißt es in der Stellungnahme.

Dekra wird kein Mieter

Ob sich, wie im Jahr 2016 noch für das Häßler-Areal avisiert, auch die Dekra als Mieter mit einer eigenen Prüfstation auf dem Areal in der Hofer Straße anschließen wird? "Nein", sagt Hans-Peter Rauch kurz und bündig. Der Leiter der Dekra-Niederlassung Nord in Bayreuth sei weiterhin auf der Suche. "In der E.-C.-Baumann-Straße wären wir gerne mit rein, denn das Gelände unmittelbar neben der Firma A.T.U. hätte sich für uns angeboten." 1500 bis 2000 Quadratmeter benötige die Prüfgesellschaft, um auch entsprechend den Vorgaben große Lastwagen untersuchen zu können. "Die müssen rein- und rausfahren und auf dem Gelände wenden können", sagt Rauch.

In Gesprächen mit der Kulmbacher Stadtentwicklung hieß es laut Rauch, es könnte sich im Westen Kulmbachs eine neue Fläche ergeben, die sich für Dekra eigne. Welche Anforderungen dabei erfüllt sein müssen? "Wir brauchen Publikumsverkehr. Insofern bevorzugen wir Flächen nahe Supermärkten und Autohäusern."

Bislang sei das Unternehmen mit drei sogenannten "beweglichen Ingenieuren" in Kulmbach vertreten; diese haben feste Termine und fahren die Werkstätten für die Abnahme der Autos an. Doch das genüge auf Dauer nicht, wie Rauch betont. "Eine feste Anlaufstelle wäre uns allein schon deshalb wichtig, weil man so als Dienstleister ganz anders in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Zum Vergleich: 25 bis 40 Prozent der Fahrzeuge werden in den Werkstätten geprüft. Dieses Geschäft schenken wir mehr oder weniger her." jn