Eine Prinzessin aus dem Internet
Autor: Sonny Adam
Stadtsteinach, Mittwoch, 11. November 2015
Eine echte Überraschung erlebten die Stadtsteinacher zur Eröffnung der neuen Session. Als Prinzessin amtiert diesmal eine völlig Unbekannte: Andrea Schneider, die Freundin des Faschings-Urgesteins Michael Martin.
Was auf Andrea Schneider zukommt, weiß sie selbst noch nicht so ganz genau. Denn sie hat den Stadtsteinacher Fasching bislang noch nie live erlebt. "Aber ich habe mir die Videos vom letzten Jahr angesehen", sagt die 31-Jährige zuversichtlich und glaubt fest daran, dass schon alles gut werden wird. Andrea Schneider ist seit April die Freundin von Michael Martin. Und der 44-jährige Michael Martin ist ein Urgestein des Stadtsteinacher Faschings. "Ich hab gesagt, wenn sie nicht will, dann bin ich raus", sagt Michael Martin klipp und klar. Und zuerst hatte die neue Prinzessin eigentlich schon fast nein gesagt. "Wir haben dann drei Tage nicht mehr über das Thema geredet", erzählt Michael Martin.
Doch dann hat die potenzielle Prinzessin sich bei den Prinzensuchern Heiko und Simone Tautermann Videos vom letzten Fasching angeschaut und hat sich vom "alten" Prinzenpaar Heiko und Simone Tautermann überzeugen lassen. Dass die Tautermanns am liebsten selbst noch mindestens ein Jahr lang "gekrönte Häupter" geblieben wären, hat die Neu-Prinzessin letztlich überzeugt.
Am meisten freute sie sich auf die Mega-Überraschung für die Stadtsteinacher. Denn damit hätte niemand gerechnet.
"Ich war ja schon dabei, als der Fasching noch im Schießhaus gefeiert wurde. Aber ich hab noch nie das Faschingstreiben live im Zug erlebt. Ich sitze ja immer am Mischpult und mache die Technik", sagt Michael Martin. Er kann sein Glück jetzt kaum fassen. "Ich kann gar nicht sagen, wie ich mich auf diese kurze Faschingssession freue. Jetzt kann ich zum ersten Mal richtig mitfeiern. Das wird ein Spaß", sagt Michael Martin.
Nur ein Problem gibt's in der Session 2015/16: Irgend jemand anderes muss die Technik machen. Und derjenige weiß noch nichts von seinem Glück. Doch alle sind sich einig, es wird sich jemand finden.
"Kennengelernt habe ich meine Prinzessin eigentlich schon vor fünf Jahren", erzählt Michael Martin. Und zwar im Internet. Denn beide sind leidenschaftliche "World of Warcraft"-Spieler. Beide waren und sind auf dem deutschen Server zugange, beide waren und sind in der Lacrimosa-Gilde. "Wir haben dann irgend wann gechattet und haben festgestellt, dass wir gar nicht so weit auseinander wohnen: ich in Stadtsteinach, sie in Schesslitz", erzählt Michael Martin. Und irgend wann haben sich die beiden "World of warcraft"-Fans dann auch im echten Leben verabredet - auf einen Kaffee. "Bei mir war es sofort Liebe auf den ersten Blick, sie war leider immer vergeben", erzählt Michael Martin. Doch im April hat es dann auch bei der Prinzessin gefunkt. Jetzt will sie nach Stadtsteinach ziehen zu Michael Martin. Und ihren Job wechselt sie auch. "Ich war bisher bei der Lebenshilfe in Herzogenaurach und wechsele jetzt ab Dezember in die Himmelkroner Werkstätten. Ich bin Sozialpädagogin", erzählt Andrea Schneider.
Michael Martin, der Leiter des Rettungsdienstes beim BRK ist, freut sich jedenfalls schon auf eine gemeinsame Zukunft. Spätere Heirat nicht ausgeschlossen, sagt er keck. Die Faschingssession ist jedenfalls die Feuerprobe. Und eins ist gewiss: Sicherlich werden beide auch die ein oder anderen Jackie-Cola während der heißen Tage trinken. Denn das ist das erklärte Lieblingsgetränk des neuen Prinzenpaares - in diesem Punkt sind sie sich einig.
Und nach dem Fasching steht dann ein gemeinsamer Skiurlaub an. Denn Prinz Michael ist leidenschaftlicher Skifahrer, Prinzessin Andrea hat es bislang immer bei Langlauf belassen. Doch mit 31 Jahren ist man ja noch nicht zu alt, um noch dazu zu lernen - oder auch mal Prinzessin zu werden.