Ein Walfisch mit dem Namen Kulmbach
Autor: Jürgen Gärtner
Neuenmarkt, Montag, 02. Dezember 2013
Mit dem Fahrplanwechsel zum 15. Dezember können Bahnreisende ohne Umsteigen von Kulmbach nach Nürnberg fahren. Neu im Einsatz sind auf der zweistündlichen Verbindung zwischen Bamberg und Bayreuth/Hof zudem Züge der Baureihe VT 641, die wegen ihrer Form den Spitznamen Walfisch verpasst bekamen.
Feuerwerk, Lichterspiele und viel Musik, ehe der Vorhang fiel. Ein Showspektakel der besonderen Art fand am Montag im Deutschen Dampflokomotiv-Museum in Neuenmarkt statt: die Präsentation des Main-Saale-Express und des Regionalzugs der Baureihe VT 641, des so genannten Walfisch. Ein Walfisch trägt seit sogar den Namen "Kulmbach".
"Entschuldigen Sie, ist das der Sonderzug nach Pankow", sang ein Udo Lindenberg-Double, "Blues Brothers" schwangen in dunkeln Anzügen mit Sonnenbrille das Saxophon und die Posaune. Und das alles für die Züge, die wegen ihrer außergewöhnlichen Form den Spitznamen verpasst bekommen haben.
Diese modernen Niederflurzüge auf der zweistündlichen Verbindung zwischen Bamberg und Bayreuth/Hof firmieren offiziell unter dem neuen Markennamen "Main-Saale-Express".
Das war aber nicht der einzige Grund zum Feiern: Mit der Fahrplanänderung wird es zudem erstmals möglich sein, von Kulmbach aus ohne Umzusteigen nach Nürnberg zu fahren.
Landrat: Deutliche Verbesserung
Das war auch ein Punkt, den Landrat Klaus Peter Söllner (Freie Wähler) als "entscheidende Verbesserung" bei der Präsentation deutlich herausstellte. Die schnellste Verbindung von der Kreisstadt nach Nürnberg betrage dann nur 1:27 Stunden. "Da lohnt es sich in der Tat, das Auto stehen zu lassen."
Über 40 Züge würden nach dem Fahrplanwechsel täglich zwischen der Bierstadt, Neuenmarkt-Wirsberg sowie Marktschorgast und der Metropole pendeln. Zusätzlicher positiver Nebeneffekt: 50 Arbeitsplätze würden so gesichert. "Das ist für die gesamte Region, besonders für den Landkreis Kulmbach eine tolle Geschichte."
Natürlich ließ es sich Landrat Söllner ebenso wenig nehmen wie Kulmbachs Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU), zusammen mit dem Geschäftsführer der Bayerischen Eisenbahngesellschaft, Johann Niggl, und dem Geschäftsleiter der DB Regio Nordbayern, Uwe Domke, den "Kulmbach"-Zug mit Sekt zu taufen.
Uwe Domke wies noch darauf hin, dass der Main-Saale-Express eine Laufzeit von zehn Jahren hat. Johann Niggl machte auf den permanenten Wettbewerb im Schienenpersonennahverkehr seit 1996 aufmerksam. Seitdem seien in Oberfranken ein Drittel mehr Zugkilometer bestellt worden. Ziel sei es, mehr Leistung zu bieten und dabei im finanziellen Rahmen zu bleiben. "Man dreht jeden Stein um, um das Letzte an Kosteneinsparung herauszuholen." Aber mit Blick auf die steigenden Ausgaben für die Infrastruktur gehe man schweren Zeiten entgegen, sagte er .
Die Walfische klimatisiert und in Sachen Barrierefreiheit auf modernstem Stand. So erleichtert das niederflurige Fahrzeug über zwei große Türen je Fahrzeugseite und einer mobilen Rampe auch mobilitäts eingeschränkten Reisenden den Ein- und Ausstieg. Auch die Toiletten sind mit einem Rollstuhl befahrbar. Der bis zu 120 km/h schnelle Dieseltriebzug kann aus bis zu drei Zugteilen vereinigt werden. Die zweistündlich ergänzende Linie Lichtenfels - Bayreuth/Hof wird weiterhin mit den Neigetechnikzügen VT 612 bedient und künftig über Pegnitz nach Nürnberg weitergeführt.