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Ein Netzwerk für die Petrikirche


Autor: Sonny Adam

Kulmbach, Dienstag, 23. Sept. 2014

Was sich der Kulmbacher Kunstverein zu seinem fünfjährigen Bestehen einfallen ließ, sucht seinesgleichen: In der Petrikirche wurde ein begehbares Netz installiert. Am Mittwochabend wird es von Michael Langeneckert mit einer Tanzperformance im Gotteshaus vorgestellt.
Tänzer Michael Langeneckert bereitet sich auf die Performance am Mittwoch um 19 Uhr in der Petrikirche vor. Foto: Sonja Adam


Ein Netz in einen Kirchenraum zu hängen, ist für Künstlerin Sibylle Burrer aus Pforzheim nichts Neues. Seit 2001 hat sie sich auf solche Installationen spezialisiert. Dennoch ist die Montage des 60 Quadratmeter großen Nylonnetzes in der Petrikirche eine Herausforderung. "Wir mussten kurzfristig noch Änderungen vornehmen", verrät sie über das Kunstwerk, das so begehbar sein muss, dass sich niemand in Bänken oder sonst verheddern kann.

Die Idee stammt vom Kunstverein Kulmbach, der anlässlich seines fünfjährigen Bestehens sinnbildlich ein Netz von der Plassenburg über die Petrikirche, durch die Obere Stadt bis zur Sparkasse und dem Jugendzentrum "Alte Spinnerei" spannen und versinnbildlichen, wie sich ein "Kunst-Netzwerk" in Kulmbach entfaltet. "Vielleicht könnte es auch zeigen, dass Kunst überall und wichtig ist", wünscht sich Cornelia Morsch.

Bis 30.

Oktober begehbar
Das Netz in der Petrikirche bleibt bis 30. Oktober hängen. Es ist acht Meter lang, hat die Form einer Welle und eine Fläche von 60 Quadratmetern. Über ein Podest gelingt der Einstieg. "Voraussetzung ist gutes und festes Schuhwerk, möglichst Schnürschuhe", mahnt Sibylle Burrer. Mindestanforderung ist Schuhgröße 36. "Natürlich muss das Netz noch von der Landesgewerbeanstalt abgenommen werden", sagt sie. Kunst hin oder her - die Vorschriften müssen eingehalten werden.

"Es ist gar nicht so einfach, sich in einem solchen Netz zu bewegen. Balance ist gefragt", sagt Michael Langeneckert. Der Tänzer hangelt sich durch - von außen sieht es so aus, als ob er sich vorkämpfen würde. Und immer wenn er das Gleichgewicht verlagert, neigt sich das Netz nach unten und gibt nach. "Ich werde eine Performance im Altarraum machen", entscheidet der Berliner spontan.

Unterdessen spielt Ingo Bracke, ein Lichtkünstler, mit Scheinwerfern. Denn natürlich braucht die Show auch Lichteffekte der besonderen Art.

Beim Aufhängen wagt sich auch der Vorsitzende des Kunstvereins, Karl Heinz Greim, ins Netzwerk. Er taumelt, hat Mühe, sich auf den Beinen zu halten, kämpft sich Meter um Meter vor. "Das ist ein tolles Erlebnis", macht er allen Mut.

"Ob ich ins Netz gehen werde, da möchte ich mich noch nicht festlegen", sagt Dekan Jürgen Zinck, der Kuratoriumsmitglied des Kunstvereins. Doch in einem ist er sich sicher: Kirche und Kunst passen hervorragend zusammen. Und deshalb hat der Dekan "seine Petrikirche" gerne für das wohl ungewöhnlichste Kunstprojekt der vergangenen Jahre in Kulmbach geöffnet.

Das Netz in der Petrikirche ist samstags und sonntags von 13 bis 17 Uhr begehbar, Gruppen können es auch außerhalb dieser Zeit buchen. Über eine Spende würde sich der Verein freuen, sagt Cornelia Morsch offen.
Der Kunstverein hat zum Jubiläum aber noch weitere interessante Ausstellungen, Events und Performances geplant. Alle Ausstellungen stehen unter dem Motto: "Netzwerk- Network".



Aktionen zum Jubiläum


Netz
Am Mittwoch um 19 Uhr wird es in der Petrikirche mit einer Raum-Licht-Performance der Extraklasse vorgestellt. Andachten mit Musik - die Netzwerk-Gottesdienste - finden am 1., 8., 15., 22. und 29. Oktober jeweils um 19.30 Uhr statt.

Preisverleihung
Auf der Plassenburg findet am Sonntag, 28. September, um 11 Uhr ein Festakt mit Vernissage statt. Dabei wird der mit 3000 Euro dotierte Hans-von-Kulmbach-Preis in Erinnerung an den Maler Hans Suess verliehen.

Ausstellung
Die dritte internationale Kunstausstellung präsentiert ab dem kommenden Sonntag in der Großen Hofstube auf der Plassenburg 19 Mitglieder des Kunstvereins Kulmbach und 55 Künstler aus Deutschland, Dänemark, Frankreich, Italien, den Niederlanden, der USA, Österreich und der Schweiz. Insgesamt werden bis zum 2. November 132 Arbeiten zum Thema "Netzwerk-Network" ausgestellt.

Kunst und Lichtkunst
Am Donnerstag, 2. Oktober, um 18 Uhr zeigt der Kunstverein in der Hauptstelle der Sparkasse eine Ausstellung mit Skulpturen, Zeichnungen und Holzschnitten. Höhepunkt ist eine Lichtinstallation von Ingo Bracke, die die Sparkasse und die Alte Spinnerei in Szene setzt.

Video
Am 4. Oktober wird in der Oberen Stadtgalerie Video-Kunst gezeigt (13 bis 17 Uhr).