Eigenes Weihnachtsfest für persische Familie
Autor: Vanessa Schneider
Kulmbach, Sonntag, 23. Dezember 2012
Nikoläuse und Christbäume kennt die iranische Familie Teimouri aus ihrer Heimat nicht. Die vier leben seit 20 Monaten in Deutschland. Heute feiern sie zum ersten Mal den Heiligabend in ihrem Wohnzimmer - mit Baum und persischem Essen.
Mahdi kann es kaum noch erwarten. Der Neunjährige sitzt auf dem Sofa und hält sein Geschenk in den Händen. Immer wieder reibt er an der Plastikhülle bis ihn seine Mutter Leila ermahnt. "Erst am Heiligabend!"
Eine gewöhnliche Situation an Weihnachten - und doch ist etwas anders. Die Teimouris feiern zum ersten Mal den Heiligabend. Vor 20 Monaten sind die vier aus dem Iran nach Deutschland geflüchtet. Vater Mustafa hat sich taufen lassen, die Teimouris leben christlich.
"Ich freue mich sehr auf Weihnachten", verrät die zwölfjährige Sara und blickt zum festlich geschmückten Weihnachtsbaum, der in einer Ecke des Wohnzimmers steht. Die Familie lebt erst seit wenigen Wochen in ihrer eigenen Wohnung. Zuvor waren sie in Asylbewerberheimen in Sehlendorf und später in Kulmbach untergebracht. Der Baum bedeutet ihnen daher sehr viel.
Wie schmückt man eigentlich?
Zusammen mit Freunden haben sie den Baum mit Kugeln, Kerzen und Sternen dekoriert. "Wir wussten eigentlich gar nicht wie", verrät Mutter Leila. Im Internet und Fernsehen haben sie sich Anregungen geholt. Doch wie lange lässt man so einen Baum überhaupt stehen? "Da haben wir uns noch keine Gedanken gemacht", sagt Mostafa. Am liebsten würde er ihn das ganze Jahr über in der Ecke des Wohnzimmers lassen.
Die Teimouris haben eine befreundete Familie zum Fest eingeladen. Am 25. Dezember und vielleicht auch Heiligabend werden sie in die Kirche gehen.
Zu einem besonderen Tag soll es auch ein leckeres Essen geben, da ist sich die Familie einig. "An Festen im Iran isst man Fisch mit Reis. Aber den mag ich nicht so gern", sagt Mustafa. Er möchte lieber sein Lieblingsgericht "Ghorme sabzi" am Heiligabend auf dem Tisch haben: Fleischwürfel mit roten Bohnen, Gemüse und Gewürzen. Tochter Sara ist für eine traditionelle persische Suppe. "Wir sind uns noch nicht einig", sagt Mutter Leila. Die deutsche Ente haben sie zwar schon probiert - und für gut befunden, aber an Weihnachten wollen sie Speisen aus ihrer Heimat zubereiten.
Persische und deutsche Lieder
Schon in der Adventszeit haben sie allerhand Plätzchen und Lebkuchen genascht. "Das schmeckt lecker. Es gibt so ein Gebäck in Halbmondform. Das mag ich besonders gern", verrät der 39-Jährige. Am Heiligabend werden die Teimouris Lieder singen - deutsche und persische. "Wir haben zwei Kulturen", sagt Mustafa. Sie wollen die deutschen Bräuche kennenlernen, aber auch die Kultur ihrer alten Heimat nicht vergessen.
Eine besondere persische Nacht
Deshalb feierten sie vor wenigen Tagen noch ein anderes Fest. In der Nacht zum 21. Dezember fand eines der vier wichtigsten Feste im Iran statt, das sich am iranischen Sonnenkalender orientiert. In der "Yalda-Nacht", der Nacht der Wintersonnenwende, kommen die Iraner bei einer Familie zusammen und essen Süßigkeiten, Wassermelonen und Granatäpfel. Bei den Teimouris gab am Donnerstag außerdem auch noch Lebkuchen. "Weihnachten ist für uns wichtiger, aber wir feiern auch Yalda", erklärt Mustafa.
Erst vor wenigen Tagen hat er das erste Mal in seinem Leben einen Nikolaus gesehen. "Das war toll. Mit zwei Engeln kam er herein. Ich kannte ihn nur aus dem Fernsehen. Das war sehr interessant."
Streng genommen ist es schon das zweites Weihnachten der Teimouris Doch das erste Jahr hatten sie noch keine eigene Wohnung und feierten in einer christlichen Gemeinde in Bayreuth. Auch Weihnachtsplätzchen haben sie dort gebacken. "Das war sehr schön, aber dieses Mal sind wir daheim", sagt Mustafa. Es ist ein Fest in ihrer eigenen Wohnung und - in Frieden. Dieser Frieden ist für Flüchtlingsfamilie nicht selbstverständlich.
Bis kurz vor Weihnachten arbeitete Mustafa in einem Altenheim. "Eine Kollegin schenkte mir mein erstes Weihnachtsgeschenk, da habe ich mich sehr gefreut", sagt Mustafa und zeigt auf den Weihnachtsbaum. Zwei kleine Figuren zieren die Zweige. Mustafa gefiel die Arbeit im Altenheim, doch ab Januar darf er nicht mehr dort tätig sein. Darüber ist er sehr traurig. "Ich bekam einen Brief aus München. Das ist vor Weihnachten besonders schwer", sagt Mustafa, der im Iran Management studiert hat. Er hofft, dass er bald wieder arbeiten darf.
Sara und Mahdi machen Fortschritte in der Schule. Sara spielt Theater, Mahdi mag Fußball. Die Teimouris wollen in Deutschland bleiben. Mustafa hat zudem einen weiteren Wunsch für das neue Jahr: "Eine Welt ohne Krieg."