"Ehrlich zu sein, ist schon besser"
Autor: Dagmar Besand
Kulmbach, Donnerstag, 17. Oktober 2019
Wir haben vier Kulmbacher Kinder gefragt, wie genau sie es mit der Wahrheit nehmen. Dazu zwei Pädagogen: Was tun, wenn Kinder lügen?
Lügen haben kurze Beine, heißt es. Und Kindern, die lügen, wächst eine lange Nase, das wissen alle, die Pinocchio kennen. Das kann so nicht stimmen, wenn ich mir die vier Grundschüler aus dem ökumenischen Kinderhort anschaue, mit denen ich heute darüber sprechen will, wie sie es mit der Wahrheit halten. Beine und Nasen - bei allen ganz normal. Frage: "Sagt ihr immer die Wahrheit?" Verlegenes Lächeln, freches Grinsen: "Kommt drauf an..."
Das will ich genauer wissen: In welchen Situationen rücken die Kids lieber nicht mit der Wahrheit heraus und präsentieren mehr oder weniger kreative Alternativ-Geschichten?
Schutz vor Strafe
"Wenn man weiß, dass man einen Anschiss oder eine Strafe kriegt", sagt Hagen Dippel. Er ist sieben Jahre alt und bleibt im Grunde lieber bei der Wahrheit. "Ehrlich ist besser, vor allem, wenn ich ein Problem habe. Sonst kann mir ja keiner helfen." Und noch etwas ist dem Grundschüler klar: "Wenn man öfter lügt und erwischt wird, dann glaubt einem keiner mehr. Auch blöd." Vor dem erwähnten Anschiss hat Hagen keine Angst: "Ich habe mega-liebe Eltern. Ich kriege nur Ärger, wenn ich nicht die Wahrheit sage."
Ein bisschen wahr...
Als er noch im Kindergarten war, hat Hagen mal die Tischdecke vom gedeckten Tisch gezogen, erzählt er. "Ich hab gedacht, das Geschirr bleibt drauf. Hat aber nicht geklappt. Dann hab ich gesagt, ich hab schon abgeräumt..." Hat ja irgendwie sogar gestimmt.
Vanessa Göllert hält gar nichts vom Lügen. "Wenn ich was angestellt habe und geschimpft kriege, dann hab ich's meistens auch verdient", sagt die Achtjährige selbstkritisch. "Aber das geht ja auch wieder vorbei. Wenn ich lüge und es kommt später raus, dann ist es viel schlimmer."
Also sagt Vanessa immer die Wahrheit? Das will sie dann doch nicht behaupten. Es gibt Ausnahmen: "Ich bin mal nach der Schule nicht direkt nach Hause gegangen, sondern in ein Geschäft, in eines, wo ich allein nicht hindarf. Dann war ich natürlich zu spät daheim und hab geschwindelt, ich hätte getrödelt..."
Hundert Prozent ehrlich ist Vanessa, wenn sie in ihre Tagebuch schreibt: "Das wäre ja sonst so, als würde ich mich selbst anlügen!"