Ein Landkreis steht unter Wasser
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, Freitag, 14. Januar 2011
Nach dramatischen Stunden am Vormittag hat sich die Lage entspannt: Noch immer stehen weitere Teile des Landkreises Kulmbach unter Wasser. Der Höhepunkt des Hochwassers ist aber überschritten, vielerorts fallen die Pegelstände wieder.
Relativ entspannt sahen die Hochwasser erprobten Pölzer die Lage. "Es weiß ja jeder, was er zu tun hat", sagte Anwohnerin Karin Escher, deren Anwesen sich allerdings nicht im gefährdeten Bereich befand. Aber in Pölz sei schon immer so gebaut worden, dass in der Regel kein Wasser ins Haus kommt. Viele Gebäude seien nicht unterkellert, und man müsse Stufen hoch, um in die Häuser zu gelangen. Bei ihrem ihrem Schwiegervater Siegfried Escher sah die Lage schon etwas dramatischer aus. Sein Haus liegt am Ortsrand, das Wasser leckte schon an die Terrasse an seinem Wintergarten. An der benachbarten Scheune Scheune standen die Tore weit offen, um das Wasser durchzulassen, sollten die Pegel steigen.
Der Höchststand wurde am Nachmittag gegen 16 Uhr erwartet, 4,35 Meter waren da vorausgesagt. 60 Mann der Feuerwehren aus Willmersreuth, Motschenbach, Proß, Wüstenbuchau, Buchau, Wüstendorf und Pöhl hielten sich in Einsatzbereitschaft, mussten aber nicht eingreifen.
Eigentlich glaubte sich Markus Schöttner von Hochwasser sicher, denn sein Haus in Kauerndorf steht am Hang. "Ich wohne hier seit 17 Jahren", erzählt er. Doch als er gestern um 5 Uhr aufwachte, merkte er, dass Wasser in den Anbau drückte. Auf der Terrasse stand ebenfalls Wasser. "Ich hab dann gleich gesehen, dass der ganze Hang ins Rutschen gerät und habe Polizei und Feuerwehr angerufen", erzählt Schöttner, dem der Schreck noch anzusehen ist. Ein Großaufgebot an Rettungskräften rückte an und konnte das Schlimmste verhindern. "Die Feuerwehren Kauerndorf, Ködnitz, Fölschnitz und Neuenmarkt und das THW waren im Einsatz", so der Kommandant der Kauerndorfer Wehr Andreas Hahn. Die Feuerwehrleute leiteten das Wasser, das von Quellen am Hang kam, um und führten es am Haus vorbei. "Wir haben den Hang trocken gelegt", so Hahn.
Für die meisten Helfer war der kräftezehrende Einsatz am frühen Nachmittag zu Ende. Bei einer Abschlussbesprechung im Feuerwehrzentrum dankte Landrat Klaus Peter Söllner allen Einsatzkräften für ihr Engagement. Sie hätten Schlimmeres verhindert. Wie Erwin Burger, zuständiger Sachgebietsleiter am Landratsamt, betonte, hätten die Rettungsorganisationen Beachtliches geleistet. So sei beispielsweise bereits am Donnerstagabend in der THW-Unterkunft in der Von-Linde-Straße in Kulmbach ein kleines Einsatzzentrum eingerichtet worden. Bis nach Mitternacht seien dort zudem Sandsäcke gefüllt und an die kritischen Orte im Landkreis verteilt worden. Unterstützung kam hier vor allem von Feuerwehren aus dem Oberland
Für die Feuerwehren brachte die Nacht dann eine weitere unliebsame Überraschung: Im Kulmbacher Ortsteil Lehenthal stand eine Scheune in Flammen. In Kauerndorf drohte ein größerer Hangrutsch, der die Helfer ebenfalls forderte. Ab dem frühen Morgen kämpften die Rettungskräfte dann wieder gegen das Wasser. Auch hier leisteten Wehren aus dem ganzen Kreisgebiet Beachtliches: So rückten die Helfer aus Kasendorf und Azendorf an, um ihren Pölzer Kameraden Unterstützung zu leisten.
Das THW hatte in den Nachtstunden die Kontrolle des Flutmuldendamms in Kulmbach übernommen. Hier blieb der Wasserstand nach Auskunft des Wasserwirtschaftsamtes allerdings deutlich unter der kritischen Marke.
Insgesamt waren in den letzten Tagen an die 300 Helfer von Feuerwehr, Rettungsdienst, THW und Polizei im Einsatz.