Eisenbahner-Nostalgie in Neuenmarkt: Zeitreisen mit der Dampflok
Autor: Werner Reißaus
Neuenmarkt, Montag, 21. Mai 2018
Die Pfingstdampftage in Neuenmarkt lockten Tausende Besucher mit vielfältigen Attraktion und Sonderfahrten auf der Schiefen Ebene.
Das ehemalige Eisenbahnerdorf stand am Pfingstwochenende bei herrlichem Frühlingswetter wieder drei Tage sprichwörtlich unter "Volldampf". Tausende Eisenbahnfreaks aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland strömten in das Mekka der beeindruckenden Zeugen längst vergangener Eisenbahngeschichte.
Im Fokus stand in diesem Jahr besonders die "Schiefe Ebene", die vor 170 Jahren erstmals in Betrieb genommen wurde. Dazu war n einer Sonderausstellung viel über den Bau und die wirtschaftliche Bedeutung dieser ersten europäischen Steilstrecke zu sehen und zu erfahren.
Die Freunde des DDM hatten in Zusammenarbeit mit dem Verein Sächsischer Eisenbahnfreunde aus Schwarzenberg mit der Dampflokomotive 52 8079 insgesamt neun Fahrten auf der "Schiefen Ebene" zwischen der Talstation Neuenmarkt-Wirsberg und der Bergstation Marktschorgast organisiert, die auf sehr großes Interesse stießen.
Während der Fahrt über zahlreiche Kunstbauten wurde ein Höhenunterschied von 158 Metern bei einer Steigung von 1:40 überwunden. Diese Zugfahrten waren ein Erlebnis für große und kleine Eisenbahnfreunde.
Auf dem riesigen Gelände des Deutschen Dampflokomotiv-Museums gab es zahlreiche Attraktionen . Dazu gehörten die Führerstandsmitfahrten auf den Schnellzuglokomotiven 01519 der Eisenbahnfreunde Zollernbahn und 01509 der PRESS. Hier konnte man die Fahrt aus der Perspektive des Lokführers hautnah erleben.
Eisenbahnfreunde, die das Bahnfahren direkt erleben wollten, entschieden sich für eine Fahrt mit der Handhebeldraisine, bei der Muskeln gefragt waren. Im Kohlenhof war eine Lokparade zu bestaunen und der funktionsfähige DEMAG-Dampfkran aus dem Jahr 1927 - der einzige betriebsfähig erhaltene seiner Art in Deutschland - war ein besonderer Hingucker. Am Ende des Kohlenhofs zog noch eine kleine Aufsitzbahn ihre Kreise und lud Kinder wie Erwachsene zur Mitfahrt ein.
Beim schon zur Tradition gewordenen Modellbahnmarkt im Lokschuppen kamen die Schnäppchenjäger unter den Sammlern auf ihre Kosten. Daneben hatten die Museumspädagogen für die kleinen Besucher ein interessantes Programm vorbereitet. Es gab einen Luftballon-Weitflugwettbewerb, und bei einer Bastelaktion konnten die Kids einen Vulkan bauen.
Am Pfingstsamstag gab es ein besonderes Highlight zu bewundern, denn aus Nördlingen kam die S 3/6 33673 zu Besuch, eine Lok die in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag feiert. Die Dampflokomotive aus der Zeit der Königlich Bayerischen Staatsbahn ist eine Schnellzuglokomotive mit einem Vierzylinder-Verbundtriebwerk. Die S 3/6 aus Nördlingen traf dabei auf ihre Schwester, die 18 612, die im Deutschen Dampflokomotiv-Museum ihren Platz gefunden hat. Beide konnten im Kohlenhof nebeneinander besichtigt und auch fotografiert werden. Schließlich war die S 3/6 auch auf einer Pendelfahrt auf der "Schiefen Ebene" unterwegs und diese Fahrt war mit rund 400 Passagieren ausgebucht.
Pünktlich um 7.35 Uhr machte sich der Dampfsonderzug von Nördlingen aus in Richtung Neuenmarkt-Wirsberg mit der Bayerischen Staatsbahn Lokomotive auf die Reise und gegen 13.30 Uhr waren die rund 230 Kilometer "schnaufend" geschafft. Unterhalten wird die Lok vom Bayerischen Eisenbahnmuseum mit Sitz in Nördlingen.
An allen drei Tagen pendelte ein Sonderzug mit der historischen Diesellok der Baureihe V 100 der Eisenbahnfreunde Zollernbahn zwischen dem DDM, dem Bahnhof Kulmbach und den Museen im Mönchshof. Die Besucher der Pfingstdampftage nutzten auch die Möglichkeit, an einem Spaziergang durch das Eisenbahnerdorf mit Roland Fraas teilzunehmen, der Erklärungen zu historischen Bauwerken und Besonderheiten in Neuenmarkt gab.
Und damit noch nicht genug: Für Eisenbahn- und Technikenthusiasten wurden am Samstag und Sonntag spezielle Technikführungen mit Andreas Haardt angeboten. Er ist ein ausgesprochener Experte für Dampfloktechnik, der in einer verständlicher Sprache die komplizierten, physikalischen Zusammenhänge erklärte.
Der Pfingstmontag wurde mit einem musikalischen Frühschoppen mit dem "Frankensima" Philipp Simon Goletz im Biergarten an der Birkenstraße eröffnet.