Ein Pontifex des Frohsinns und andere geistvolle Tollitäten
Autor: Stephan Stöckel
Mainleus, Sonntag, 15. Januar 2017
Der Mainleuser Carnevals Club (MCC) ließ es bei der Prunksitzung am Samstagabend in der Weimainer Stadthalle ordentlich krachen.
Die Pappnasen in der Weismainer Stadthalle rieben sich verwundert die Augen: Ein Pontifex des Frohsinns trieb dem Gesellschaftspräsidenten des Mainleuser Carnevals Clubs (MCC), Wolfgang Hartmann aus Kulmbach, mit gereimten Worten der Wertschätzung die Freudentränen in die Augen: "... der ganz begeistert unentwegt, fast Tag und Nacht die Fastnacht pflegt. Es steht wohl irgendwann Wolfgangs Heiligsprechung an."
Die Kanonisation, wie der Lateiner sagen würde, wurde bei der Prunksitzung des MCC am Samstagabend vollzogen, die unter dem Motto "Fastnacht am Obermain" gestanden hatte: Der Papst der fünften Jahreszeit entpuppte sich als Roman Kirzeder, Ordenkanzler des Fastnachtsverbands Franken (FVF).
Gemeinsam mit Präsident Bernhard Schlereth und dem oberfränkischen Bezirkspräsidenten Norbert Greger (beide FVF) dekorierte er den "Missionar und Botschafter der guten Laune, der in seinem Kopf mehr Fastnachtswissen abgespeichert hat als der Verband auf seiner PC-Festplatte" für seinen 32 Jahre währenden Einsatz für den Fasching mit der höchsten Auszeichnung, die der Verband zu vergeben hat: den goldenen Till von Franken.
Christine Friedlein aus Kulmbach führte nonchalant durch eine Prunksitzung der Überraschungen. Erich Wochele, Kultmusiker aus der Bierstadt Kulmbach, bereitete dem amtierenden Prinzenpaar des MCC Georgia I. und Karl-Heinz I. (beide Lauterbach) mit einem auf sie zugeschnittenen Prinzenlied eine Freude. Ihre Lieblichkeit und seine Tollität hatten zuvor mit einem erstklassigen Medley aus Fastnachtsschlagern vom Rhein und fränkischen Gassenhauern das Publikum auf Betriebstemperatur gebracht. Der närrische Adel vom MCC machte in diesem Jahr Bernd Kern und Peter Birk vom Tanzduo "Franken Top" gehörig Konkurrenz.
Urkomisches Wartezimmer
Im Wartezimmer herrscht Langeweile? Von wegen! Wenn es so urkomisch zugeht wie in jenem, in dem ein Unikum nach dem anderen den "Baaschdoffer" Edwin Jungkunz, zur Weißglut treibt, dann vergeht die Zeit wie im Fluge. Der Büttenredner schüttelte den Kopf über "neugscheita Ossis", die bei Problemen mit dem Hinterteil an "Arscheologen" denken oder bei einem steifen Genick zum "Genickologen" gehen.
Hermines goldener Schuh
Seltsame Blüten trieb die Medizin auch bei Gerlinde Hessler, der Preisträgerin des Goldenen Schuhs, die gleich eine neue Krankheit erfand: "Vagina Pectoris". Als Allheilmittel dagegen verschrieb sie: "Penisillin" und das Publikum konnte sich vor Lachen nicht mehr halten. Die Unterfränkin, als TV-Komikerin Hermine bestens bekannt, empfahl darüber hinaus Wein als Allheilmittel gegen jedes Wehwehchen: für Hämorrhoiden zum Beispiel einen "Gröber Nacktarsch" und für die Psychiatrie ein "Nordheimer Vögelein".Den Vogel unter den Narren schoss Franz Besold ab. Mit tiefgründigen Wortwitz und tollen Pointen zeigte er den Politikern, vom Rotkehlchen Gabriel bis hin zum lieben Horst in seinem Nest den ironischen Vogel. Hart ins Gericht ging der Weismainer Reimeschmied mit all jenen, die "den Terror nur verehren, vom IS sinnlos verhext, die sollen sich zum Teufel scheren und bleiben wo der Pfeffer wächst."
Mit seinem Semmelknödelbauch auf Du und Du war Wolfgang Baumann, der "Nölla" aus Knellendorf bei Kronach, der als ganz besonderer "Bauchredner" die Lacher auf seiner Seite hatte. Im Gespräch mit seiner Rundung baute er eine ironische Brücke von Merkels Flüchtlingspolitik zu seinem Bauch. Das Wampen schädlich seien, kanzelte Baumanns Wölbung als Erfindung der Pharmaindustrie ab. Des Bauches Credo: "Alles muss rein, wir schaffen das!"
Fanny Bordfeldt als Katze und Florian Potzel als Hund drehten die Zeit um ein paar Wochen zurück: Sie erzählten von ihrem ersten Weihnachten, das für die zwei Haustiere gründlich daneben ging, aber den Zuhörern Momente voller Heiterkeit bescherte.