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Ein Dorfladen für Presseck


Autor: Matthias Beetz

Presseck, Dienstag, 05. Mai 2015

Gerhard und Michaela Baptist eröffnen in der Knockstraße ein Geschäft zur Grundversorgung. "Damit die Leute nicht mehr nach Stadtsteinach oder Helmbrechts fahren müssen", sagen die Unternehmer.
Wagt den Sprung in die Selbstständigkeit: Gerhard Baptist. Foto: Matthias Beetz


Die Zeit läuft: Noch vier Wochen haben Gerhard (54) und Michaela (51) Baptist Spielraum, dann wird es ernst: Im ehemaligen Lebensmittelgeschäft Hebentanz direkt an der Ortsdurchfahrt eröffnen sie den Pressecker Dorfladen. Mit den gleichnamigen Einrichtungen in Grafengehaig und Rugendorf hat das Geschäft aber nichts zu tun. "Wir finanzieren alles selber, die anderen Läden sind Genossenschaften", so der 54-Jährige.

Dass sie einmal unter die Geschäftsleute gehen würden, haben sich Gerhard und Michaela Baptist sicher nicht vorstellen können. Bis 2010 lebte das Ehepaar in Nürnberg. Er verdiente seine Brötchen als Staplerfahrer und war 17 Jahre bei MAN beschäftigt, sie stand in Diensten der Rummelsberger Anstalten.


"Nürnberg? Zu teuer!"

Als der Wunsch nach einem eigenen Häuschen für die Zeiten des Rentnerdaseins immer stärker

wurde, wichen die Baptists aufs flache Land aus. "In Nürnberg und außen rum ist das einfach zu teuer." Gelandet sind sie schließlich in der Frankenwaldgemeinde Presseck - in der Wildensteiner Straße. Gerhard Baptist suchte sich einen neuen Job und arbeitete seitdem für die Firma "Log in" in Neuenmarkt.

"Irgendwann ist uns dann aufgefallen, dass in Presseck viele Läden geschlossen haben. Außerdem gibt es hier auch viele ältere Menschen, die keinen Führerschein haben. "Und außerdem wollten wir mal etwas anderes machen", sagt Michaela Baptist über die Entscheidung, selbst einen Laden zur Grundversorgung in Presseck zu eröffnen.

Passende Räume waren schnell gefunden, in der Knockstraße. Da, wo einst ein Lebensmittelladen samt Tankstelle zu finden war, werden sich die Baptists geschäftlich niederlassen. "So um die 75 Quadratmeter Verkaufsfläche haben wir hier", schätzt die 51-Jährige. Mit Lager, Büro und Sozialräumen kommen rund 120 Quadratmeter Nutzfläche zusammen.


Räume von Grund auf saniert

Dafür, dass die räumlichen Bedingungen stimmen, sorgte Hauseigentümer Markus Wunner. Neue Heizung, Elektroinstallation, Sanitärräume, Böden und mehr hat der Elbersreuther dem Anwesen spendiert. "Das war eine Grundsanierung", sagt Baptist und freut sich über das Engagement des Hausherrn. Zuversichtlich ist er, dass bis zur Dorfladeneröffnung am 6. Juni auch noch die Rampe an der Eingangstür gebaut ist, mit der die Benutzer von Rollatoren leichter ins Geschäft kommen. "Und für die Einkaufswagen auf dem Weg vom Geschäft zum Parkplatz ist das auch wichtig", ergänzt seine Frau.

Was Gerhard und Michaela Baptist im Pressecker Dorfladen anbieten? "Alles, was man zur Grundversorgung braucht", erklärt der 54-Jährige. "Dann müssen die Leute nicht mehr nach Stadtsteinach oder nach Helmbrechts fahren." In Konkurrenz zu den beiden bestehenden Läden in Presseck wollen sie nicht treten. "Wir wollen eher ergänzen", so Gerhard Baptist. Vom Obst über Körperpflegemittel bis hin zu Wurst und Fleischwaren wird das Sortiment bieten. Auch Getränke sowie Blumen und Friedhofspflanzen wird das Ehepaar anbieten. "Und natürlich werden wir auf Kundenwünsche eingehen", erklärt Gerhard Baptist. "Auch Brotzeiten auf Vorbestellung machen wir jederzeit." Bezugsquellen sind nach Möglichkeit immer regionale Erzeuger. Das Grundsortiment wird von C+C Edeka geliefert.


Aufwertung für Presseck

Bürgermeister Siegfried Beyer (CSU) verfolgt das Geschehen im Laden an der Ortsdurchfahrt mit Interesse. "Natürlich ist das eine positive Entwicklung", sagt er und spricht von einer Aufwertung für Presseck, wenn es bald einen weiteren Laden gibt. "Und außerdem haben wir dann einen Leerstand weniger."

Dass sich die Baptists so ins Zeug legen, freut den Bürgermeister auch in anderer Hinsicht. "Eine private Initiative ist besser, als wenn die Gemeinde zur Versorgung der Bürger einen genossenschaftlichen Dorfladen anstoßen müsste."

Gerhard und Michaela Baptist haben in ihrem neuen Laden inzwischen alle Hände voll zu tun. Einige Verkaufstheken stehen schon, das Regalsystem im Lager wird installiert, die Telekom zieht Leitungen. "Am 6. Juni um 9.30 Uhr machen wir auf", sagt Gerhard Baptist und hat keinen Zweifel daran, dass der Termin zu halten ist. Ob er später - wie geplant - seine Frau als Mitarbeiterin im Pressecker Dorfladen anstellen kann, hängt von der eigenen Geschäftstüchtigkeit ab - und natürlich vom Zuspruch der Kundschaft.