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Ein verrücktes Seniorenhaus auf der Trebgaster Naturbühne


Autor: Dieter Hübner

Trebgast, Donnerstag, 15. Mai 2014

Regisseur Rainer Streng hat Mühe, seine "Bande", bestehend aus sieben Schauspielerinnen und sechs Schauspielern, zu zähmen. Alle sehnen die Premiere am Freitagabend herbei - die Trebgaster Naturbühne startet in die Saison 2014.
Frühstück in der Senioren-WG (von links): Andrea Vießmann, Sonja Bayer, Gabi Bähr, Georg Küfner und Marion Regnet proben nochmals für die Premiere am heutigen Freitag. Fotos: Dieter Hübner


"Seit Anfang der Woche sind wir an einem Punkt, wo es endlich losgehen muss. Die Akteure werden langsam ungeduldig. Jetzt folgen nur noch letzte Abstimmungen bei der Maske und den Kostümen, um die einzelnen Charaktere optimal herauszubringen."

Den Inhalt des Stücks "Ein verrücktes Seniorenhaus" hat Regisseur Streng in einigen Punkten der heutigen Situation in der Altenpflege angepasst. Wie aktuell inszeniert wird, kann man unter anderem an Svetlana erkennen, einer Pflegekraft aus dem Osten, die integriert wurde, um dem "Kostenbewusstsein" in der aktuellen Gesundheitspolitik Rechnung zu tragen.

Erinnerungen an Muppet Show

Außerdem platziert er zwei betagte, schrullige Theaterbesucher in einer Loge am Rande der Bühne. Von dort aus beobachten die beiden "Alten" das Geschehen, das sich überwiegend im Wintergarten von Martha Schimmel abspielt.

Zwischendurch geben sie immer mal ihre Kommentare zu den Themen "Alter" und "Gesundheit" ab. Ihre Namen "Didi Haller" und "Helmut Schmitz" sprechen für sich.

Wenn die beiden mitunter an die zwei Alten aus der Muppet Show, Waldorf und Statler, erinnern, ist das nicht unbedingt gewollt, aber nicht direkt von der Hand zu weisen. Von den Bewohnern der Senioren-WG, die sich gegenseitig die Bälle zuspielen, verkörpert jeder seinen eigenen Charakter. So schmiert der "Hahn im Korb", der charmante und fidele Norbert, fortwährend seinem "Bademantel-Goldschatz", der vergesslichen Irene, Honig ums Maul, während der nicht sonderlich romantisch veranlagte Nachbar Reiner nichts unversucht lässt, die resolute Hausbesitzerin Martha dazu zu bewegen, ihn doch zu heiraten.

Als der "Ich-AG-ler Ulrich, der die WG mit dem nötigsten versorgt, eines Tages die hochschwangere Katja anschleppt und deren Baby im Haus der Senioren zur Welt kommt, ist es mit der Ordnung der fünf Heimbewohner vorbei.

Kein oberflächliches Lustspiel

Die Verantwortlichen der Naturbühne haben mit diesem Lustspiel kein oberflächlich unterhaltendes Volksstück ausgewählt, bei dem man sich vor Lachen andauernd auf die Schenkel klopfen kann. Die außergewöhnliche Senioren-WG kämpft mit Hörgeräten, Krankheiten und teuren Tabletten gegen die Tücken des Älterseins. Die Zuschauer erwartet Unterhaltung von vorne bis hinten, wobei die außergewöhnliche Senioren-WG auch mit einem augenzwinkernden, kritischen Blick auf die Gesellschaft von heute schaut.

Und auf das Leben von älteren Menschen, die ihre Probleme mit Stolperfallen, aber mit Humor meistern.