Ein Drogenhändler packt aus
Autor: Stephan Tiroch
Kulmbach, Dienstag, 30. Juni 2020
So laufen Rauschgiftgeschäfte in Kulmbach. Für den Angeklagten zahlte sich die Zusammenarbeit mit der Polizei aus.
Vor ein, zwei Jahren war der Mann als Drogendealer gut im Geschäft. Er versorgte die Szene in Kulmbach mit Haschisch. Bis ihm die Kripo durch Telefonüberwachung und Testkäufe auf die Schliche kam. Dass er sich damals zur Zusammenarbeit mit der Polizei entschloss, machte sich jetzt in seinem Prozess für ihn bezahlt.
Der 25-Jährige legte ein Geständnis ab, benannte 15 seiner Kunden und auch seinen Hintermann, einen Ex-Kulmbacher, der jetzt in Herne im Ruhrgebiet lebt.
Lebensbeichte abgelegt
"Der Angeklagte hat eine Lebensbeichte abgelegt", sagte gestern ein Kripobeamter vor dem Schöffengericht Kulmbach. Seine Aussage sei viel wert gewesen. Er habe viel mehr eingeräumt, als die Polizei schon wusste. Auch Preise, Mengen und Übergabeorte. Dadurch sei eine Reihe weiterer Straftäter inzwischen verurteilt worden.
Nach Angaben des Zeugen wird dem Lieferanten aus Herne im August ebenfalls der Prozess gemacht. Auch hier komme es wieder entscheidend auf die Aussage des Kronzeugen an.
In der Verhandlung wurde deutlich, wie in der Kulmbacher Szene Rauschgiftgeschäfte ablaufen: Anfragen per Handy oder WhatsApp, Treffpunkt an der Bank in der Oberen Stadt oder anderswo - die Übergabe dauerte dann nur wenige Augenblicke. In anderen Fällen brachte der Händler die Ware auch in die Wohnung der Kunden.
Mit der guten alten Post
Nach Kulmbach kam das Haschisch nicht mal auf dunklen Kanälen. Für den Transport benutzten der Großhändler aus Herne und der Kulmbacher Dealer ein bewährtes Transportmittel: die gute alte Post. Nach Angaben des Angeklagten habe der Lieferant zu ihm gesagt: "Du musst mir nur Geld schicken, die Ware kommt dann per Post zu Dir. Und so wurde es auch gemacht."
Das letzte Geschäft, bevor der 25-Jährige aufflog, war ein Scheingeschäft. Die Polizei hatte ihn bereits im Visier und einen Kontaktmann auf ihn angesetzt. Die Frage war, ob er ein Kilo von dem Stoff besorgen könne. Nichts ahnend, ging der Dealer darauf ein. Es kam auch eine Probe von zehn Gramm in Kulmbach an. Beste Qualität, wie sich herausstellte. Offenbar hatte der Händler in Herne das Kilo schon besorgt. Aber die Lieferung scheiterte daran, dass der Angeklagte die notwendigen 5000 Euro für den Kauf nicht auftreiben konnte.