Druckartikel: Einbrecher kommen sogar am helllichten Tag

Einbrecher kommen sogar am helllichten Tag


Autor: Jürgen Gärtner

Kulmbach, Montag, 21. Oktober 2013

Inzwischen warten Einbrecher nicht mehr auf den Schutz der Dunkelheit. Bei Hauseinbrüchen sind oft osteuropäische Banden am Werk. Dabei kann man sich mit einfachen Tricks vor den Übeltätern schützen.
Inzwischen warten Einbrecher nicht mehr auf den Schutz der Dunkelheit.


Tatort Thurnau: In der Nacht zum vergangenen Donnerstag dringen Unbekannte in eine Firma in der Industriestraße in Thurnau ein. Sie erbeuten einen vierstelligen Betrag und flüchten unerkannt.

Tatort Gössenreuth: Am 12. September erlebt eine Frau aus der Hauptstraße im Himmelkroner Ortsteil Gössenreuth eine böse Überraschung: Ehe sie gegen 12.10 Uhr nach Hause kam, waren Einbrecher in ihre Haus gestiegen, hatten die Räume durchwühlt und sich mit mehreren hundert Euro aus dem Staub gemacht. Am gleichen Tag brachen Unbekannte auch in ein Haus in Creußen ein.

Tatort Ziegelhütte: In dem Himmelkroner Ortsteil dringen Unbekannte am vergangenen Dienstag am helllichten Vormittag in ein Haus im Gottlieb-Schill-Weg ein und entkommen mit zwei Laptops und Schmuck.

Es gibt noch weitere Fälle: Auch in Stadtsteinach ist in den vergangenen Wochen ein Einbruch in eine Tankstelle zu verzeichnen. Zigaretten im Wert von 700 Euro sind dort die Beute. Im Wonseeser Ortsteil Großenhül ist ein Sägewerk das Ziel von Einbrechern. Außer Bier und Unterlagen erbeuteten die Täter dort aber nichts.
Anfang Oktober war das VfB-Sportheim in Kulmbach/Ziegelhütten ein Tatort. Gestohlen wurde dort nichts, die Unbekannten richteten aber Schaden in Höhe von etwa 800 Euro an. Sportheime werden öfter heimgesucht: Im Nachbarlandkreis Kronach wurde in jüngster Zeit in die Sportheime Küps, Nordhalben und Haßlach eingebrochen.

Oft spielt die Nähe zur Autobahn eine Rolle bei der Auswahl der Objekte, die sich die Täter heraussuchen, sagt Pressesprecherin Anne Höfer vom Polizeipräsidium Oberfranken. "Wegen des Fluchtwegs. So sind sie schnell wieder weg."

Bei den Wohnungs- und Dämmerungseinbrüchen ist laut Höfner oft eine Bandenstruktur erkennbar - mit Tätergruppen aus Osteuropa. Bei Sportheimeinbrüchen sieht es dagegen meist anders aus, hier gibt es andere Tätergruppen, meist sind es jüngere Leute.

Natürlich werde in allen Fällen geprüft, ob es Parallelen gibt. So soll festgestellt werden, ob eine organisierte Bande oder Serientäter am Werk sind. Über die Präsidiumsgrenzen hinweg würden Informationen ausgetauscht, Spuren verglichen. "Weil die Banden auch überörtlich agieren."

Gerade in den Herbst- und Wintermonaten nutzen Einbrecher die früh einsetzende Dämmerung und die Abwesenheit der Wohnungsinhaber zu Einbrüchen.

Im Jahr 2012 registrierte die oberfränkische Polizei 277 Wohnungseinbruchdiebstähle (2011 waren es 266; +4,1 Prozent). Im Verhältnis zu den bayernweit fast 6000 angezeigten Delikten bewegen sich die oberfränkischen Zahlen hier eher im unteren Bereich. Allerdings zeigt der Trend für 2013 eine Steigerung.

Allein in der vergangenen Woche ereigneten sich in Oberfranken mehrere schadensträchtige Einbruchdiebstähle. Während in Gattendorf im Landkreis Hof die Langfinger am Donnerstagmorgen ohne Beute flüchten mussten, erbeuteten in Neustadt bei Coburg bislang Unbekannte einen fünfstelligen Eurobetrag. In Himmelkron konnten Einbrecher mit Laptops und Schmuck entkommen.

Am Mittwochvormittag entwendeten Langfinger aus zwei Wohnungen im Stadtgebiet Bayreuth Bargeld, Schmuck und Elektronikgeräte. Besonders dreist waren Einbrecher in der Nacht zum Mittwoch. Sie verschafften sich gewaltsam Zutritt in eine Ausstellungshalle auf der Oberfrankenausstellung und flüchteten mit Pelz- und Lederjacken. Im gleichen Zeitraum erbeuteten Unbekannte Schmuck im Wert von mehreren tausend Euro aus einem Juweliergeschäft in der Coburger Innenstadt.

"Mit einer intensivierten Täterfahndung und weiterhin professioneller Spurensicherung an den Tatorten versucht die oberfränkische Polizei dem steigenden Trend entgegenzuwirken", erläutert Polizeivizepräsident Werner Mikulasch. Aber auch jeder Einzelne kann durch entsprechende Maßnahmen bereits im Vorfeld dazu beitragen, Einbrüche erst gar nicht geschehen zu lassen. Tipps zu Sicherungstechnik und dem richtigen Verhalten geben die oberfränkischen Kriminalberatungsstellen in Bamberg, Bayreuth, Coburg und Hof. "Nutzen Sie die kostenfreien Präventionsangebote", empfiehlt Mikulasch.

Mit einer Aufklärungsquote von fast 35 Prozent ist es den oberfränkischen Ermittlern 2012 gelungen, jeden dritten Wohnungseinbruch aufzuklären. Bayernweit konnte nur etwa jeder fünfte Fall gelöst werden. Einem Serieneinbrecher, der sein Unwesen unter anderem im Landkreis Hof trieb, konnte die Kriminalpolizei mehr als 100 Fälle im Bundesgebiet nachweisen. Der Mann ist zwischenzeitlich zu über acht Jahren Haft verurteilt worden. PD


So schützen Sie sich gegen Einbrecher:

• Verschließen Sie die Fenster, Balkon- und Terrassentüren auch bei kurzer Abwesenheit.
• Gekippte Fenster sind offene Fenster und von Einbrechern leicht zu öffnen.
• Rollläden sollten zur Nachtzeit - und keinesfalls tagsüber - geschlossen werden, damit sie nicht sofort ihre Abwesenheit signalisieren.
• Auch wenn Sie Haus oder Wohnung nur kurzzeitig verlassen: Ziehen Sie die Tür nicht nur ins Schloss, sondern schließen Sie sie auch immer zweifach ab.
• Verstecken Sie Ihren Haus- oder Wohnungsschlüssel niemals draußen.
• Lassen Sie bei einer Tür mit Glasfüllung den Schlüssel niemals innen stecken.
• Mehr Tipps: www.k-einbruch.de