Ein Symbol für den Frieden
Autor: Sonny Adam
Berndorf, Sonntag, 17. Juli 2016
Die Berndorfer Christen feierten den 250. Geburtstag der Friedenskirche. Regionalbischöfin Dorothea Greiner hielt eine beeindruckende Predigt.
Die Berndorfer Friedenskirche ist ein Kleinod. Sie ist im Markgrafenstil errichtet, obwohl Reichsgraf von Giech als Patronatsherr der Region die Kirche erbauen ließ - als Erfüllung eines Gelübdes. Als die feindlichen Truppen im Siebenjährigen Krieg gefährlich nahe gekommen waren, legte der Reichsgraf dieses Gelübde ab: Wenn seine Region verschont werde, würde er eine Kirche erneuern. Und das Berndorfer Gottesdaus war damals in einem erbärmlichen Zustand. Der Wunsch ging in Erfüllung - und der Reichsgraf hielt Wort.
"Die Berndorfer Kirche ist eigentlich ein bezahltes Gelübde", erklärte Regionalbischöfin Dorothea Greiner zur Feier des 250-jährigen Bestehens des Gotteshauses. In ihrer lebendigen Predigt ging sie auf die Besonderheiten des Gotteshauses ein. Dessen rosa Farbgestaltung an der Decke sei nicht zufällig gewählt. Rosa sei ein Ausdruck der Freude über den Frieden.
Typisch für Markgrafenkirche
Die Regionalbischöfin freute sich, dass Kanzel und Empore eine Einheit bilden. "Der Kanzelaltar zeigt, dass Wort und Sakrament zusammengehören - das ist typisch für eine Markgrafenkirche, auch wenn kein Markgraf sie gebaut hat." Die Regionalbischöfin forderte zum Kirchengeburtstag die Menschen auf, sich selbst vom Sakrament beschenken zu lassen.Als weitere Besonderheit der Kirche stellte Dorothea Greiner fest, dass der Auferstandene viel größer dargestellt ist als der gekreuzigte Jesus. "Auch das ist eine Botschaft, wie sie zu einer Markgrafenkirche passt."
Geweiht wurde die Kirche am Michaelistag, 29. September 1766. Die Stuckarbeiten an der Decke sind wohl erst 1770 hinzugefügt worden. Das Orgelgehäuse wird dem Hofbildhauer Johann Gabriel Räntz zugeschrieben. Die Regionalbischöfin wünschte, dass die Berndorfer Kirche auf festen Füßen steht und immer lebendig bleibt.
Enorme Gründungsprobleme
Doch dies war in der Vergangenheit nicht immer der Fall. Schon in der Bauzeit gab es enorme Gründungsprobleme. Bei einer großangelegten Sanierung in den sechziger Jahren wurden die Fundamente mit Unterfangungen versehen. Die Kirche, die zum Jubiläum herausgeputzt war, zuletzt von 2004 bis 2006 aufwändig saniert worden."Die Kirche ist wie ein Stück Heimat", konstatierte Landessynodalin und stellvertretende Landrätin Christina Flauder. "Sie soll ein Ruhepunkt für die Seele sein", wünschte sie.
Bürgermeister Martin Bernreuther hoffte, dass die Kirche ein Ort bleibt, der Ruhe und Kraft, Mut und Zuversicht ausstrahlen kann - vor allem angesichts der jüngsten Ereignisse.
Pfarrgemeinderätin Ute Capsar-Gundel aus Neudrossenfeld übermittelte ökumenische Grüße der katholischen Gemeinden und erinnerte an die Auseinandersetzungen und Grabenkämpfe zwischen evangelischer und katholischer Kirche. "Vielleicht gibt es zum 500. Geburtstag der Kirche keine evangelische und katholische Kirche mehr, sondern eine vereinigte Kirche."
Musikalisch aufgewertet wurde der Festgottesdienst vom Posaunenchor und vom Kirchenchor sowie von Organist Steffen Schwarz. Danach strömten die Berndorfer und alle Freunde der Kirche hinaus, um ein gemütliches Dorffest zu feiern. Nachmittags trat der Frauenchor auf und gab Ständchen zum Besten, außerdem wurde eine Kirchenrallye initiiert.
5 Der Kanzelaltar ist der Beweis, dass das Wort und das Sakrament zusammengehören
6 Rosa ist längst nicht mehr nur eine Frauenfarbe, sondern eine starke Farbe, die Ausdruck der Freude über den Frieden sein soll, interpretierte Regionalbischöfin Dorothea Greiner die Kirchengestaltung
7 Als im Siebenjährigen Krieg die feindlichen Truppen im Anmarsch waren, legte der fromme Reichsgraf von Giech das Gelübde ab, dass er in Berndorf eine Kirche erbauen lassen werde, wenn sein Gebiet von den Kriegswirren verschont bleiben würde. Die Friedenskirche ist also ein "bezahltes Gelübde". Die Stuckarbeiten wurden vermutlich im Jahre 1770 angelegt, das Orgelgehäuse wird dem Hofbildhauer Johann Gabriel Räntz zugeschrieben
8 Ein ausdrucksstarkes Detail der Friedenskirche: Der Auferstandene ist wesentlich größer dargestellt als das Kruzifix
9 Die rosafarbene Gestaltung ist kein Zufall, sondern eine Farbe, die Sanftmut bedeutet und die die Freude über den Frieden zeigt - auch heute hat diese Farbe enorme Strahlkraft
10 Nach dem Festgottesdienst feierte Berndorf. Dazu wurden die Euromünzen in Fest-Taler umgetauscht. Nachmittags gab es einen Auftritt des Frauenchores und eine Kirchenrallye
11 Auch Bürgermeister Martin Bernreuther mischte sich mit seiner Familie unters Festgeschehen
12 Großer Andrang beim Taler-Tauschstand
13 Sogar Cocktails gab es beim großen Dorffest in Berndorf