Ein Wille ist da im Weißmaintal, aber noch kein Weg
Autor: Dieter Hübner
Trebgast, Freitag, 20. Oktober 2017
Jürgen Tesrczyk und Astrid Pfitzer fordern einen Radweg durch das Weißmaintal. Doch die Umsetzung ist nicht leicht.
Jürgen Tesarczyk lässt nicht locker. Seit 2010 wohnt er (wieder) in Kulmbach und kämpft seither für bessere Radwegeverbindungen im Kreis. Besonders setzt er sich dabei für einen Radweg durch das Weißmaintal zwischen Trebgast und Kauerndorf ein.
Beim "5. autofreien Sonntag" am 21. Mai hatte er am Stand der ADFC-Präsenz Kulmbach zwischen um Unterstützung für diesen Radweg geworben. Insgesamt 282 Biker trugen sich binnen weniger Stunden in die Unterschriftslisten ein. Die übergab er jetzt in Anwesenheit der Bürgermeister der beiden betroffenen Gemeinden, Stephan Heckel-Michel (Ködnitz), und Werner Diersch (Trebgast), an Landrat Klaus Peter Söllner.
Der Landrat signalisierte gleich seine Unterstützung: "Wir sind uns darin einig, einen Radweg im Weißmaintal anzustreben. Zusammen mit den beiden Bürgermeistern überlegen wir seit Jahren, wie wir da weiterkommen. Wichtig ist dabei, dass wir das Staatliche Bauamt mit ins Boot holen."
"Wir sind da schon relativ weit"
Der autofreie Sonntag sei längst zu einer Kultveranstaltung geworden, so Söllner weiter. Ein Konzept mit dem Ziel, das Thema Radwege im Landkreis zu forcieren, werde derzeit vorbereitet. "Wir sind da schon relativ weit." Klaus Peter Söllner erinnerte daran, dass in den vergangenen Jahren durchaus einige wichtige Projekte vorangebracht werden konnten. Er erwähnte den Radweg entlang der B 303 von Himmelkron nach Wirsberg, die geplante Verbindung von Thurnau nach Döllnitz geplant oder den Lückenschluss an der B 85 nach Bayreuth. Und dann gebe es ja noch den Bereich Trebgast/Schlömen.
"Das Landkreis-Konzept liegt uns sehr am Herzen", betonte Jürgen Tesarczyk. "Wir haben eine touristisch so interessante Gegend. Und das Weißmaintal hat dabei eine hervorgehobene Stellung. Es wird höchste Zeit, dieses wunderschöne Tal besser zu präsentieren und Radfahrer dafür zu interessieren."
Er räumte ein, seine Vorstellungen seit 2010 schon etwas geändert zu haben und erläuterte den aktuell von ihm favorisierten Streckenverlauf. Diese Version von 2015 sieht er als realistisch und in Bezug auf die Finanzierung auch als preiswert an.
Augenkontakt wichtig
Ein wesentlicher Aspekt sei dabei die Nutzung der Staatsstraße, die von der Abzweigung Ebersbach bis nach Waizendorf mit eingebunden werden müsse. "Entscheidend ist immer der Augenkontakt zwischen Rad- und Autofahrer. Ab Waizendorf könnte die Verbindungsstraße nach Feuln und weiter nach Trebgast ein vorhandener Wiesenweg integriert werden."Zwischen Kauerndorf und Fölschnitz sei die Engstelle auf der Staatsstraße ein entscheidender Punkt. Hier gebe es keine andere Möglichkeit, als die Umgehung über den Wiesengrund. Das mache wiederum einen Steg für Fußgänger und Radfahrer über den Weißen Main notwendig.
"Im Grundsatz sind wir ja nicht weit auseinander. Bei allem Verständnis für die Belange der Radfahrer muss ich dennoch auf verschiedene Strukturen hinweisen, die nicht so einfach zu beherrschen sind", sprach der Landrat die bekannten Schwach- und Problemstellen an. "Wir haben zwei neuralgische Punkte: Den Bereich zwischen Trebgast und Feuln und die Engstellen vor und hinter Fölschnitz. Daran müssen wir arbeiten. Und wir müssen berücksichtigen, dass viele Grundstücke im Eigentum von Landwirten sind und von diesen bewirtschaftet werden."
Obwohl Jürgen Tesarczyk hier bei einzelnen Grundstücksbesitzern durchaus Gesprächsbereitschaft festgestellt hatte, warnte der Landrat: "Eigentum ist in unserer Rechtsordnung ein hohes Gut und mit besonderem Schutz versehen. Das wird nicht einfach."
Bauamtsleiter Andreas Schülein sah die neuralgischen Punkte dort, wo der Main unmittelbar
angrenzt: "Da liegen wir immer im Hochwasserbereich."
Stephan Heckel-Michel dankte Jürgen Tesarczyk und Astrid Pfitzer, dass sie dieses Thema immer wieder aufgreifen und begleiten. "Ein durchgehender Radweg ist auch für uns eine Herzensangelegenheit."
Klar sein müsse, welche Zielgruppe angesprochen werden soll. "Bauen wir einen Radweg, um schnell von A nach B zu kommen? Oder wollen wir uns mehr im Freizeitbereich bewegen?", fragte er. Abgeklärt werden müsse, wo Fördergelder generiert werden können.
"Eine Bereicherung"
"Grundsätzlich wäre die Anbindung eine Bereicherung für das Weißmaintal", pflichtete sein Trebgaster Kollege Werner Diersch bei. Astrid Pfitzer hat sich auch Gedanken über einen Weg von Schlömen nach Himmelkron gemacht. "Wir haben in Neuenmarkt das DDM. Da besteht die
Möglichkeit einer herrlichen Verbindung auf der ehemaligen Bahntrasse bis zur Baille-Maille-Allee." Ihrer Ansicht nach wäre es ein Riesenversäumnis des Landkreises, wenn man das nicht nutzen würde.
Werner Diersch gab hier zu bedenken: "Beim Rückbau einer Bahnanlage sind ganz schnell einmal 100 000 Euro weg. Dafür kann man woanders viele Wege bauen."
Andreas Schülein ergänzte, dass der Landkreis derzeit mit den Gemeinden das Radwegekonzept überprüfe. Er hoffe, im Frühjahr 2018 eine Prioritätenliste vorlegen zu können.