Druckartikel: Ein ziemlich teurer Unsinn

Ein ziemlich teurer Unsinn


Autor: Katrin Geyer

Kulmbach, Freitag, 06. November 2015

Kettenbriefe gab es schon in meiner Kindheit. Wer solche Schreiben weiterschickte, sollte beispielsweise mit einer ungeahnten Zahl von Ansichtskarten aus aller Welt belohnt werden. Geklappt hat das nie.
Foto: Katharina Müller-Sanke


Heutzutage spielt man das Kettenbrief-Spiel auf Facebook und ähnlichen Internet-Plattformen: "Teile dies und du wirst ... "fangen die entsprechenden Posts an. Klappt vermutlich auch nie.
Ganz ausgestorben sind die Kettenbriefe auf Papier aber nicht. Das zeigt das Beispiel des Schreibens, das kürzlich der Kasendorfer Kirchengemeinde ins Haus flatterte (siehe Seite 17 "Ein Kettenbrief und ein Phantom"). Weitergeschickt von Geschäftsstellen, Verwaltungen, Pfarrämtern - auf offiziellem Briefpapier.
Der Kasendorfer Pfarrer Stefan Lipfert hat nachgefragt - und einen Schwindel aufgedeckt. Die Frage, wie leichtgläubig manch anderer ist, darf man stellen.
Vor allem aber darf, ja muss man die Frage stellen, wie viel Zeit manche Menschen am Arbeitsplatz eigentlich haben? Einen Brief zehn Mal kopieren. Zehn Umschläge adressieren. Einen Brief an ein Klinikum schreiben, in dem steht, dass man sich gerne an der Aktion beteiligt.

Auch diesen Brief adressieren. Alle Briefe zur Poststelle tragen. Eine halbe Stunde dauert das sicher - sagt unsere Redaktionssekretärin, bei der ich mir fachkundigen Rat geholt habe.
Bei den zehn Empfängern sind es dann schon zehn Mal 30 Minuten, bei den nächsten zehn mal zehn kommen hundert halbe Stunden zusammen.....
Einige Jahre soll der Brief schon unterwegs sein. Hätten alle, die ihn weitergeschickt haben, für die dafür geopferte Arbeitszeit am Arbeitsplatz auf ihr Gehalt verzichtet, wäre wohl eine stolze Summe zusammengekommen. Für die man einem wirklich existierenden kranken Kind sicher einen großen Wunsch hätte erfüllen können.