Ein Jahr nach dem Großbrand: Marktschorgaster sägt wieder
Autor: Stephan Tiroch
Marktschorgast, Donnerstag, 01. Oktober 2015
Nach dem Flammeninferno: Karl-Heinz Bonenberger hat sein Sägewerk wieder aufgebaut. Doch so klar war es nicht, dass er Schutt und Asche wegräumt und noch mal durchstartet.
Feierabend, für diesmal macht Karl-Heinz Bonenberger Schluss. Er hat sein Tagwerk geschafft im Sägewerk im Pulster Weg in Marktschorgast. Mutter Ilse parkt ihren Gabelstapler ums Eck - mit ihren 78 Jahren packt sie im Betrieb immer noch mit an. "Wir schneiden Bauholz und machen auch Lohnschnitt für die Bauern", erzählt der Mann mit der Mütze.
"Ich bin weiß geworden"
Doch so selbstverständlich ist es nicht, dass Sohn und Mutter im Sägewerk arbeiten können. Verkohlte Balken, Asche und ein Haufen Schrott - mehr ist nach der Brandnacht vor einem Jahr nicht übriggeblieben. "An dem Abend - der 5. Oktober war ein Sonntag - hatten wir ein Erntedankessen vom Bauernverband im Gasthof Regina", erinnert sich der 55-Jährige. Um 20.45 Uhr habe der Nachbar angerufen. "Ich bin weiß geworden. Er hat gesagt: Das Sägewerk brennt." Zufällig, weil er vor der Tür eine Zigarette rauchen will, entdeckt der Mann das Feuer. Bonenberger eilt nach Hause. "Eine viertel Stunde nach dem Alarm war die Feuerwehr schon da und hat gelöscht - aber mir kam es vor wie eine Ewigkeit."
Sechs Feuerwehren sind im Einsatz. "Es hat lichterloh gebrannt. Die Werkhalle stand bereits in Vollbrand, die meterhohen Flammen waren im ganzen Ort zu sehen", so der Marktschorgaster Kommandant Jürgen Gampert. "Holzbauweise - da war nichts mehr zu machen."
Alles kaputt. Die Brandermittler der Kripo finden ein defektes Elektrogerät, das als Ursache des Flammeninfernos ausgemacht wird.
Bonenberger - er schätzt den Schaden auf 500.000 Euro - ist am Boden zerstört. "Ich habe drei Tage Bedenkzeit gebraucht, um zu überlegen, wie es weitergehen soll. Mit 54 war ich zu alt, um eine andere Arbeit zu bekommen, und zu jung für die Rente."
Mutmacher Robert Zeitler
Die Initialzündung für den Wiederaufbau kommt aus Gefrees. Robert Zeitler, seines Zeichens Holzbauunternehmer, fährt in den Pulster Weg und spricht Bonenberger Mut zu: "Wir brauchen Dich und bauen auch künftig auf Dich." Zeitler unterstützt den Marktschorgaster beim Wiederaufbau und betont heute: "Er ist zuverlässig und hilft auch kurzfristig aus. Wir sind sein größter Kunde. Für die Region ist es gut, dass er weitermacht."Bonenberger beginnt umgehend mit den Abbrucharbeiten. "Es musste schnell gehen, ich musste Geld verdienen." Sein Cousin Erwin Wesinger macht fast täglich mit, und auch die Marktschorgaster CSU trommelt alle verfügbaren Leute zusammen. Ortsvorsitzender Marc Benker sagt spontan Hilfe zu: "Das war für uns selbstverständlich."
Schon Weihnachten steht der Rohbau der 35 x 20 Meter großen Halle. Dach drauf, Verschalung anbringen - alles geht zügig vonstatten. Sägegatter, Schleifmaschine, Säumer und die anderen Werkzeuge werden rechtzeitig geliefert und eingebaut. "Eine Woche nach Ostern haben wir das erste Mal wieder geschnitten. Es war schon eine Erleichterung, dass man den Wiederaufbau geschafft hat", sagt Bonenberger.
Natürlich freut sich auch Mutter Ilse, die das Sägewerk mit ihrem Mann Josef aufgebaut hat, dass es weitergeht. "Ja freilich, ist es schön so", sagt sie und demonstriert, dass sie richtig zulangen kann.
Mehr Kunden als vorher
Ob das Geräusch der Säge für ihn nun wie Musik klingt? "Ja, schon", antwortet der Mann mit der Mütze und schmunzelt. "Die alte Kundschaft ist wiedergekommen und noch neue dazu. Es läuft alles wie vorher", so Bonenberger.Vor einem Jahr war er abgebrannt - jetzt sägt er wieder, Gott sei Dank.