Druckartikel: Eine Wurstküche in Kinderhand

Eine Wurstküche in Kinderhand


Autor: Sonny Adam

Blaich, Sonntag, 08. Oktober 2017

Im Kulmbacher Mupäz lernten die Teilnehmer der Juniorakademie, wie Wienerle gemacht werden.
Mit der Füllmaschine geht alles ganz schnell: Metzger Rüdiger Strobel zeigt, wie schnell 200 Paar "Blacherla" entstehen können, wenn man erst einmal den richtigen Dreh raus hat. Fotos: Sonny Adam


Es wäre toll, wenn die Teilnehmer der Juniorakademie etwas zum großen Erntedankfest im Mönchshof beisteuern könnten, hatte sich Akademieleiterin Uschi Prawitz überlegt. Sie fand in Metzger Rüdiger Strobel aus Selbitz einen aktiven Mitstreiter. Er zeigte den zwölf Teilnehmern der Juniorakademie im Mupäz, wie Wienerle hergestellt werden, die wegen des Veranstaltungsorts in der Blaich "Blacherla" heißen.


Ein Würstchen macht Karriere

Tatsächlich hat das Spiel um die Namen eine lange Tradition. Der Erfinder der Wienerle, Johann Georg Lahner aus Gasselsdorf (gehört heute zu Ebermannstadt), nannte die Wienerle ebenfalls nicht Wiener Würstchen, sondern Frankfurter. Lahner hatte diese Art der Wurstherstellung in Frankfurt kennengelernt. Er zog später nach Wien und sorgte dort mit seinem Rezept für Schlagzeilen. Sogar gekrönte Häupter ließen sich die würzigen Würstchen kommen - oft über große Entfernungen. Lahner wurde berühmt. Sein Geschäft florierte.
Für die "Blacherla" wurde ebenfalls ein Mix aus Rind- und Schweinefleisch verwendet. Dazu kommt eine Gewürzmischung und Phosphat. "Ohne das Phosphat würde die Wurst zerfallen", erklärte der Metzger den Kindern. Und noch einen Geheimtipp hatte der Metzger parat: "Wienerle brauchen Pfeffer. Ich nehme weißen Pfeffer, denn den schwarzen Pfeffer sieht man im hellen Brät."
Das klein gehackte Fleisch wurde in den Kutter gefüllt. Mit 5000 Umdrehungen pro Minute wurde aus dem Hackfleisch im Nu feines Brät. Strobel fügte beim Kuttern Eis hinzu, damit die Masse nicht warm wird. "Sie darf höchstens 12 Grad haben."
Dann holte der Metzger die Schafsaitlinge hervor: Aus den Schafsdärmen wird die Wursthülle. Mit wenigen gekonnten Handgriffen zog der Metzger die Saitlinge auf die Abfüllmaschine auf, füllte das Brät in die Maschine. Auf Knopfdruck kamen dann "Blacherla" am laufenden Meter heraus. "Ich finde das wirklich sehr interessant, wie die Wiener gemacht werden", erklärte Jule Günther (10). "Vor allem die Maschinen sind interessant", kommentierte Jonas Müller (13). Jonas könnte sich gut vorstellen, dass er später vielleicht auch einmal Metzger wird. "Bislang habe ich gedacht, ich werde Landwirt. Aber vielleicht werde ich auch Metzger."


Übung macht den Meister

Besonders viel Spaß hatten die Teilnehmer der Juniorakademie beim Abdrehen der Würste. "Das Abdrehen, das ist gut", sagte Jule Günther (10) nach ihren ersten Probe-Versuchen. "Also bislang wollte ich Brezelschlinger, Glasmacher oder Gorillapfleger werden, vielleicht auch Archäologe, doch Wienerle-Produzent - das wäre auch was", sagte Maximilian Senf (9) begeistert.
Dass die "Blacherla" ganz unterschiedliche Größen hatten und manches Mal die Hülle platzte, weil zu viele Kinder gleichzeitig abdrehten, störte die jungen Wurstmacher nicht. Der Spaß stand im Mittelpunkt.
Die handgemachten Würstchen kamen dann für 1,5 Stunden in den Räucherschrank. Natürlich probierten die Kinder zum Abschluss einige "Blacherla", doch es blieben genug übrig, die gestern beim großen Erntedankfest verkauft wurden.