Ein "Grüß Gott" kostet nichts
Autor: Dagmar Besand
Kulmbach, Montag, 22. Juli 2013
Wenn ich zu Besuch in meinem früheren Heimatort Stadtsteinach bin, freue ich mich immer darüber, wie sehr dort die Kultur des Grüßens gepflegt wird. Jedes Schulkind sagt "Grüß Gott", wenn man ihm auf der Straße begegnet, und freut sich sichtlich, wenn man den Gruß erwidert.
Das fühlt sich sehr vertraut an. Ich selbst wurde so erzogen und kenne es von klein auf nicht anders. Ich grüße meine Mitmenschen gerne - nicht nur, weil "es sich gehört", sondern weil es mir gefällt. Und in der Regel bekomme ich ein freundliches "Grüß Gott", ein fröhliches Hallo oder ein lässiges Servus zurück.
Aber es gibt Ausnahmen: hartnäckige Niemals-Grüßer, denen nicht das kleinste Lächeln abzuringen ist, egal mit welchen Methoden und wie oft man es versucht. Seit vielen Monaten beiße ich mit meiner Freundlichkeit bei zwei älteren Frauen auf Granit. Mehrmals pro Woche begegne ich ihnen auf der Straße. Unbeirrt habe ich bislang gegrüßt, gelächelt, gewunken, einen schönen Tag gewünscht - und die Reaktion? Null. Nicht vorhanden.
Ich bin nach einer solchen Begegnung schon mal nach Hause ins Bad gegangen, um in den Spiegel zu gucken, ob ich vielleicht unsichtbar geworden bin.
Nun muss mich ja nicht jeder leiden können, und eine Grußpflicht gibt's auch nicht. Aber ich wundere mich schon, dass gerade Vertreter der Generation, die Jüngeren gern einen Mangel an Manieren vorwirft, sich so gebärdet. Der freundliche Umgang macht das Miteinander doch viel erfreulicher, und kosten tut's auch nichts. Aber vielleicht hat das den Damen noch keiner gesagt?