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Ein Schritt Richtung Normalität


Autor: Alexander Hartmann

Kulmbach, Montag, 27. April 2020

Auch in Kulmbach sind seit Montag viele Geschäfte wieder geöffnet. Die Inhaber sprechen von einer wichtigen Lockerung und nehmen wie die Kunden den Mund-Nasen-Schutz in Kauf. Doch nicht alle profitieren von der neuen Regelung.
Christine Kern (links) konnte gestern ihren Damenmoden-Laden "Dreams" wieder öffnen. Zu den ersten Kunden zählte Gudrun Stübinger.  Fotos: Alexander Hartmann


Kulmbach trägt Mund-Nasen-Schutz, der beim Einkaufen jetzt Pflicht ist. Seit Montag greift die Regelung, die mit einer für Wirtschaft und Verbraucher erfreulichen Lockerung einhergeht: Viele Läden dürfen - unter strengen Auflagen - wieder öffnen. Auch in der Kulmbacher Innenstadt kehrt so zumindest wieder etwas Leben ein.

"Jeder Euro hilft"

Nach einer mehrwöchigen Durststrecke, in der so mancher eine Pleite befürchtet hatte, atmen Unternehmer auf. "Jeder Euro, den man einnimmt, hilft", sagt Christine Kern, die im "Dreams" Damenmode verkauft. Die staatliche Soforthilfe sei nur ein Tropfen auf den heißen Stein, sagt Kern, die froh ist, dass sie wieder Umsatz generieren kann. Und für die es kein Problem darstellt, dass sie nun Mundschutz tragen muss. Sie lässt nur zwei Kunden gleichzeitig in den kleinen Laden in der Spitalgasse, denn sie kennt die klare staatliche Vorgabe, die da heißt: Nur ein Besucher pro 20 Quadratmeter Verkaufsfläche.

"Die Leute halten sich daran"

"Die Leute halten sich daran und fragen sogar am Eingang, ob sie reinkommen dürfen", sagt Kern, bei der sich Gudrun Stübinger am Nachmittag nach einem Pullover umschaut. "Ich suche einen in frischen Farben, denn Farben strahlen ja Lebensfreude aus", erklärt Stübinger, die selbst Geschäftsfrau ist. Sie führt den "Wäschetraum" am Marktplatz und ist mit dem Start am Montag wie Christine Kern recht zufrieden. Es gebe keine Anlaufschwierigkeiten, sagt Stübinger, die ihre "normalen Öffnungszeiten" auf fünf Stunden reduziert hat, daneben nach telefonischer Absprache jetzt aber Einzelberatungen anbietet. "Das ist in Corona-Zeiten gefragt, denn es gibt Kunden, die sich so sicherer fühlen."

"Heimische Händler unterstützen"

Auf Einkaufstour hat sich gestern auch Hannelore Pfeifer aus Kauerndorf begeben. Sie ist bei der Suche nach einer Handcreme in der Parfümerie Benker fündig geworden. Pfeifer ist froh, dass sie wieder in die Stadt kann, "denn ich bin kein Online-Käufer und will unsere heimischen Händler unterstützen". Dass sie einen Mund- und Nasenschutz überstreifen muss, nimmt sie gelassen hin. Sie hat dafür Verständnis. "Es ist ja wichtig, dass wir das, was wir mit den Corona-Maßnahmen erreicht haben, nicht leichtfertig aufs Spiel setzen", stellt die Kauerndorferin fest, die der Bummel durch die Kulmbacher Innenstadt auch in die Buchhandlung Friedrich führt.

Dort wird sie von Geschäftsführerin Christine Friedlein und deren Team beraten. Zwar hat Friedlein in den Wochen des Shutdowns unter anderem über den eigenen Webshop weiterhin Bücher verkauft, sie habe da aber nur rund zehn Prozent des gewöhnlichen Umsatzes gemacht.

Der soll jetzt wieder steigen, und der Start am Montag verlief verheißungsvoll. "Wird sind zufrieden", stellt Friedlein fest, die vor dem Neustart in der vergangenen Woche ein detailliertes Sicherheitskonzept erarbeitet hat. Ein- und Ausgang sind getrennt, Markierungen auf dem Boden weisen den Kunden den Laufweg, die Mitarbeiter am Verkaufstresen sind durch Plexiglas geschützt.

Ohne Läden keine richtige Innenstadt

Die Kunden verhielten sich vorbildlich, urteilt Christine Friedlein, was Alexandra Hofmann, die Sprecherin der Händlervereinigung "Unser Kulmbach" bestätigt. Hofmann, die um das Überleben des Handels in der Innenstadt kämpft, hofft, dass die Kulmbacher in den vergangenen Wochen erkannt haben, "welch trauriges Bild eine Stadt abgibt, wenn keine Läden mehr offen sind".

Nicht alle haben geöffnet

Gestern hat Kulmbach einen Schritt zurück Richtung Normalität gemacht. Doch es gibt noch genügend Stillstand: Die Türen des C&A sind ebenso geschlossen wie die von "Woolworth", da beide Läden über 800 Quadratmeter groß sind.

Was wird aus der Gastronomie

Und in der Gastronomie sind die Lichter nach wie vor aus, was Günter Geuther beklagt. Der Pächter des Klinikum-Cafés, der derzeit auch nur einen Kioskverkauf vornehmen darf, hat dafür kein Verständnis. "Ich bin davon überzeugt, dass man unter Auflagen mit Blick auf die Sicherheit jetzt auch Wirtshäuser und Cafés öffnen könnte. Man kann da ja ohne weiteres beispielsweise festlegen, dass nur jeder zweite Tisch besetzt sein darf", sagt Ge uther, der sich wünscht, dass bald auch in der Kulmbacher Gastronomie wieder Leben einkehrt.