Ein Blick in die Maskenzone
Autor: Christine Fischer
Kulmbach, Dienstag, 13. April 2021
In der Kulmbacher Innenstadt gilt seit Monaten Maskenpflicht. Wie gut ist die Beschilderung und wie diszipliniert halten sich die Menschen daran?
Seit 3. Dezember gilt in der Kulmbacher Innenstadt Maskenpflicht. Die meisten Bürger halten sich daran. Wenn man so durch Kulmbachs Straßen läuft, sieht man aber immer wieder auch Passanten mit dem Mund-Nasen-Schutz unterm Kinn oder der Maske in der Hand statt im Gesicht - und das eindeutig in Arealen, die zur Maskenzone gehören. Am Wochenende sind vor allem die Eisdielen ein Anziehungspunkt. Dort wird zwar in der Warteschlange brav die Maske getragen, das Eis dann aber zum Teil in trauter Grüppchenbildung auf den Plätzen davor geschleckt. Auf der Bank ein Stück weiter genießt eine Familie die derzeit raren Sonnenstrahlen - ebenfalls "oben ohne". All das ein beinahe tägliches Bild, wenn man in der Innenstadt unterwegs ist. Sind die Menschen manchmal einfach nur nachlässig oder schlicht unwissend? Letzteres kann man für Kulmbacher nach fast fünf Monaten Maskenpflicht nicht mehr gelten lassen, aber wie sieht es für Auswärtige aus?
Vielleicht bald Hinweis-Banner
Fakt ist: die Beschilderung der Maskenzone ist ausbaufähig. Das stellt man schnell fest, wenn man mal "mit den Augen Fremder" durch die Stadt geht. In manchen Straßen sucht man vergebens ein Hinweisschild, so zum Beispiel in der Oberen Stadt vom Kirchwehr kommend oder in der Kronacher Straße im Bereich des "Bauklotz Winkler". Ebenso Fehlanzeige: Plakate mit dem Bereich der Maskenzone zur besseren Orientierung oder Banner über den Einfallstraßen, wie sie zum Beispiel zu Großveranstaltungen immer aufgehängt werden. Dass bei der Beschilderung noch Luft nach oben ist, hat man erkannt bei der dafür zuständigen Stadt Kulmbach, wie Pressesprecher Jonas Gleich auf Nachfrage erklärt. Derzeit gebe es Überlegungen, Banner über den Bundesstraßen mit einem eingängigen Hinweis auf die Maskenzone aufzuhängen. Doch die Umsetzung sei aufwendig und bedürfe allerlei Absprachen, unter anderem mit dem Straßenbauamt.
Schilder werden beschädigt und gestohlen
"Wir wollen ja auch, dass es für jeden klar ersichtlich ist, dass und wo Maskenpflicht in der Innenstadt herrscht", so Gleich. Deshalb kontrollierten Mitarbeiter der Stadtverwaltung regelmäßig die Beschilderung, Hinweise auf fehlende Tafeln kämen oft auch aus der Bevölkerung. Für Ersatz muss dauernd gesorgt werden. Viele Schilder werden beschmiert, zerstört, heruntergerissen oder gestohlen. "Wir haben schon mitbekommen, dass die Schilder wie Trophäen mit nach Hause genommen und im Flur aufgehängt werden. Das Schild an der Stadthalle wurde an drei Tagen hintereinander geklaut", erzählt Jonas Gleich und schiebt nach: "Das kostet alles Steuergeld."
Quasi über Nacht - weil der entsprechende Beschluss der Staatsregierung so kurzfristig kam - musste die Stadtverwaltung Anfang Dezember die Maskenzonen-Hinweise organisieren und anbringen. 40 Tafeln wurden im ersten Schwung aufgehängt, 60 weitere folgten, und mittlerweile mussten noch einmal 40 Schilder ersetzt werden. Da inzwischen klar sei, dass die Maskenpflicht wohl länger bestehen bleibt, "werden wir noch einmal investieren, um eine vandalismussichere und dauerhafte Beschilderung zu gewährleisten", so der Pressesprecher der Stadt.
Was ist nun erlaubt und was nicht?
Doch was genau ist nun eigentlich erlaubt und was nicht in der Maskenzone von 7 bis 20 Uhr (die im übrigen auch Alkoholverbots-Zone ist)? Müssen Radfahrer zum Beispiel einen Mund-Nasen-Schutz tragen, darf ich mein Eis oder meine Bratwürste beim Schlendern durch die Stadt essen oder sollte ich dafür stehen bleiben, und wie ist das mit der Familie auf der Sitzbank? Dazu kann Oliver Hempfling, Chef des Corona-Krisenstabs am Landratsamt, Auskunft geben. Grundsätzlich gilt: Die Maske darf nur kurz zum Essen, Trinken oder Rauchen abgesetzt werden, wenn für diesen Moment mindestens 1,5 Meter Abstand zu anderen Menschen gehalten wird. Bei Radlern, die durch die Stadt fahren, "wäre ich jetzt nicht so kleinlich", so Hempfling. Aber sobald sie absteigen oder schieben, muss die Maske aufgesetzt werden. Eis und Bratwurst im Gehen sind kein Problem, vielmehr sogar ein Muss, weil Lebensmittel ja nur "to go" verkauft werden dürfen. Beim Essen mit anderen dicht zusammenzustehen und womöglich noch ausgiebig zu "ratschen", ist dagegen das genaue Gegenteil von Infektionsschutz. Wie immer gelte, so Oliver Hempfling: "Mitdenken ist nicht verboten. Man sollte den Sinn und Zweck von Regelungen verstehen und danach handeln." Und so muss auch die Familie oder das Pärchen auf der Bank innerhalb der Maskenzone selbstverständlich Mund-Nasen-Schutz tragen.
Maskenpflicht bleibt
Die Sinnhaftigkeit einer Maskenpflicht im Freien wird gerade in den sozialen Medien immer wieder angezweifelt, und jüngst haben sogar Forscher darauf hingewiesen, dass ein Mund-Nasen-Schutz im Außenbereich eher symbolischen Charakter und keinen nennenswerten Einfluss auf das Infektionsgeschehen habe, weil die meisten Ansteckungen mit dem Corona-Virus in Innenräumen stattfinden. "Ob die Staatsregierung der Meinung dieser Forscher folgt, werden wir im Laufe der Woche erfahren", so Hempfling. Er gehe jedoch nicht davon aus, dass sich beim Thema Maske etwas Grundsätzliches ändern werde und betont noch einmal: wer sich an Maskenpflicht, Abstands- und Hygieneregeln hält, der steckt sich auch nicht an.