Im "Baumann" ging die Sonne auf - und wer den Theatermacher kennt, der weiß: Daraus wird ein komisches wie kurioses Stück Unterhaltung.
Kennen Sie schon den Dattel-Curry-Dip? Die Premierenbesucher im Theater Baumann am Freitagabend sehr wohl - und zwar in kulinarischer wie in musikalischer Form. Denn bei Rüdiger Baumann ist nichts so, wie es angeblich sein soll, und nichts bleibt dort, wo es anscheinend hingehört.
Selbst aus einer Grundidee, wie sie skurriler nicht sein könnte, schafft es der Theatermacher, ein unterhaltsames Stück zu erschaffen, das die Lachmuskeln strapaziert und gleichzeitig Tiefgang hat. Dazu bisweilen mitreißende, bisweilen nachdenklich stimmende Lieder, beliebte Klassiker neu inszeniert mit Texten aus der Feder von Siggi Michl. Fertig ist das Erfolgskonzept von "Loss die Sunna rei".
Urstoff des Lebens
Ist Kommunikation ein Urstoff des Lebens? Daran forscht Dr. Hiddenkamp (Siggi Michl) seit acht Jahren. Forschungsobjekt ist ein Pilz, der mit Musik beschallt wird, doch die Forschungsgelder drohen mangels Erfolg eingestellt zu werden. Eines Tages gibt es eine Reaktion, doch die fällt ganz anders aus, als es sich Dr. Hiddenkamp vorstellte: Der Pilz mag Dialekt, die Hochsprache scheint im zu eckig und unnatürlich zu sein. Ausgerechnet in dem Moment des ersten Erfolgs fällt die Musikanlage aus.
Da ist Kreativität angesagt, bis der Techniker kommt, und so singen Dr. Hiddenkamp, sein Assistent Albert Abel (Robert Eller) und der Vorzeigebeamte Herr Lochner (Rüdiger Baumann) um das Überleben des Forschungsprojekts, denn die Kommunikation mit dem Pilz darf nicht abreißen.
Aus "Let the Sun Shine in" wird "Loss die Sunna rei", aus "Dust in the Wind" wird "Dreck in der Welt", und auch beliebte Klassiker von David Bowie, Queen, Boney M. oder Ludwig Hirsch dürfen im musikalischen Dialektreigen nicht fehlen.
Grandioses Trio
In Robert Eller und Siggi Michl hat sich Rüdiger Baumann erneut zwei Musikprofis zur Seite gestellt, und so kann das Trio an den Erfolg von "Ka Weiber, ka Gschrei" nahtlos anknüpfen. "Wir spielen die ,Weiber' jetzt im dritten Jahr und unsere Zusammenarbeit hat so gut funktioniert, dass wir unbedingt wieder etwas gemeinsam machen wollten", sagte Rüdiger Baumann. "Musik und Spiel, das liegt uns", fasste es Siggi Michl kurz zusammen.
Und das stimmt. Die Premierenzuschauer jedenfalls haben sich köstlich amüsiert und noch zwei Zugaben gefordert. Die Songs "Ich lieb alla Baama" oder der "Dattel-Curry-Dip" avancierten zum Publikumsliebling, es wurde mitgeklatscht und gesungen, die Kommunikation zwischen Akteuren und Besuchern funktionierte prächtig.