Ein Ort der Besinnung in hektischer Zeit
Autor: Werner Reißaus
Himmelkron, Sonntag, 24. Juni 2018
Vor 20 Jahren wurde die Autobahnkirche in Himmelkron von Bischof Werner Radspieler geweiht. Am Sonntag wurde dieses Jubiläum gebührend gefeiert.
Der Hauptzelebrant und Festprediger, Generalvikar Prälat Georg Kestel, machte deutlich, dass die Autobahnkirche ein wichtiger Ort ist, dessen Wert sich aber nicht so einfach bilanzieren lasse - trotz der statistisch beineindruckenden Besucherzahl von nunmehr 1,8 Millionen: "Ein Ort, wie vielleicht manche Werte dieser Welt, dessen Fehlen erst dann als Verlust angemeldet würde, wenn er nicht mehr da wäre.
Auf der Suche nach einem Sinn
Es ist ein Ort, der die Menschen einlädt nach dem zu suchen, was sie im täglichen Alltagsablauf vielleicht nicht finden. Nach einem Sinn im Tempo, nach einem Ziel in der Raserei und nach einer echten Einkehr, trotz und inmitten der vielen anderen Raststätten und Tankstellen."Die musikalische Ausgestaltung des Festgottesdienstes übernahm der Kirchenchor Bad Berneck-Himmelkron unter der Leitung von Anette Mytzka. Kirchenpfleger Hartmut Richter hatte zu Beginn die Geschichte der Autobahnkirche aufgezeigt.
Pfarrer Michael Osak stellte fest, dass die Autobahnkirche St. Christophorus seit 20 Jahren die Reisenden zur Entspannung, Besinnung und Andacht einlädt. Er gedachte "allen, denen wir diese Kirche zu verdanken haben", vor allem Initiator Pfarrer Karl-Heinz Weiser, dem Pfarrgemeinderat, der Kirchenverwaltung und dem Hausmeister."
Relativ kurze Zeitspanne
Generalvikar Kestel sagte, dass 20 Jahre nicht unbedingt ein großes Jubiläum darstellen, da die Zeitspanne für einen Kirchenbau relativ kurz sei. "Es ist aber bei einer Autobahnkirche doch die Ausnahme. Denn für die vielen Besucher, die nur kurz und vielleicht nur einmal im Leben vorbeikommen, sind 20 Jahre in unserer hektischen und schnelllebigen Zeit sehr viel."Am Beispiel eines Gotteshauses im russischen Petersburg verwies Prälat Kestel darauf, dass Gotteshäuser und Kulturdenkmäler nicht selten von Fundamentalisten und Terroristen nicht zerstört wurden: "Unsere Kirchengebäude sind heute ständig Denkmäler für die Gegenwart Gottes, die zum Nachdenken und Danken, zum Loben und Preisen anregen. Es sind Erinnerungsorte an die Verheißungen des Glaubens, Alternativorte zur Oberflächlichkeit unserer Zeit." Gerade eine Autobahnkirche könne die spezifische Rolle der Gotteshäuser besonders zeigen, denn sie sei zugleich eine Einladung für Menschen, die unterwegs sind. Der Generalvikar: "Die Autobahn, unsere Bahnhöfe und die Flughäfen sind ja die Symbole schlechthin für unsere umtriebige Zeit."
Ort der Entschleunigung
Hinzu komme, dass heute auch die modernen Medien und virtuellen Datenautobahnen die Mobilität und Lebensweise nicht nur bestimmen, sondern auch verändern. Die Zeit sei dadurch aber nicht mehr geworden, sondern habe eher abgenommen. Wichtig sei es, nicht unter die Räder dieser Betriebsamkeit zu kommen. Die Autobahnkirche entstehe für Entschleunigung, sie sei eine Station auf dem Weg. "Wir feiern nicht das Gebäude an sich, sondern das, was die Menschen darin tun, und dass sie es vielleicht in einer anderen Einstellung wieder verlassen."Vor der Autobahnkirche wartete nach dem Festgottesdienst die Untersteinacher Blasmusik und spielte unter der Leitung von Lothar Huber schmissige Weisen.
Bedeutung für gesamte Region
Bürgermeister Gerhard Schneider und stellvertretender Landrat Jörg Kunstmann hoben ebenfalls die Bedeutung der Autobahnkirche für die Gemeinde Himmelkron und die gesamte Region hervor. "Die Autobahnkirche hat sich mit ihrer Begegnungsstätte zur Heimstatt unserer katholischen Kirchengemeinde in Himmelkron entwickelt und belebt das Leben in unserer Gemeinde unheimlich", sagte der Bürgermeister. Jörg Kunstmann nannte das Gotteshaus ein Symbol - nicht nur für Himmelkron, sondern für den gesamten Landkreis und darüber hinaus.Der Kirchenchor Bad Berneck-Himmelkron umrahmte den Festgottesdienst musikalisch. Vor der Autobahnkirche wurde ein Rahmenprogramm geboten, bei dem auch die Kinder nicht zu kurz kamen. Ein Benefizkonzert des Gospelchors "Rainbow" aus Bayreuth rundete den Sonntag ab.