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EM-Viertelfinale: Kulmbach jubelt


Autor: Stephan Stöckel

Kulmbach, Sonntag, 03. Juli 2016

Auf dem Marktplatz fieberten die Fans bis spät in die Nacht mit dem deutschen Team und feierte den knappen Sieg über Italien.
Eine Zitterpartie für die Fußballfans, doch am Ende haben sie Grund zum Jubeln: Deutschland ist im Halbfinale. Foto: Stephan Stöckel


Zu Hause auf der Couch Fußball gucken? Für den Kulmbacher Harald Eber kommt das nicht in die Tüte. "Da kommt keine Gaudi auf", meint er. Sein Freund Holger Buchwald nickt ihm zu und sagt: "Das Bier schmeckt auch nicht so gut wie in der Gemeinschaft." Das Duo - stilecht ausstaffiert mit originellen Mützen, Fußballtrikots und Schwarz-Rot-Gold auf der Wange - hat sich unters Fußballvolk gemischt und verfolgt auf dem Marktplatz per Großbildleinwand das Geschehen auf dem heiligen Rasen im französischen Bordeaux.


Harte Geduldsprobe


Die Fans werden am Samstagabend auf eine harte Geduldsprobe gestellt. Nach 120 Minuten steht es noch immer 1:1.
Kurz vor Mitternacht dann die Erlösung: Jonas Hector verwandelt nach einem Elfmeter-Krimi den entscheidenden Ball und der Kulmbacher Marktplatz steht Kopf.


Diesmal muss ein Sieg her


Die beiden Fußballfans haben auf einem Hocker Platz genommen und sind sich von Beginn an sicher: Diesmal wird Deutschland als Sieger vom Platz gehen und den Italien-Fluch beenden. Bei acht Begegnungen in großen Turnieren konnte Deutschland nie gewinnen. Zuletzt, beim EM-Halbfinale 2012, hatte das Team von Joachim Löw 1:2 verloren. Eber tippt auf ein 4:0, während Buchwald den Tifosi wenigstens ein Tor gönnt: "Drei zu Eins wird's Spiel ausgehen."


Verfrühter Jubel


Ein schnelles Tor will nicht fallen. "Die beiden Mannschaften sind zaghaft und nervös, tasten sich ab", kommentiert Buchwald das Geschehen auf dem Rasen. Dann die 26. Minute: Zum ersten Mal können die Kulmbacher jubeln. Schweinsteiger hat die Kugel nach einem präzisen Hummels-Zuspiel ins Tor geballert. Doch der Jubel war verfrüht. Weil Schweinsteiger Italiens Verteidiger Mattia De Sciglio regelwidrig zur Seite geräumt hatte, wurde das Tor nicht gegeben. Buchwald nimmt es sportlich: "Das ist halb so wild. Das ist eine Tatsachenentscheidung."


Flucht vor dem Regen


In der 65. Minute schießt Mesut Özil das erste reguläre Tor, und in Kulmbach bricht sich der Jubel Bahn. Auch Eber und Buchwald recken ihre Arme in die Höhe. Nach 90 Minuten fängt es dann zu regnen an und die Fans suchen Schutz vor dem Nass. Der Platz vor der Bühne mit dem Großbildschirm leert sich. Auch Eber und Buchwald haben sich irgendwo ein trockenes Plätzchen gesucht.

Dann geht es weiter, und es bleibt spannend bis zur letzten Sekunde. Als Jonas Hector beim Elfmeter-Schießen das alles entscheidende Siegtor erzielt, springen die Fans in die Höhe oder fallen sich in die Arme. Deutschland-Rufe schallen über den Marktplatz, und mancher träumt schon vom Endspiel. "Finale, Finale", hört man den einen oder anderen grölen.

Zu einem Autokorso kommt es nicht, da die Innenstadt wegen des Altstadtfestes zur autofreien Zone erklärt worden ist. Stattdessen fahren die Fans von ihren Parkplätzen außerhalb der Altstadt überglücklich und laut hupend nach Hause.