Schweinezüchter sind sich sicher: Heimische Landwirtschaft lohnt sich auch in Zukunft
Autor: Adriane Lochner
Waldau, Dienstag, 21. Juli 2020
Klimawandel und Tierschutz stellen Politik und Landwirtschaft vor Herausforderungen. Auflagen bedeuten für viele Betriebe enorme Kosten. Junge Kulmbacher Landwirte erklären ihre Betriebskonzepte und sagen, warum sich die heimische Lebensmittelerzeugung auch künftig lohnen wird.
Der 27-jährige Landwirt Johannes Dörfler aus Heidelmühle bei Waldau hält im Familienbetrieb Zuchtsauen, deren Ferkel er an Mastbetriebe in der Region verkauft. Der Landwirt erklärt, warum Politiker und Verbraucher in Sachen Tierwohl klare Entscheidungen treffen müssen.
Bevor man heutzutage einen Schweinestall betritt, muss man durch eine Hygieneschleuse. Getragene Kleidung und Schuhe müssen abgelegt werden, man muss duschen und betriebseigene Kleidung und Schuhwerk anziehen. "Hygiene ist wichtig, damit man keine Erreger zu den Schweinen bringt", erklärt Landwirt Johannes Dörfler (27) aus Heidelmühle bei Waldau.
Schweinezucht: Mehr Vorgaben für Nutztierhalter
Auf diese Weise könne man den Einsatz von Medikamenten vermeiden und die Gesundheit der Tiere sicherstellen. Drinnen leben Ferkel und Zuchtsauen jeweils in hellen, sauberen und gut durchlüfteten Laufställen. Überall hängen Strohraufen, an denen sowohl große als auch kleine Schweine gerne zupfen. "Das Stroh dient nicht zum Füttern, sondern zur Beschäftigung", erklärt Dörfler. Zu fressen bekommen die Ferkel vor allem Getreide aus eigenem Anbau: "Wir wollen, dass es den Tieren gut geht, dass sie gesund und vital sind."
Die abwechslungsreiche Arbeit sei einer der Gründe gewesen, warum er sich dazu entschieden habe, eine Ausbildung zum Landwirt zu machen und seine Meisterprüfung abzulegen. Johannes Dörfler zufolge kann, wer auf einem Bauernhof aufgewachsen ist, beides verinnerlichen: Tiere sind Lebewesen und sie liefern Lebensmittel.
Schweinefleisch wird gebraucht. Im Durchschnitt etwa 60 Kilogramm Fleisch isst jeder Deutsche pro Jahr, die Hälfte davon ist Schweinefleisch. Allein die fränkische Esskultur wäre ohne Bratwurst, Schäufele oder Presssack nur schwer vorstellbar. Doch die Zahl der Sauenhalter in Deutschland ist seit Jahren rückläufig, nicht zuletzt weil viele mit den vom Gesetzgeber stetig veränderten Auflagen nicht Schritt halten können.
Laut einer Pressemitteilung des "Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)" vom Freitag (3. Juli 2020) will Bundesministerin Julia Klöckner, "dass auch die kleineren und mittleren Betriebe weiter tragfähig die Sauenhaltung betreiben und den Tierschutz steigern können". Erreicht werden soll das mit einem 300-Millionen-Euro-Förderprogramm für Stallumbau.
Es soll Änderungen in der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung geben. Dabei berücksichtigt werden müsse "auch die Wettbewerbssituation mit anderen Mitgliedstaaten, in denen teilweise lediglich die Mindeststandards der EU umgesetzt sind", teilt eine Pressesprecherin des "BMEL" mit.